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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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Grund dafür war. Wir jedoch kannten die Details. Es waren die Informationen aus der Bibliothek, die wir zu den richtigen Leuten haben durchsickern lassen, die zu einem Umschwung in der öffentlichen Meinung und schlussendlich zu Neros Selbstmord geführt haben.«
    Emily hörte ihm staunend zu.
    »Oder nehmen wir mal ein etwas moderneres Beispiel: Napoleon«, erzählte Athanasius weiter. »Nach seinem Staatsstreich im Jahre 1799 breitete er seine Macht über nahezu ganz Europa aus. Er war unaufhaltsam. Aus purem Egoismus schuf er ein gewaltiges Reich, während rechts und links von ihm andere Mächte unter dem Druck seiner ›Grande Armée‹ zerbrachen.«
    »Aber dann haben Sie sich eingemischt, ja?«, hakte Emily nach.
    »Die Gesellschaft hat die wichtigsten nachrichtendienstlichen Informationen zusammengestellt, die es der Koalition erlaubten, ihn 1813 bei Leipzig zu schlagen. Diese Schlacht entschied das Schicksal der napoleonischen Dynastie.«
    »Die Gesellschaft hat Napoleon aufgehalten?« Emily konnte das kaum glauben.
    »Die Gesellschaft hat die Ereignisse jener Zeit beeinflusst«, korrigierte Athanasius sie, »so wie sie es immer getan hat, wenn der gezielte Einsatz von Informationen dem allgemeinen Wohl zugutekam.«
    Emily war überwältigt.
    »Sie sagen also, dass Sie die Informationen, die Ihnen zur Verfügung stehen, einsetzen, um die Welt um Sie herum zu manipulieren.« Emilys moralische Vorbehalte gegen das, was sie da hörte, wurden immer größer.
    »Die ›Welt‹ ist wohl ein wenig übertrieben, und ich würde auch nicht das Wort ›Manipulation‹ verwenden.« Athanasius suchte nach einem Begriff, von dem er vermutete, dass er Emily eher zusagen würde. »Betrachten Sie das mehr als … als Teilen . Wir teilen unser Wissen, wenn es mehr Gutes denn Schlechtes bewirkt. Die Bibliothek war stets ein Hort des Guten. Wir streben danach, moralische Entscheidungen zu treffen, von denen die gesamte Menschheit profitiert.«
    Der Knoten in Emilys Magen kehrte wieder zurück, härter denn je. Sicher, die Mission der Bibliothek hatte durchaus eine moralische Grundlage, aber das Zeitalter der Zensur war schon lange vorbei. Die Bibliothek war eine Macht der Veränderung und mit Ressourcen ausgestattet, die man sich noch nicht einmal vorstellen konnte. Wer konnte schon mit so viel Macht verantwortungsvoll umgehen?
    Emily versuchte, gegen ihr wachsendes Unbehagen anzukämpfen, indem sie sich wieder praktischen Fragen zuwandte.
    »Wie haben die Bibliothekare denn ihren Job gemacht, nachdem auch sie nicht mehr wussten, wo die Bibliothek war? Schließlich kann man auch das Schicksal der Welt nicht beeinflussen, wenn man keinen Zugriff auf seine eigenen Ressourcen hat.«
    »Das Wissen um den genauen Standort der Bibliothek gehörte nie zum Kern der Bibliothekarsarbeit«, antwortete Athanasius. »Die physische Verbindung zur Sammlung wurde mit der Zeit immer unbedeutender, und heute ist sie sogar vollkommen unnötig geworden. Die einzelnen Bibliothekare sammeln Informationen und füttern die Bibliothek damit, und nur jene, die das Sagen haben, benötigen Zugang zur eigentlichen Sammlung. Wir sind alle vollkommen unabhängig. Lediglich zwei Personen haben den Überblick: der Bewahrer und sein Gehilfe. Nur diese beiden Menschen kennen den genauen Standort der Sammlung, und nur sie haben Zugang dazu. Es ist der Bewahrer, der sich um die Organisation und Distribution von Informationen an die Öffentlichkeit kümmert, wann immer es vonnöten ist. Dazu gibt es noch ein großes Team von Helfern auf der ganzen Welt, die ihm beim Management und der Verarbeitung des Materials zur Hand gehen. Die restliche Arbeit wird dann von uns erledigt: den Bibliothekaren. Es gibt immer exakt einhundert von uns, überall auf der Welt verstreut und mit genau einer Aufgabe: in unserem jeweiligen Bereich jede erdenkliche Information zu sammeln. Diese Informationen können sowohl öffentliche als auch geheime Quellen sein, und ihr Inhalt bestimmt dann das weitere Vorgehen der Gesellschaft. Einige Bibliothekare so wie ich arbeiten tatsächlich in Bibliotheken.« Athanasius deutete auf seine Umgebung. »Ich arbeite schon mein ganzes Leben in Bibliotheken, und dementsprechend ist meine Rolle auch eher, sagen wir ›traditionell‹. Ich stelle sicher, dass eine Kopie jedes Buches, jeder Zeitung, jeder Zeitschrift und sogar jedes Flugblatts und jedes Plakats, das von den großen Verlagen in Ägypten publiziert wird, in der Sammlung landet. Material,

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