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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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das nicht auf dem üblichen Wege publiziert wird, versuche ich ebenfalls zu bekommen. Es gibt gut zehn von uns, die eine ähnliche Funktion haben, in der British Library, der American Library of Congress und in anderen ähnlichen Institutionen überall auf der Welt. Die meisten Bibliothekare sind jedoch spezialisierter. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Sammlung von Informationen zu politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten in ihrer Region; doch ihr Augenmerk gilt vor allem den ›Besten‹ ihrer jeweiligen Kultur, jenen Menschen, die tatsächlich etwas bewegen können. Jede bedeutende Person wird verfolgt, überprüft, und schließlich werden dann ausführliche Berichte zu ihr verfasst.«
    Emily versuchte, das Ausmaß der Organisation zu begreifen, die Athanasius ihr da beschrieb. Wenn sie tatsächlich das war, was er behauptete, dann war die Gesellschaft der Bibliothekare von Alexandria nicht nur ein Netzwerk von Individuen, die auf einem unvergleichlichen Schatz an Wissen hockten, sondern auch die größte und älteste Spionageorganisation der Geschichte.
    Das Projekt war gewaltig, kaum zu glauben. Emilys Blutdruck stieg weiter, aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, jede Einzelheit zu erfragen.
    »Wie werden Sie ausgewählt und wie für Ihre Rollen ausgebildet?«
    »Es gibt da ein uraltes Verfahren, das wir buchstabengetreu befolgen«, antwortete Athanasius. »Es erlaubt uns, neue Bibliothekare zu rekrutieren und auszubilden, ohne dass sie je die Identität des Bewahrers oder anderer erfahren. Potenzielle Kandidaten werden mindestens fünf Jahre lang beobachtet und gründlich durchleuchtet, um ihren Charakter, ihre Fähigkeiten und ihre Vertrauenswürdigkeit zu evaluieren. Der Bewahrer bestimmt einen Bibliothekar für diese Aufgabe, der dann Kontakt zu dem Kandidaten aufnimmt, aber natürlich ohne ihm etwas zu verraten. Idealerweise werden die beiden Kollegen oder gar Freunde, und durch den Mentor lernen wir den Kandidaten dann kennen. Wenn die Zeit reif dafür ist, dass der Kandidat von der Gesellschaft erfährt, übernimmt das ein anderer Bibliothekar aus einem anderen Land. Auf diese Art erfährt der Kandidat nie die wahre Identität des Bibliothekars, der sein Mentor war. Sollte der Kandidat dann die Einladung oder sonst etwas in Bezug auf die Gesellschaft gegenüber seinem Mentor erwähnen, wissen wir, dass wir ihm nicht die Art von Information anvertrauen können, mit der er es als Bibliothekar zu tun bekommen würde. Läuft jedoch alles gut, wird der neue Kandidat formell aus der Ferne vom Bewahrer zum Bibliothekar ernannt und auf die Gesellschaft eingeschworen. Daraufhin erklärt ihm der Bibliothekar, der ihn angeworben hat, seine Pflichten und geht. Die beiden sehen sich nie wieder.«
    »Dann schließt ein neuer Bibliothekar sich also einer Gesellschaft an, von der er wissentlich nur ein Mitglied getroffen hat? Und die Namen der anderen kennt er auch nicht?«
    »Genau«, bestätigte Athanasius. »Vor allem die Identität des Bewahrers wird niemals preisgegeben. Niemand soll den Mann an der Spitze identifizieren können.«
    Dieses komplexe System verstärkte noch das mysteriöse Bild, das Emily inzwischen von der Gesellschaft gewonnen hatte, aber es machte sie auch zwielichtiger. Emily war zwischen Faszination und Misstrauen hin-und hergerissen.
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das sein muss«, sagte sie. »Von einer so geschichtsträchtigen Gruppierung umworben zu werden, die über derartige Ressourcen verfügt. Und dann die Aufgabe, um die es geht …«
    »Nun ja«, erwiderte Athanasius, »ich denke, das können Sie schon.« Emily hob überrascht die Augenbrauen. »Und zwar aus unmittelbarer Erfahrung.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie kennen mindestens eine Person, die genau die Art von Vorbereitung durchlaufen hat, die ich Ihnen gerade beschrieben habe.«
    Emily zögerte.
    »Und wer soll das sein?«
    Athanasius schaute ihr tief in die Augen.
    »Sie.«

KAPITEL FÜNFUNDSECHZIG
    12:20 U HR
    »Ich?« Emilys Herz, das bis jetzt wie wild gepocht hatte, setzte einen Schlag lang aus. »Wovon reden Sie da? Ich bin von niemandem auf etwas vorbereitet worden!«
    »Das wissen Sie nur nicht«, erwiderte Athanasius. »Wie auch? Wie ich Ihnen gerade erklärt habe, ist es ja der Sinn der Sache, dass der Kandidat nichts von den Vorbereitungen merkt … jedenfalls nicht bis ganz zum Schluss, wenn er sich als vertrauenswürdig erwiesen hat. Erst in den letzten sechs Monaten

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