Die verlorene Kolonie (German Edition)
Planetoiden eine tektonische Instabilität, die wir ausnutzen können? Ich dachte an den Einsatz der Irene oder sogar der Marie Curie als kinetische Waffe.“
Griffin starrte ihn entsetzt an, als ihm klar wurde, das Cardoni soeben vorgeschlagen hatte, sein Schiff mit Anlauf und voller Beschleunigung auf den Planetoiden stürzen zu lassen. Regina, die Griffins Gesicht gesehen hatte, erwiderte bedrückt: „Dafür müssen wir erst einmal wissen, auf welche Geschwindigkeit wir die Marie Curie bekommen können, damit wir die Einschlagenergie ermitteln können. Wenn du mir die Zahlen lieferst, werde ich eine Simulation laufen lassen. Aber ich bin skeptisch. Der Planetoid scheint eine feste Metallmasse zu sein, die nicht so leicht zu sprengen sein wird!“
Max warf ein: „Und wenn wir den Aufprall so steuern, das die freiwerdende Energie eine möglichst große Kursablenkung zur Folge hat?“
Cardoni dachte nach. „Das können wir aber nur machen, wenn wir wissen, dass in der Alienstation nicht noch ein Triebwerk aktiv ist, das den Kurs wieder korrigiert! Sonst haben wir die Marie Curie für nichts und wieder nichts zerstört. Und das bringt uns wieder zu der Option einer Landung mit Eindringen in die Alienstation!“
Griffin, der sich von seinem Entsetzen etwas erholt hatte, brachte die Diskussion zum Abschluss. „Also sind wir uns einig. Mister Cardoni und ich berechnen den optimalen Kurs für die maximale Energiefreisetzung. Und wir rechnen auch nach, ob die Aufprallenergie zur Ablenkung ausreichen würde. Regina und Max, ihr sucht nach tektonischen Instabilitäten. Wenn wir schon die Marie Curie opfern müssen, wäre mir eine Zerstörung des Planetoiden lieber als die Ablenkungsoption! Aber wenn die beiden Lösungen nicht funktionieren, müssen wir wohl eine Landung riskieren!“
Bei den Kursberechnungen konnten Griffin und Cardoni keine Möglichkeit finden, den Planetoiden weit genug von seinem Kurs abzubringen. Auch Regina Kowalski und ihre geologische Abteilung konnten trotz der Hilfe von Max und ihren Computerkenntnissen keine Schwachstelle in dem Planetoiden finden. „Es ist, als ob der Planetoid der Eisenkern einer größeren Welt gewesen ist.“ seufzte Regina. „Aus einem Guss geformt und unzerstörbar!“
So blieb Griffin als Kommandanten der Marie Curie keine andere Wahl, als die Landungsexpedition zu genehmigen. Allerdings tat er das erst, nachdem die Marie Curie alle bisher ermittelten Daten und alle Theorien über SpaceNet an die gesamte Föderation übermittelt hatte.
Und wieder schob sich die Irene vorsichtig aus dem Hangar. Als Besatzung waren diesmal an Bord: Cardoni, der als Kommandant der Expedition und als Pilot fungierte, Regina Kowalski als leitende Exogeologin, Max als Mädchen für alles sowie zwei Mitarbeiter aus Reginas Abteilung und ein Ingenieur der Maschinencrew. Damit waren alle Plätze der Irene besetzt und durch die zusätzlichen Mengen an Ausrüstung, die die Crew der Marie Curie in dem Beiboot verstaut hatte, reagierte sie sehr träge auf die Steuerung. Wieder führte der Bordcomputer die Irene zu der Landestelle und übergab die Steuerung an Cardoni für die manuelle Landung. Er setzte das Beiboot trotz vieler Flüche auf die träge Steuerung butterweich auf und schaltete das Triebwerk aus.
Max meinte frech: „Für eine solche Landung hätte der Pilot eines Ferienfliegers einen Applaus bekommen!“ Der Rest der Expeditionsteilnehmer nahm die Bemerkung als Anlass zu einem Applaus. Cardoni verneigte sich lachend. „Wartet mit den Beifallstürmen, bis wir wieder gestartet sind! Und nun rein in die Anzüge!“
Nachdem sich alle in die schweren Raumanzüge gequält und sich ausgeschleust hatten, gingen sie, wie von Cardoni angeordnet, in einer auseinander gezogenen Reihe mit etwa 15 Meter Abstand auf die Stelle zu, an denen die Navigationssysteme ihrer Raumanzüge den Schacht geortet hatten. Unter der herrschenden, ungewohnten Schwerkraft kamen sie nur langsam voran, zumal einzelne Mitglieder der Expedition immer wieder Umwege um scharfkantige Felsen, die ihnen den Anzug zu zerreißen drohten, machen mussten. Als sie etwa zwei Kilometer zurückgelegt hatten, rief einer der Mitarbeiter aus Reginas Abteilung plötzlich: „Seht mal, die Höhle da!“ und wies mit seiner Hand auf eine Stelle im Kraterrand, die auch im Licht der starken Helmlampen in absoluter Schwärze lag. „Nach meinem Navsystem sollte kurz hinter dem Höhleneingang der Schacht liegen!“
Cardoni befahl
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