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Die verlorene Kolonie (German Edition)

Die verlorene Kolonie (German Edition)

Titel: Die verlorene Kolonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Jentsch
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aber als wir uns das einmal genauer angesehen haben, stellten wir fest, das an Sprungstellen unterschiedlicher Permeabilität die Magnetfelder eine kleine Raumkrümmung, eine Blase erzeugen. Die Kräfte, die diese Blasen erzeugen, heben sich normalerweise auf, außer man stellt die Ebenen der Magnetfelder in einem Winkel auf. Der optimale Winkel zwischen den beiden Abstrahlpolen des Magnetfeldes beträgt nach unseren Berechnungen 90 Grad. Die Stärke der auftretenden Kräfte hängt von der Stärke des Magnetfeldes und dem Unterschied der Permeabilitäten ab.“ 
    Sie machte eine längere Pause und trank einen Schluck Wasser, bevor sie weiter sprach. „Was haben wir also? Eine unerschöpfliche Energieversorgung und ein Triebwerk, das außer dieser Energie keinen Treibstoff braucht und ein Raumschiff fast bis auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen kann!“
    Mit einem kurzen Wink bedeutete sie einem Mitarbeiter, die Jalousien zum Hangar zu öffnen. Dazu erklang aus dem internen Lautsprechersystem des Hangars die Hymne des Lagoonsystems. Max sprach ergriffen weiter. „Und was bringt uns das nun? Darf ich vorstellen? Die Labora, unser Testschiff, in dem wir diese beiden neuen Techniken und noch einige andere Tricks zusammengefasst haben! Und nun darf ich ihnen die Besatzung der Labora vorstellen!“
    Mit einem Wink bat sie die Mitglieder der Besatzung zu sich auf das Podium, die aber in diesem Moment keine große Beachtung von den Besuchern erfuhren, weil alle gebannt auf den von den hochfahrenden Jalousien starrten. Max bemerkte für sich amüsiert, dass einigen Besuchern der Mund offen stand. In dem hell erleuchteten Hangar schwebte eine riesige pechschwarze Kugel. Einer der Besucher stotterte die Frage, die alle bewegte: „Wieso schwebt die da?“
    Max antwortete sachlich: „Wir haben bereits die Triebwerke gezündet und auf Techno Schwerkraft eingestellt. Wenn sie sich den Bereich unterhalb der Äquatorebene genauer ansehen, werden sie ein schwaches blaues Leuchten sehen. In diesem Bereich reagieren die Magnetfelder der Triebwerke mit der Hangarluft. Ist aber ungefährlich, es riecht nur stark nach Ozon.“
    Der Protektor wandte sich an Max. „Wie groß ist die Kugel? Und warum eine Kugel?“ fragte er. Max erklärte: „Das Volumen der Labora I wurde auf 100 000 Kubikmeter festgelegt, von denen etwa die Hälfte für Quantenfluktuationsumformer, Triebwerke, Lebenserhaltung und die Besatzung gebraucht wird. Der Rest kann später zum Beispiel als Frachtraum benutzt werden. Weil wir sie als Versuchsmodell betrachten, sind zurzeit in dem Bereich Labors und Werkstätten installiert. Der Durchmesser der Kugel beträgt 58 Meter. Und warum die Kugelform? Bei der Kugel haben wir den Vorteil des größten Volumens bei kleinster Oberfläche, also kleinster Chance, von Meteoriten getroffen zu werden. Außerdem hat die Labora noch einen Magnetschirm, der vor dem Sonnenwind schützen soll. Auch für die Konstruktion der Schirmprojektoren hat sich die Kugelform bewährt.“
    Was sie natürlich nicht sagte, sonder nur dachte, war: „Und außerdem sieht es einfach nur geil aus!“ Manfred I. nickte Max dankend zu. Nachdem die Aufregung über die Labora I etwas abgeflaut war, stellte Max die vorgesehene Besatzung für den Testflug vor.
    Eine Führung durch das Raumschiff schloss sich an, wobei die Besucher über die Menge des vorgesehenen Platzes für die Besatzung staunten. Max erklärte. „Die Labora ist auch für Langstreckenmissionen vorgesehen und auch für die Aufnahme einer Wissenschaftscrew von 50 Leuten. Die Psychologen empfehlen ja seit Jahrzehnten größere Räume für die Besatzung. Hier hatten wir die Möglichkeit, diesen Platzbedarf einzuplanen.“
    Einer der Besucher fragte: „Wenn das Schiff für Langstreckenmissionen geeignet sein soll, warum hat es dann kein Rotationsrad? Denken sie doch an den Muskelschwund in der Schwerelosigkeit bei langen Flügen!“
    Max hatte auch hierfür die Antwort bereit. „Natürlich haben wir das auch bedacht! Die neue Technik erlaubt es, die halbe Strecke zu beschleunigen und danach den Rest der Zeit abzubremsen. Die Labora wird also die meiste Zeit unter Beschleunigung sein, außer wenn sie in einem Orbit treibt.“
    Sie sah ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des Protektors, der wohl auch seine Erfahrungen mit dem bürokratischen Kompetenzgerangel gemacht hatte. Nach der Führung kehrten Max und die Besucher in die Hangargalerie zurück, während die Besatzung an Bord blieb

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