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Die verlorene Kolonie (German Edition)

Die verlorene Kolonie (German Edition)

Titel: Die verlorene Kolonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Jentsch
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Dusche genossen, ihr Makeup aufgelegt und sich einen grauen Overall angezogen hatte, fühlte sie sich schon etwas besser.
    Sie ging in die Küche, holte sich ihren Morgenkaffee und setzte sich an ihren Lieblingsplatz, von dem aus sie einen ungestörten Blick über die Bucht von Laguna Beach und den Sonnenaufgang hatte. Auf einmal spürte sie eine nasse, warme Berührung an ihrem nackten Fußgelenk. Es war die Zunge von Shiva, des Labradors ihres Mannes Karl-Ali, der sie in der Hoffnung auf ein zusätzliches Frühstück zärtlich ableckte. Sie lächelte, als sie ihr ein Stück von ihrem Toast abgab. Nach einer Weile gesellte sich Karl-Ali zu ihr.
    „Bald ist dein großer Tag! Sogar der Protektor soll kommen.“ sagte er. „Der erste Testflug findet erst in ein paar Tagen statt.“ antwortete sie und er erwiderte: „Aber du musst heute schon nach Techno aufbrechen. Wann geht dein Shuttle?“ „Erst in vier Stunden.“ „Dann haben wir ja noch Zeit für einen ausgiebigen Abschied!“ grinste Karl-Ali lüstern und kam auf sie zu.
    Als Max endlich den Raumhafen erreichte, hatte sie noch zehn Minuten Zeit bis zum Shuttlestart. Sie hetzte den Zugangstunnel entlang und warf sich unter dem missbilligenden Blicken der Stewardess auf ihren Sitz. Sie hatte gerade den Sicherheitsgurt angelegt, als der Shuttle sich auch schon von dem Zugangstunnel löste und an die Startbahn rollte. Nach einem kurzen Moment heulte das Triebwerk auf und die Bremsen wurden gelöst. Max und die anderen Passagiere wurden in die Sitze gepresst, als der Shuttle die Startbahn entlang raste. Kurz vor Ende der Startbahn hob es ab und zog steil nach oben. Durch die Kabine hallte laut das Geräusch des einklappenden Fahrwerkes. Da Max einen Fensterplatz ergattert hatte, konnte sie sehr gut sehen, wie der Boden unter ihr zurück fiel. Besonders gefiel ihr beim Start in Laguna Beach immer, das bei der vorherrschenden Windrichtung der Flug direkt über den Kontinent führte, so dass sie einen Blick auf die immer tiefer zurückfallenden Berge und Ebenen hatte.
    Der Himmel änderte seine Farbe auch zu einem immer tieferen Blau, bis die ersten Sterne sichtbar wurden und er schließlich ganz schwarz wurde. Nach einem letzten Aufheulen verstummte das Haupttriebwerk und sie spürte, wie sie leicht von ihrem Sitz schwebte, bis die Gurte sie festhielten. Im Shuttle hörte sie nun nur das leise Säuseln der Lüftung, das Knacken des abkühlenden Triebwerkes und vereinzelte Gespräche ihrer Mitreisenden. Nach einem kurzem Flug kam die Warnung, das nun weitere Steuer- und Beschleunigungsmanöver erfolgen würden, um die Umlaufbahn von Laguna Central zu erreichen.
    Max hatte noch nie unter Raumkrankheit gelitten und so sah sie weiterhin aus dem Fenster, beobachtete, wie unter leisem Fauchen der Kaltgasdüsen die Sterne vor ihrem Fenster zu rotieren begannen. Als die richtige Ausrichtung des Shuttles erreicht wer, wurde die Rotation wieder gestoppt und das Haupttriebwerk presste sie mit einer kurzen Zündung nochmals kurz in ihren Sessel. Nach etwa einer halben Stunde kam dann der riesige, rotierende Ring von Laguna Central mit seiner feststehenden Achse, an der die Andockschleusen lagen, in Sicht. Das zur Wärmeabstrahlung weiß gestrichene Rad mit seinen Speichen drehte sich langsam vor dem Sternenhimmel. Max bedauerte, dass bei diesem Flug der Anflug so berechnet war, dass sie den gigantischen Gasplaneten Zeus nicht im Blickfeld hatte. Sie hatte diesen Anblick bei anderen Flügen erlebt und immer die Schönheit der rotierenden Station vor dem Gasgiganten, der mit seinen verschiedenfarbigen Streifen prunkte, genossen. Nach der obligatorischen Warnung begann das Andockmanöver, das der Shuttle mit mehreren Stößen aus seinen Steuerdüsen durchführte.
    Max sah die Station immer größer werden, bis schließlich mit einem lauten Scheppern, das sie wie immer zusammenzucken ließ, die Verankerung einrastete. Die automatische Ankopplung des Schleusentunnels konnte sie nicht beobachten, da dieser an der anderen Seite des Shuttles erfolgte. Sie spürte aber das Zittern des Shuttles und hörte die metallischen Geräusche, als der Tunnel angeschlossen wurde. Nach dem Herstellen des Druckausgleichs, der sich wie immer durch das Zischen der Luft und durch ein Knacken in ihren Ohren bemerkbar machte, konnten die Passagiere den Shuttle verlassen.
    Max kannte das Prozedere und wusste, dass immer wieder ungeübte Passagiere beim Schweben durch den Andocktunnel zusammenstießen.

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