Die verlorene Kolonie (German Edition)
Knochen!“ Theodor Carabali begann zu lachen, das aber rasch verstummte, als sich wieder die Computerstimme der Black Rose meldete: „Beschleunigung fünf Gravos in zwei Minuten. Beschleunigungsdauer dreißig Minuten!“ Gabby sprach mit zuckersüßer Stimme weiter über das Intercom: „Da wir nun schon alle so nett zusammen sind, habe ich das Beschleunigungstestprogramm vorgezogen. Es geht gleich los!“
Cardoni wollte schon wieder los brüllen, als die Sessel in Liegeposition klappten und die leichten Raumanzüge begannen, sich um die unteren Extremitäten ihrer Träger zusammen zu ziehen, um den Blutabfluss aus dem Gehirn zu verringern. Als das geschehen war, begann auch schon die Beschleunigungsphase. Alle wurden mit dem fünffachen ihres Gewichtes in ihre Liegen gepresst. Das Atmen viel schwer, mühsam kämpfte sich die Besatzung von Atemzug zu Atemzug. Die Ruhe, die sonst an der Black Rose herrschte, wurde nun durchbrochen von den schweren Atemzügen und dem Brummen der Triebwerke, die die Schallisolierung zu den Wohndecks durchbrach.
Über ihr GCI ließ Gabby sicherheitshalber auch noch den Magnetschirm aktivieren, um Beschädigungen der Außenhülle und der Sensoren durch Staub und Mikrometeoriten zu verhindern. Als die dreißig Minuten vorbei waren und die Beschleunigung wieder auf ein Gravo gesenkt wurde, atmeten alle erst mal erleichtert auf. Cardoni schnaubte wutentbrannt: „Ich werde mich über sie beschweren, Leutnant. Sie dürfen nicht einfach den Testplan über den Haufen werfen, ohne das mit mir abzusprechen!“ Bevor Gabby etwas erwidern konnte, fiel ihm Theodor Carabali ins Wort: „Doch, sie darf! Das Schiff wurde offiziell der Raumwaffe übergeben, vorbehaltlich dieses Abnahmefluges. Und als Kommandantin hat sie jederzeit das Recht, das Testprogramm zu ändern oder auch zu erweitern! Aber dieses Gespräch sollten wir unter vier Augen in unserer Kabine fortsetzen!“ Mit einem beruhigenden Nicken zu Gabby führte er den immer noch wutschnaubenden Cardoni hinaus.
Gabby wandte sich, unberührt von Cardonis Wutausbruch, an ihre Besatzung: „Und nun möchte ich die Beurteilung der Maschinen und der Zelle, ob die Belastung innerhalb der Toleranzen liegt.“ Die Maschinencrew machte sich sofort an die Auswertung der gespeicherten Daten. Nach einiger Zeit meldete Swetlana, die als Maschineningenieur der ersten Wache die Chefin der Maschinencrew war, das alle Daten innerhalb der erwarteten Werte lagen. Als Gabby die Ergebnisse vernommen hatte, rief sie über Intercom die Kabine von Cardoni und Carabali und sagte: „Da sich beim fünf Gravo Beschleunigungstest keine übermäßige Belastung der Schiffssysteme angezeigt wurden, möchte ich das Testprogramm zeitlich etwas vorziehen. Als nächstes wären Ausweichmanöver unter verschiedenen Beschleunigungen dran. Wenn keine Einwände ihrerseits bestehen, starte ich mit den Tests in einer Stunde.“ Nachdem sie eine zustimmende Antwort von Theodor Carabali erhalten hatte, obwohl im Hintergrund wieder Geschimpfe von Cardoni zu hören war, wandte sie sich über Intercom an alle: „Manövriertest beginnen in einer Stunde. Also alle bitte in fünfzig Minuten wieder auf Beschleunigungsstation, bis dahin gilt die normale Wacheinteilung.“
Mit diesen Worten verließ sie die Kommandozentrale und holte sich aus der Bordküche einen Kaffee, bevor sie sich in ihrer Kabine nochmals sämtliche Belastungsdaten des Schiffes während der Beschleunigungsphase ansah. Auch den Plan für die bevorstehenden Test ging sie nochmals genau durch. Nach fünfundvierzig Minuten saß sie wieder an ihrem Platz in der Kommandozentrale und beobachtete, wie ihre Leute ihre jeweiligen Stationen einnahmen.
Auch Cardoni und Carabali saßen wieder auf den Beobachtersesseln, als sie den Computern der Black Rose den Befehl erteilte, mit dem Test zu beginnen. Es folgten mehrere Stunden voller Drehungen und Seitwärtsmanövern bei verschiedenen Beschleunigungen, so das der Kurs in den dreidimensionalen Darstellungen, wie es Stefan Maier nannte, aussah wie der Heimweg eines betrunkenen Regenwurms Freitagnacht. Zu Gabby's Begeisterung erfüllte ihr Schiff alle Anforderungen mit Leichtigkeit, auch als sie die Handsteuerung umschaltete und die Black Rose durch die wildesten Flugmanöver steuerte, die ihr einfielen. Als die Tests abgeschlossen waren, drehte sie ihren Sessel zu den beiden Beobachtern: „Mister Cardoni, ich möchte mich bei ihnen bedanken! Ihre Werft hat ein Spitzenschiff
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