Die Verlorene Kolonie
manchmal bleiben dann einzelne Körperteile zurück.«
»Gut, nehmen wir mal an, wir glauben diesen ganzen interdimensionalen Mondanziehungsquatsch«, sagte Mulch, um Foaly in Rage zu bringen. »Was hat das mit uns zu tun?«
»Das hat jede Menge mit uns zu tun«, gab Foaly gereizt zurück. »Wenn die Menschenwesen einen Dämon einfangen, was glauben Sie wohl, wer als Nächstes unter ihrem Mikroskop landet?«
Nun übernahm Vinyáya es, sie über die Hintergründe aufzuklären. »Aus diesem Grund hat vor fünfhundert Jahren die Ratsvorsitzende Nan Burdeh die Abteilung Acht eingerichtet, um die Aktivitäten der Dämonen zu überwachen. Glücklicherweise war Burdeh Milliardärin, und sie hinterließ ihr gesamtes Vermögen der Abteilung. Daher die eindrucksvollen Rahmenbedingungen. Wir sind eine ausgesprochen kleine, verdeckt operierende Einheit der ZUP, aber alles, was wir haben, ist vom Feinsten. Im Lauf der Jahre hat sich unser Aufgabenbereich erweitert, und wir übernehmen gelegentlich andere Geheimmissionen, die zu brisant sind, um sie der normalen ZUP zu überlassen. Aber nach wie vor konzentrieren wir uns auf die Dämonologie. Seit fünf Jahrhunderten studieren unsere klügsten Köpfe die alten Dämonentexte und versuchen vorherzusagen, wo und wann der nächste Dämon auftauchen wird. Normalerweise sind unsere Berechnungen korrekt, und wir können die Situation entschärfen. Aber vor zwölf Stunden ereignete sich ein Zwischenfall in Barcelona.«
»Und was genau ist passiert?«, fragte Mulch. Ausnahmsweise mal eine sinnvolle Frage.
Foaly öffnete ein weiteres Fenster auf dem Bildschirm. Der größte Teil davon blieb weiß. »Das ist passiert.«
Mulch beäugte das Bild. »Ein Mini-Schneesturm?«
Foaly wedelte mahnend mit dem Zeigefinger. »Ich schwöre, wenn ich nicht selbst so eine Spottdrossel wäre, würde ich Sie mit einem Tritt in Ihren explosiven Hintern vor die Tür setzen.«
Mulch nahm das Kompliment mit einem huldvollen Nicken entgegen.
»Nein, das ist kein Mini-Schneesturm. Das ist weißes Rauschen. Jemand hat unsere Sucher mit einem Störsender blockiert.«
Holly nickte. Sucher war der Insidername für die verborgenen Peilgeräte, die an die Kommunikationssatelliten der Oberirdischen angeschlossen waren.
»Wie Sie sehen, muss das, was in diesem Mini-Schneesturm passiert ist, recht ungewöhnlich gewesen sein, denn die Menschenwesen haben es eilig wegzukommen.«
Am Bildrand sah man Menschen in Panik davonrennen oder mit ihrem Auto gegen Hauswände fahren.
»In den Nachrichten der Oberirdischen ist von einem echsenartigen Wesen die Rede, das für ein paar Sekunden aus dem Nichts aufgetaucht ist. Fotos gibt es natürlich nicht. Aufgrund meiner Berechnungen wusste ich, dass es eine Erscheinung geben würde, aber ich hatte sie gut drei Meter weiter links erwartet und den Lichtableitungsprojektor entsprechend aufstellen lassen. Doch zum Glück hatte derjenige, der sich im Zentrum des weißen Störfeldes befindet, den Ort offenbar exakt berechnet.«
»Also hat Artemis uns gerettet«, konstatierte Holly.
Vinyáya war verwirrt. »Gerettet? Wieso?«
»Nun, ohne das Störfeld würden jetzt Fotos von unserem Dämon im Internet herumgeistern. Du bist doch überzeugt, Foaly, dass der Unbekannte im Störfeld Artemis ist.«
Foaly grinste, sichtlich angetan von seiner Kombinationsgabe. »Der kleine Arty dachte, er könnte mich austricksen. Er weiß, dass die ZUP ihn rund um die Uhr überwacht.«
»Obwohl man ihm versprochen hatte, es nicht zu tun«, warf Holly ein.
Foaly ignorierte diese kleinliche Bemerkung und fuhr fort: »Jedenfalls hat Artemis Doppelgänger nach Brasilien und Finnland geschickt, weshalb wir alle drei via Satellit beobachtet haben. Was, nebenbei bemerkt, einen dicken Batzen von meinem Budget verschlungen hat.«
Mulch stöhnte. »Entweder ich kotze gleich, oder ich schlafe ein, oder beides.«
Vinyáya schlug mit der Faust auf den Tisch. »Jetzt reicht's mir aber mit diesem Zwerg. Ab in die Zelle mit ihm.«
»Das können Sie nicht tun«, protestierte Mulch.
Vinyáya lächelte ironisch. »Und ob ich das kann. Sie glauben ja gar nicht, wie viel Macht unsere Sondereinheit hat. Entweder Sie halten jetzt den Mund, oder Sie können Ihre Stimmübungen gleich in einer Stahlzelle abhalten.«
Vorsichtshalber klappte Mulch sein großes Maul zu.
»Wir wissen also, dass Artemis in Barcelona war«, fuhr Foaly fort. »Und wir wissen, dass ein Dämon erschienen ist. Artemis war zuvor bereits an
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