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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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hat Butler unten im Dorf gekauft. Schlechte Qualität, keine siebzig Prozent Kakao und auch nicht aus fairem Handel, aber es muss reichen.«
    »Und was ist, wenn der Kleine den Schokoriegel verputzt hat?«, fragte Mulch. »Was soll ich dann mit ihm machen?«
    »Ihm darf nichts passieren«, erwiderte Holly. »Lenken Sie ihn einfach ein paar Minuten ab.«
    »Ablenken? Wie denn?«
    »Denken Sie an Ihre besonderen Fähigkeiten«, schlug Artemis vor. »Kleine Kinder sind neugierig. Essen Sie ein paar Steine. Lassen Sie einen fahren. Der kleine Beau wird begeistert sein.«
    »Kann ich ihn nicht einfach abschießen?«
    »Mulch!«, rief Holly entsetzt.
    »Ich meine ja nicht umbringen. Nur ein paar Minuten ruhigstellen. Kinder schlafen doch gern. Im Grunde würde ich ihm sogar einen Gefallen tun.«
    »Das wäre ideal«, gab Holly zu. »Allerdings habe ich nichts Ungefährliches dabei, also werden Sie ihn beschäftigen müssen, aber bestimmt nicht länger als fünf Minuten.«
    »Tja, da werde ich wohl meinen Charme spielen lassen müssen«, sagte Mulch. »Schlimmstenfalls kann ich ihn immer noch verputzen.« Er grinste breit über Hollys fassungslose Miene. »War nur ein Scherz. Ehrlich. Ich würde nie ein Menschenkind essen. Viel zu knochig.«
    Holly stieß Artemis an, der neben ihr hockte. »Bist du sicher, dass wir das machen sollen?«
    »Das Ganze war Ihre Idee«, erwiderte Artemis. »Aber ja, ich bin sicher. Es gäbe noch andere Möglichkeiten, aber dafür reicht die Zeit nicht. Mulch war schon immer zu allen Schandtaten bereit, er wird uns auch diesmal nicht im Stich lassen. Und Mister Day winkt die Freiheit, ein starker Ansporn, sich ins Zeug zu legen.«
    »Genug geplaudert«, sagte Mulch. »Ich bin schon halb verbrannt. Ihr wisst ja, wie empfindlich Zwergenhaut ist.« Er stand auf und knöpfte die Poklappe seiner Hose auf. »Okay, Wichtel. Spring auf.«
    Doodah Day sah ihn entgeistert an. »Ist das dein Ernst?«
    Mulch seufzte. »Klar ist das mein Ernst. Wovor hast du Angst? Ist doch bloß ein Hintern.«
    »Mag sein. Aber er grinst mich so an.«
    »Vielleicht freut er sich, dich zu sehen. Sei froh, dass er keine schlechte Laune hat.«
    Holly knuffte Mulch in die Schulter.
    »Das ist wirklich eine blöde Angewohnheit«, maulte Mulch und rieb sich den Oberarm. »Sie sollten mal einen Lehrgang besuchen, wie man seine Aggressionen angemessen abbaut.«
    »Schluss jetzt mit dem Geplänkel. Uns läuft die Zeit davon!«
    »Okay. Steig auf, Wichtel. Der beißt nicht. Versprochen.«
    Butler hob den kleinen Wichtel auf Mulchs Rücken. »Sehen Sie nicht nach unten«, riet der Leibwächter ihm. »Dann ist es gar nicht so wild.«
    »Sie haben gut reden«, brummte Doodah. »Sie müssen ja nicht auf dieser Tunnelkanone reiten. Davon war im Restaurant nicht die Rede, Diggums.«
    Artemis deutete auf den Rucksack des Wichtels. »Brauchen Sie den unbedingt, Mister Day? Er ist nicht gerade stromlinienförmig.«
    Doodah hielt den Tragegurt fest. »Meine Spezialausrüstung, Menschenjunge. Wo die ist, bin auch ich.«
    »Wie Sie meinen«, sagte Artemis. »Aber einen Rat noch: Sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich rein- und wieder rauskommen.«
    Doodah verdrehte die Augen. »Toller Rat. Sie sollten ein Buch schreiben.«
    Mulch gluckste. »Gute Idee.«
    »Und gehen Sie der Familie möglichst aus dem Weg«, fuhr Artemis fort. »Vor allem dem Mädchen, Minerva.«
    »Familie. Minerva. Verstanden. Und jetzt los, bevor ich's mir anders überlege.«
    Mit einem markerschütternden Knacken hakte der Zwerg die Kinnlade aus und verschwand, den Kopf voran, in der Erde. Es war ein denkwürdiger Anblick, wie die sensenartigen Kiefer sich durch den Lehm fraßen und einen Tunnel für den Zwerg und seinen Passagier gruben.
    Doodah hielt die Augen fest zusammengekniffen, und in sein Gesicht stand nacktes Entsetzen geschrieben. »Oh Götter«, stöhnte er. »Lass mich runter. Lass mich -«
    Dann verschwanden die beiden unter einem Wirbel vibrierender Erde.
    Holly robbte bäuchlings zur Hügelkuppe vor und verfolgte ihre Fraßlinie durch das Röntgenvisier. »Diggums ist verdammt schnell«, sagte sie. »Erstaunlich, dass wir ihn überhaupt je geschnappt haben.«
    Artemis schob sich neben sie. »Ich hoffe, er ist schnell genug. Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, ist, dass Minerva Paradizo ihre Sammlung um einen Zwerg und einen Wichtel erweitert.«
    Im Erdreich fühlte Mulch sich wohl. Das war der natürliche Lebensraum eines Zwergs. Seine Finger

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