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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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erklärte er und hakte seinen Kiefer wieder ein. »Wie bei Raubtieren. Du bist gestern nicht weggetreten, weil dein Kopf noch rausguckte. Wenn der Kleine aufwacht, ist er wieder fit wie ein Turnschuh. Ich pule ihm das Zeug nachher ab, wenn es hart ist.«
    Doodah zuckte die Achseln. »Mir doch egal. Ich mochte ihn eh nicht.«
    Hinter dem Auffangbehälter erklang eine Stimme. »Beau? Wo bist du?«
    »Das ist bestimmt dieser Pierre. Zeit, dich in Bewegung zu setzen. Lock ihn von hier weg.«
    Doodah spähte über den Deckel des Auffangbehälters. Ein großer Mann kam auf sie zu. Nicht so groß wie Butler, aber immer noch groß genug, um den Wichtel unter einem seiner Stiefel zu zerquetschen. Der Mann trug eine schwarze Uniform mit passender Schirmmütze, und zwischen den Jackenknöpfen lugte ein Pistolengriff hervor. Aus zusammengekniffenen Augen blickte der Kerl zur Klärgrube hinüber.
    »Beau, bist du das?«, rief er auf Französisch.
    »Oui, c'est moi« , antwortete Doodah in quäkendem Falsett.
    Pierre war nicht überzeugt. Das hatte nicht wie ein Kind geklungen, sondern eher wie ein sprechendes Ferkel. Er ging weiter, die Hand auf den Pistolengriff gelegt.
    Doodah rannte zu dem Spielzeugauto, schnappte sich unterwegs Beaus Hut und setzte ihn sich auf den Kopf. Pierre war nur noch ein paar Meter entfernt und beschleunigte seine Schritte. »Beau? Lass das Versteckspiel. Minerva will, dass du ins Haus kommst.«
    Da sprang Doodah rittlings auf das Auto, wie ein Cowboy auf einen Bullen. Mit einem Blick war ihm klar, dass dieses Spielzeug höchstens Schrittgeschwindigkeit schaffte, was in einem Notfall wie diesem vollkommen nutzlos war. Blitzschnell holte er eine schwarze Schalttafel aus dem Rucksack und befestigte sie mit den Saugnäpfen am Plastikarmaturenbrett des Miniautos. Das war ein sogenannter Mongocharger - kein Schmuggler, der etwas auf sich hielt, verließ das Haus ohne einen. Der Mongocharger bestand aus Computer, Omnisensor und einer sauberen Nuklearbatterie. Der Omnisensor hackte sich in den Mikrochip des Spielzeugautos ein und übernahm die Führung. Doodah zog ein Andockkabel aus der Unterseite des Mongochargers und bohrte die Spitze in das Stromkabel des Autos unter dem Armaturenbrett. Jetzt hatte die kleine Plastikkiste Nuklearantrieb.
    Zufrieden ließ Doodah den Motor aufheulen. »Klingt schon besser.«
    Pierre bog um die rechte Seite des Behälters. Das war gut, denn damit waren Mulch und der betäubte Beau außer Sichtweite. Was nicht so gut war: Pierre stand direkt hinter Doodah.
    »Beau?«, fragte Pierre. »Stimmt was nicht?« Er hatte die Pistole gezogen, den Lauf auf den Boden gerichtet.
    Doodahs Fuß schwebte über dem Gaspedal, aber er konnte schlecht drauftreten, solange dieser Typ ihn belauerte. »Nein, alles in Ordnung... äh... Pierre«, kiekste er, den Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen.
    »Du klingst irgendwie merkwürdig, Beau. Bist du krank?«
    Doodah tippte das Gaspedal an und rollte langsam vorwärts. »Nein. Ich mache nur Stimmen nach, wie Menschenkinder es so tun.«
    Pierre war immer noch misstrauisch. »Menschenkinder?«
    Doodah setzte auf Risiko. »Ja, Menschenkinder. Ich bin doch gerade ein Außerirdischer, der einen Menschen spielt. Also geh weg. Sonst stecke ich dir die Hand in den Rachen und reiße dir die Eingeweide raus.«
    Pierre blieb verdutzt stehen, dann fiel bei ihm der Groschen. »Beau, du kleiner Frechdachs, lass das ja nicht Minerva hören, sonst gibt's keine Schokolade mehr!«
    »Ich reiß dir die Eingeweide raus!«, krähte Doodah noch einmal, dann gab er ein wenig mehr Gas und fuhr über den Kiesweg auf die Einfahrt zu.
    Verstohlen fischte er einen kleinen Rückspiegel aus seinem Rucksack und befestigte ihn mit dem Saugnapf an der Windschutzscheibe. Erleichtert sah er, dass Pierre die Waffe wieder eingesteckt hatte und auf seinen Posten zurückkehrte.
    Obwohl es gegen alle Schmugglerinstinkte verstieß, behielt er die langsame Geschwindigkeit bei. Seine Zähne schlugen aufeinander, als er über das unebene Granitpflaster rollte. Eine Digitalanzeige informierte ihn darüber, dass er lediglich ein Prozent der neu hinzugewonnenen Motorenleistung nutzte. Im letzten Moment dachte der Wichtel daran, den Mongocharger stumm zu schalten. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, dass die elektronische Stimme des Computers sich über seinen lausigen Fahrstil beschwerte.
    Am Haupteingang standen zwei Wachen, die Doodah jedoch kaum einen Blick schenkten, als er an ihnen

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