Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Mulch die Pillen in die Hand gedrückt hatte.
    Und sie erwiesen sich in der Tat als idiotensicher. Kaum zehn Minuten nachdem Mulch Abteilung Acht verlassen hatte, spürte er Doodah Day im Marktviertel auf. Nach Einschätzung des Zwergs befand sich sein Zielobjekt irgendwo im Umkreis von zwanzig Metern. Der wahrscheinlichste Ort war die Fischbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wichtel liebten Meeresfrüchte. Besonders Schalentiere. Und ganz besonders geschützte Schalentiere wie zum Beispiel Hummer. Deshalb waren Doodah Days Schmuggeltalente so gefragt.
    Mulch überquerte die Straße, setzte eine Furchteinflößende Miene auf und marschierte durch die Tür der Fröhlichen Auster, als gehöre der Laden ihm.
    Die Bar war ein ziemlich heruntergekommener Schuppen. Der Fußboden bestand aus kargen Holzdielen, und es stank nach wochenaltem Hering. Die Speisekarte war mit etwas an die Wand gemalt, das aussah wie Fischblut, und der einzige Kunde schien über seinem Teller mit abgegessenen Gräten eingeschlafen zu sein.
    Hinter dem kniehohen Tresen stand ein Wichtelkellner und starrte Mulch abweisend an. »Ein paar Häuser weiter ist eine Zwergenbar«, sagte er.
    Mulch grinste breit und bleckte dabei die Zähne. »Das ist aber nicht sehr gastfreundlich. Immerhin könnte ich ein Kunde sein.«
    »Unwahrscheinlich«, entgegnete der Kellner. »Ich habe noch nie erlebt, dass ein Zwerg für sein Essen bezahlt hätte.«
    Das stimmte. Zwerge waren von Natur aus geizig.
    »Also schön«, sagte Mulch. »Ich bin in der Tat kein Kunde. Ich suche jemanden.«
    Der Kellner deutete auf das nahezu verlassene Restaurant. »Wenn Sie ihn hier nicht sehen, ist er nicht da.«
    Mulch hielt ihm eine blitzblanke ZUP-Marke für Spezialeinsätze unter die Nase, die Foaly dem Zwerg mitgegeben hatte. »Ich glaube, ich schaue mich mal ein bisschen genauer um.«
    Der Kellner stürzte hinter seinem Tresen hervor. »Und ich glaube, dazu brauchen Sie einen Durchsuchungsbefehl, Cop.«
    Mulch schob ihn beiseite. »Ich bin keiner von diesen Cops, Wichtel.«
    Mulch folgte dem Peilsignal durch das Restaurant, einen schmuddeligen Flur entlang zu den noch schmuddeligeren Toiletten. Selbst Mulch, der sich von Berufs wegen durch alles Mögliche grub, verzog angewidert das Gesicht.
    An einer Toilettentür hing ein Schild mit der Aufschrift »Außer Betrieb«. Mulch zwängte sich in die auf Wichtelgröße zugeschnittene Kabine und entdeckte sehr schnell die Geheimtür. Der Raum dahinter wirkte deutlich einladender als der, den er gerade verlassen hatte. Die Wände der Garderobe waren mit Samt bezogen, und eine Wichtelin in einem rosa Kleid sah ihn ziemlich überrascht an.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie zögernd.
    »Allerdings«, erwiderte Mulch. »Wie wär's, wenn Sie den Geheimeingang für Ihr illegales Restaurant ein wenig einladender gestalten würden? Das ist ja eine Zumutung für jeden anständigen Ermittler.«
    Da die Wichtelin nicht so aussah, als ob ihr eine geistreiche Antwort einfiele, schob er sich an ihr vorbei durch die niedrige Tür. Dahinter lag ein opulenter Speisesaal, in dem sich Dutzende von Wichteln über dampfende Teller mit Schalentieren hermachten. Doodah Day saß allein an einem Tisch für zwei und hieb mit dem Hammer auf einen Hummer ein, als wäre er sein persönlicher Feind.
    Mulch ging auf ihn zu, ohne die verdutzten Blicke der übrigen Gäste zu beachten.
    »Na, denkst du gerade an jemand Bestimmtes?«, fragte er und ließ sich auf dem winzigen Wichtelstuhl nieder.
    Doodah sah auf. Falls er überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Ja, an dich, Zwerg. Ich stelle mir vor, diese Schere wäre deine hässliche Birne.«
    Bei diesen Worten ließ Doodah den Hammer niederknallen, dass das weiße Hummerfleisch Mulch ins Gesicht spritzte.
    »He, Vorsicht! Das stinkt.«
    Doodah platzte fast vor Wut. »Das stinkt?! Das stinkt?! Ich habe drei Mal geduscht. Drei Mal! Und trotzdem kriege ich den Gestank von deinem großen Maul nicht weg. Er umwabert mich wie eine Pestwolke. Wie du siehst, esse ich allein. Normalerweise leisten mir meine Freunde Gesellschaft, aber heute nicht. Nein, heute muss ich ja nach Zwerg stinken.«
    Mulch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Jetzt mach mal halblang, Kleiner. Sonst fühle ich mich am Ende noch beleidigt.«
    Doodah schwenkte den Hammer. »Meinst du, das interessiert hier irgendwen?«
    Mulch atmete tief durch. Das würde nicht so einfach werden.
    »Schon gut, Doodah. Ich

Weitere Kostenlose Bücher