Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
fliegen, aber es springt überallhin, wo du willst , hatte Foaly gesagt, als Holly sich ihre Ausrüstung abgeholt hatte. Helme mit Turboantrieb kriegen nur die Commander. Aber ich würde sie dir ohnehin nicht empfehlen, das Magnetfeld des Motors hat schon Dauerwellen geglättet. Womit ich natürlich nicht andeuten will, du hättest eine Dauerwelle. Oder könntest eine gebrauchen.
    Während Nr. 1 von Minerva befragt wurde, ließ Foaly die Finger über der Fernbedienung für Hollys Spezialhelm spielen. Derzeit befand sich ihr Helm in einem Maschendrahtverschlag an der Rückwand der Sicherheitszentrale des Château Paradizo.
    Foaly sang bei der Arbeit gerne ein kleines Liedchen. Jetzt wählte er den Riverbend-Klassiker »Wenn es aussieht wie ein Zwerg und stinkt wie ein Zwerg, dann ist es auch ein Zwerg (oder eine Latrine in Latzhosen)«. Das war ein relativ kurzer Titel für einen Riverbend-Song, das unterirdische Gegenstück zum Country & Western der Menschen.
     
    Wenn ich aufwach und merke,
    ich hab verpennt,
    Wenn mir die Sonne den Schädel verbrennt,
    Wenn der Kiefer hakt und das Auge tränt,
    Dann denk ich an dich...
     
    Foaly hatte vorsichtshalber sein Mikrofon abgeschaltet, damit Artemis sich nicht über das Gesinge beschweren konnte. Er benutzte sowieso eine uralte Drahtantenne zum Senden, in der Hoffnung, dass niemand im Polizeipräsidium die Signale auffing. Haven City stand unter Abschottung, und das bedeutete, es gab legal keinen Kontakt zur Erdoberfläche. Doch Foaly genoss es, gegen Commander Ark Sools Befehle zu verstoßen.
    Der Zentaur setzte sich eine V-Brille auf, durch die er alles sehen konnte, was im Sichtbereich des Helmvisiers war. Zusätzlich lieferte der Helm ihm dank der Bild-im-Bild-Technik die Aufzeichnungen der seitlichen und rückwärtigen Helmkameras. Das Überwachungssystem des Herrenhauses hatte Foaly bereits unter Kontrolle; nun wollte er sich mal ein bisschen in den Computerdateien der Paradizos umsehen, und das war gar nicht so einfach, erst recht nicht jetzt, wo die ZUP sämtliche Signale abfing, die von der Stadt ausgingen.
    Der Helm war natürlich mit einem drahtlosen Omnisensor ausgestattet, aber je eher er eine direkte Verbindung zu einer Festplatte hatte, desto schneller ließ sich der Check durchführen.
    Foaly drückte eine Kombination auf seiner virtuellen Tastatur. Für einen Betrachter sah es so aus, als ob der Zentaur auf einem unsichtbaren Klavier spielte, doch die V-Brille interpretierte die Bewegungen als Tastenbefehle. Aus einem verborgenen Fach über dem rechten Ohrpolster von Hollys Helm glitt ein kleiner Laserstift.
    Mit ihm zielte Foaly auf das Schloss des Drahtverschlags.
    »Ein-Sekunden-Strahl. Feuer.«
    Nichts geschah. Foaly fluchte, schaltete sein Mikro ein und versuchte es erneut.
    »Ein-Sekunden-Strahl. Feuer.«
    Diesmal pulsierte ein roter Strahl aus der Stiftspitze, und das Schloss zerschmolz zu Stahlbrei.
    Kann nicht schaden, die Geräte vorher einzuschalten , dachte Foaly, froh, dass niemand die kleine Panne mitbekommen hatte, vor allem Artemis Fowl nicht.
    Mit den Augen nahm Foaly einen Computer an der gegenüberliegenden Wand des Büros ins Visier und blinzelte dreimal, um ihn zu markieren.
    »Sprung berechnen«, befahl er dem Helm, und sofort erschien ein kleiner Pfeil auf dem Bildschirm, bewegte sich zum Fußboden und von dort auf den Schreibtisch.
    »Sprung ausführen«, sagte Foaly und lächelte, als seine Erfindung sich in Bewegung setzte. Mit einem Pong schlug der Helm auf dem Fußboden auf, sprang wie ein Basketball quer durch den Raum und landete auf dem Schreibtisch. »Perfekt! Du bist ein Genie«, gratulierte Foaly sich. Manchmal trieben ihm die eigenen Leistungen buchstäblich die Tränen in die Augen.
    Schade, dass Caballine das nicht gesehen hat , dachte er. Und dann: Wow, das wird ja langsam richtig ernst mit uns beiden.
    Caballine war eine Zentaurin, die er in einer Galerie in der Stadt kennengelernt hatte. Tagsüber arbeitete sie als Rechercheurin bei HavenTV, nachts als Bildhauerin. Eine sehr kluge Frau, und bereits bei ihrer ersten Begegnung wusste sie alles über Foaly. Sie war ein großer Fan seiner Stimmungsdecke - ein homöopathisches Kleidungsstück mit eingebauten Massagesensoren, das Foaly speziell für Zentauren entwickelt hatte. Also unterhielten sie sich eine halbe Stunde darüber. Eins führte zum anderen, und nun joggte er jeden Abend mit ihr. Sofern kein Notfall vorlag.
    Und das hier ist ein Notfall! , ermahnte er sich

Weitere Kostenlose Bücher