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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Mom umbringen?«
    Bei der Vorstellung, dass seine Mutter sterben könnte, fing Jonah an zu weinen. »Nein. Mom darf nicht sterben.«
    »Genau«, sagte Eric sanft. »Überlass den Kampf gegen die Dämonen mir und meinen Jungs. Wenn du fünfzehn bist, wirst du in den Bund aufgenommen, aber bis dahin muss das unser Geheimnis bleiben. Ich tue meine Pflicht, und du bleibst zu Hause, versprochen?«
    Jonah nickte nur. Er schniefte zu sehr, um antworten zu können.
    Und so kauerten die beiden Brüder aneinandergelehnt auf dem Sofa, während die Brüder des Freunds von Erics Freundin gegen die Fenster hämmerten und ihn aufforderten rauszukommen.
    Was für ein gemeiner Trick , dachte Eric. Aber ich bleibe lieber ein paar Monate dabei, bis die Sache sich beruhigt hat, damit der Kleine mit denen keinen Ärger kriegt.
    Der Trick funktionierte gut. Die nächsten Wochen über setzte Jonah nach Einbruch der Dämmerung keinen Fuß mehr vor die Tür. Er saß mit angezogenen Knien auf dem Sessel und wartete darauf, dass Eric mit seinen dramatischen Geschichten vom Kampf gegen die Dämonen nach Hause kam. Jede Nacht hatte er Angst, dass sein Bruder nicht wieder auftauchte, dass die Dämonen ihn getötet hatten.
    Und eines Nachts bestätigten sich seine Befürchtungen. Die Bullen sagten nur, Eric sei von einer berüchtigten Bande getötet worden. Die Brüder hätten es schon länger auf ihn abgesehen. Irgendeine Mädchengeschichte. Jonah wusste jedoch, was wirklich geschehen war. Die Dämonen hatten es getan. Sie hatten ihre Gesichter abgestreift und seinen Bruder getötet.
    Diese Kindheitserinnerungen lasteten schwer auf Jonah Lee, jetzt bekannt unter dem Namen Billy Kong, als er zu Holly hineinging. Um nicht den Verstand zu verlieren, hatte er sich im Laufe der Jahrzehnte überzeugt, dass es keine Dämonen gab und dass sein Bruder ihn belogen hatte. Dieser Betrug hatte ihn jahrelang gequält, ihn daran gehindert, dauerhafte Beziehungen einzugehen, und es ihm leicht gemacht, anderen Menschen wehzutun. Und nun bezahlte diese verrückte Minerva ihn ausgerechnet dafür, dass er ihr half, echte Dämonen zu jagen - und wie sich herausgestellt hatte, gab es sie wirklich. Er hatte sie mit seinen eigenen Augen gesehen.
    Mittlerweile wusste Billy Kong nicht mehr, was Wahrheit und was Lüge war. Manchmal kam es ihm so vor, als hätte er einen schweren Unfall gehabt und läge im Koma und alles, was er jetzt erlebte, wären nur Halluzinationen. Doch eines wusste Billy ganz genau: Wenn auch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass diese Dämonen für Erics Tod verantwortlich waren, dann würden sie dafür bezahlen. Er wollte Rache.
     
    * * *
     
    Holly hatte es allmählich satt, immer die Opferrolle übernehmen zu müssen. Das hatte sie schon auf der Akademie zur Genüge getan. Jedes Mal, wenn der Lehrplan ein Rollenspiel vorsah, musste Holly, da sie in der Klasse die einzige Frau war, die Geisel spielen. Oder die Elfe, die allein im Dunkeln nach Hause geht. Oder die Schalterbeamtin, der ein Bankräuber gegenübersteht. Sie hatte vorgebracht, das seien Klischees. Der Ausbilder hatte darauf nur erwidert, Klischees seien nicht ohne Grund Klischees, und ob sie jetzt bitte die blonde Perücke aufsetzen würde. Als Artemis vorgeschlagen hatte, sie solle sich gefangen nehmen lassen, war Holly alles andere als begeistert gewesen. Jetzt saß sie an einen Holzstuhl gefesselt in einem dunklen, feuchten Kellerraum und wartete darauf, dass ein Menschenwesen kam, um sie zu quälen. Das nächste Mal, wenn Artemis einen Plan entwickelte, bei dem jemand als Geisel genommen werden sollte, konnte er die Rolle selbst übernehmen. Es war einfach lächerlich. Sie war schließlich ein Captain mit jahrzehntelanger Felderfahrung, und Artemis bloß ein vierzehnjähriger Zivilist, und trotzdem erteilte er Befehle, und sie gehorchte.
    Ja, weil Artemis ein strategisches Genie ist , argumentierte die Vernunft.
    Ach, halt die Klappe , entgegnete ihr gereiztes Ich schnippisch.
    Und dann betrat Billy Kong den Raum und reizte Holly noch mehr. Wie ein bleicher, gelgestylter Geist schlich er ein paarmal schweigend um sie herum, bevor er den Mund aufmachte.
    »Sag mal, Dämon, kannst du dir die Haut vom Gesicht ziehen?«
    Holly sah ihm in die Augen. »Womit denn? Mit den Zähnen? Meine Hände sind gefesselt, du Trottel.«
    Billy Kong seufzte. In letzter Zeit schien jeder unter eins fünfzig es darauf abgesehen zu haben, ihn zu beleidigen.
    »Du denkst wahrscheinlich, dass ich

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