Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)
Metcalfe Gesellschaft leistete, wenn Jimmy arbeiten musste, öffnete die Tür. Sie lächelte, als sie Vi vien erblickte, und sagte: »Ach, welch eine Überraschung, meine Liebe. Dann kann ich ja kurz einkaufen gehen, wenn Sie nichts dagegen haben …« Sie hängte sich einen Beutel über die Schulter und tippte sich an die Nase. »Ich habe gehört, unter der Hand gibt es Bananen für die, die nett genug danach fragen.«
Vivien hatte Jimmys Vater in ihr Herz geschlossen. Manchmal dachte sie, ihr eigener Vater wäre ihm im Alter vielleicht ähnlich gewesen. Mr. Metcalfe war auf einem Bauernhof aufgewachsen, im Schoß einer großen Familie, und viele der Anekdoten und Geschichten, die er erzählte, klangen für Vivien sehr vertraut. Zweifellos hatten sie Jimmys Vorstellungen von dem Leben, das er führen wollte, stark beeinflusst. Aber heute hatte sein Vater keinen guten Tag. »Die Hochzeit«, sagte er und klam merte sich aufgeregt an ihre Hand. »Wir haben sie doch nicht verpasst, oder?«
»Aber nein«, sagte sie sanft. »Eine Hochzeit ohne Sie? Wo denken Sie hin!« Vivien hatte großes Mitgefühl mit dem alten Mann. Er war so verwirrt und verängstigt. Sie wünschte, sie könnte mehr tun, um ihm das Leben leichter zu machen. »Wie wär’s mit einer Tasse Tee?«, fragte sie.
»Au ja«, sagte er so dankbar, als hätte sie ihm den größten Wunsch erfüllt. »Das wäre wunderbar.«
Als Vivien gerade einen kleinen Schluck Kondensmilch in die Tasse gab, wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht. Jimmy kam herein, aber wenn es ihn überraschte, sie zu sehen, so ließ er es sich nicht anmerken. Er lächelte sie gutmütig an, und Vivien erwiderte sein Lächeln, während sie spürte, wie das stählerne Band sich noch enger um ihr Herz legte.
Sie plauderte eine Weile mit den beiden, blieb so lange, wie sie es riskieren konnte. Doch schließlich musste sie aufbrechen; Henry erwartete sie.
Wie immer begleitete Jimmy sie zum U-Bahnhof, aber als sie ankamen, ging sie nicht wie sonst sofort hinein.
»Ich habe etwas für Sie«, sagte sie, nahm das Buch aus ihrer Tasche und gab es ihm.
» Peter Pan ? Sie wollen es mir schenken?«
Sie nickte. Er war gerührt, aber auch verwirrt, das sah sie ihm an. »Ich habe eine Widmung hineingeschrieben«, sagte sie.
Er schlug das Buch auf und las vor: »Wahre Freundschaft ist ein Licht im Dunkel.« Er lächelte, dann schaute er sie an. »Vivien Jenkins, das ist das schönste Geschenk, das ich je erhalten habe.«
»Nun«, sagte sie, »dann sind wir ja quitt.« Sie zögerte, denn sie wusste, dass das, was sie vorhatte, alles ändern würde. Doch eigentlich war bereits nichts mehr wie vorher: Dafür hatte der Anruf von Dr. Rufus gesorgt. Seine monotone Stimme, die Dinge, die er ihr gesagt hatte, klangen in ihren Ohren immer noch nach. »Ich habe noch etwas für Sie.«
»Ich habe heute aber gar nicht Geburtstag. Das wissen Sie doch, oder?«
Sie gab ihm den Scheck.
Jimmy sah sie an, sah, was sie ihm gegeben hatte, las, was darauf stand, dann schaute er sie entgeistert an. »Was ist das?«
»Ich denke, das muss man nicht erklären.«
Jimmy schaute sich um, dann flüsterte er: »Ich meine, wofür ist das bestimmt?«
»Ihre Bezahlung. Für die viele Arbeit, die Sie für das Krankenhaus geleistet haben.«
Er gab ihr den Scheck zurück, als wäre er vergiftet. »Ich habe keine Bezahlung verlangt. Ich wollte helfen. Ich will Ihr Geld nicht.«
Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte Zweifel in ihr auf, aber inzwischen kannte sie ihn gut, und ihr entging nicht, dass es ihm schwerfiel, ihr in die Augen zu sehen. Doch Vivien fühlte sich nicht von seiner Scham bestätigt, sie machte sie nur noch trauriger. »Ich weiß, dass Sie helfen wollten, Jimmy, und ich weiß, dass Sie keine Bezahlung verlangt haben. Aber ich möchte, dass Sie es annehmen. Sie werden bestimmt eine Verwendung dafür finden. Benutzen Sie es, um Ihrem Vater etwas Gutes zu tun«, sagte sie. »Oder Ihrer reizenden Dolly. Falls es Ihnen damit besser geht, betrachten Sie es als Dank dafür, dass sie so liebenswürdig war, mir mein Medaillon zu bringen. Benutzen Sie es, um zu heiraten, für das perfekte Leben, von dem Sie beide träumen, für einen Neuanfang – ein Haus an der Küste, eine Kinderschar, Ihre schöne Zukunft.«
»Haben Sie nicht gesagt, Sie denken nicht an die Zukunft?«, sagte er tonlos.
»Das bezog sich auf meine eigene Zukunft.«
»Warum tun Sie das?«
»Weil ich Sie mag.« Sie nahm seine Hände. Es
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