Die verlorenen Welten von Cronus
Was passiert aber, wenn sich keine Gelegenheit zur Vermischung ergibt? Was ist, wenn Zeus entschlossen ist, keine Verunreinigung der Gene seiner neuen Mutanten zuzulassen?«
»Du meinst die Boxa-Schale?«
»Ja. Wenn es sie wirklich gibt, dann frage ich mich, warum Zeus nie Auswanderer dorthin geschickt hat. Land-a hatte irgend etwas auf dem Herzen. Er verstieg sich sogar zu der Behauptung, daß Zeus uns die Rückkehr nie erlauben würde. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, daß er sich irrt.«
»Sich irrt?«
»Ja. Wenn die Schale von einer Mutantenrasse bevölkert ist, dann wird er versuchen, uns erst gar nicht dorthin gelangen zu lassen. Wir könnten es sein, die seine Züchtung verderben.«
»Mein alter Löwe ist viel zu ernst«, sagte sie. »Ich glaube, etwas Liebe und Zärtlichkeit werden seine Melancholie vertreiben.«
Er fügte sich. Obwohl er und Sine schon oft miteinander geschlafen hatten, trugen ihn ihre erotischen Raffinessen zu einem neuen Höhepunkt der Leidenschaft. Schließlich sank er keuchend und verblüfft zurück. Seine Melancholie war verschwunden.
Kapitel 9
Niklas Boxa mußte mehrere Stunden auf Ainsas Rückkehr warten. Ainsa machte keine Anstalten, die Verzögerung zu erklären, aber Boxa vermutete, daß seine Befreiung nicht so einfach zu bewerkstelligen gewesen war, wie der Historiker geglaubt hatte. Man hatte ihm die Handschellen abgenommen, und Ainsa nahm seinen Arm und führte ihn durch die dunklen Gänge. Boxa fragte sich, warum ihm die leuchtenden Augen seines Begleiters so wenig bei der Orientierung halfen. Waren Ainsas Augen besonders schwach? Oder lag die Wellenlänge der Strahlen in einem für ihn unsichtbaren Bereich?
Ihr Weg führte sie zu der Stelle zurück, an der er auf dem Hinweg das Rauschen von Wasser gehört hatte. Die eiskalten Tropfen, die ihm ins Gesicht spritzten, verrieten ihm, daß er dort zu Recht einen Fluß oder Kanal vermutet hatte. Das Wasser schien mit großer Geschwindigkeit an ihnen vorbeizurauschen, und als sie näher kamen, gingen in dem Donnern sogar Ainsas aufmunternde Ermahnungen unter. Boxa erwartete, daß man ihn über eine Brücke führte, statt dessen geleitete ihn Ainsa einige Stufen hinab. Sie hielten nur wenige Zentimeter von dem reißenden Strom entfernt an. Ainsa bedeutete ihm, sich fest gegen die kalte Wand zu drücken, dann entfernte er sich einige Schritte.
Schließlich drang ein seltsamer Knirschlaut an Boxas Ohren. Ein Gegenstand, der auf dem Wasser trieb, schien vor ihm zum Stehen gekommen sein. Dann kehrte Ainsa zurück, faßte seinen Arm und klopfte auf sein rechtes Knie. Boxa verstand. Er sollte ein Bein über eine Art Rumpf heben und es dann auf ein tieferliegendes Deck setzen. Boxa hielt das Deck für den Teil eines Boots, aber auf irgendeine Weise hatte man es über den reißenden Strom gehoben, da es nicht im geringsten schaukelte, als er den Fuß aufsetzte.
Ainsa führte ihn zu einer hölzernen Bank und legte seine Hände um Griffe, die einige Zentimeter über seinem Kopf angebracht waren. Boxa ahnte bereits, was als nächstes geschehen würde. Das Boot stürzte eine kurze Rampe hinunter und wurde von dem reißenden Strom gepackt. Boxas Kopf knallte gegen die hölzerne Verkleidung hinter ihm. Für einen Augenblick sah er Sterne, dann drohte ihn Panik zu übermannen, als ihm aufging, daß sie in einer Strömung gefangen waren, die seiner Schätzung nach mit mindestens hundertfünfzig Kilometern pro Stunde durch den Untergrund schoß. Die Tatsache, daß sich das alles in völliger Dunkelheit abspielte, erweckte in ihm das Gefühl, sich in einem Alptraum zu befinden, und lediglich die rauhe Oberfläche der Griffe sagte ihm, daß die rasende Fahrt echt war, und selbst wenn er schreien würde, würde er nicht in einer anderen Wirklichkeit aufwachen.
Ainsa kam zu ihm herüber; seine leuchtenden Augen blickten ihn besorgt an. Er versuchte, Boxa über das Donnern des Wassers hinweg zu beruhigen, aber seine Worte wurden von dem Crescendo hinweggespült. Ainsa wandte sich wieder ab. Hin und wieder glaubte Boxa an den Ufern das Aufblitzen von Augen zu bemerken, und die Geschwindigkeit, mit der sie aus seiner Sicht verschwanden, bestätigte seine Vermutung über die Geschwindigkeit des Bootes. Boxa hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie das Boot gesteuert wurde und was es daran hinderte, an den Kanalwänden zu zerschellen, aber wie auch immer es diese Geschöpfe der Dunkelheit anstellten, er mußte
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