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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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hielt. Er hatte diese Wesen für nachtaktive Geschöpfe gehalten und nicht damit gerechnet, daß sie über eine Art von technischer Zivilisation verfügen könnten. Wie weit war sie wohl fortgeschritten? Wie sehr mußte er seine Einstellungen ändern, um eine Rasse zu verstehen, die offenbar unterirdisch und in absoluter Dunkelheit lebte und außer der sonderbaren Fluoreszenz ihrer eigenen Augen keine Lichtquellen kannte? Und wie würden sie mit dem Angehörigen einer fremden Rasse umgehen, der in ihrer Welt praktisch blind war?
    Er sollte die Antworten erst später erhalten. Nach sechs Stunden hielt die Gruppe endlich an, und man nahm ihm die Handschellen ab. Sie mußten sich viele Kilometer unterhalb ihres Ausgangspunkts befinden. Er spürte, daß sich seine Bewacher zurückgezogen hatten, und machte sich daran, seine Umwelt mit den Fingern zu ertasten. Er befand sich in einem kleinen rechteckigen Raum mit zwei fugenlosen Wänden. Als er sich weiter vortastete, stellte er fest, daß die beiden anderen Seiten des Raumes mit gußeisernen Stangen versperrt waren. Alles deutete darauf hin, daß er sich in einem Zoo befand!
    Erschöpft und ängstlich suchte er nach einer Stelle, wo er sich hinlegen konnte, und fand eine Matte aus mehreren Stofflagen, die gerade groß genug zum Sitzen war. Die Stunden zogen sich dahin, und nur das Leuchtzifferblatt seiner Uhr erinnerte ihn daran, daß er noch Augen besaß. Schließlich benutzte er die Matte als Kissen, auf das er Kopf und Schultern legte, und schlief unruhig. Immer wieder schreckten ihn schwere Träume oder plötzliche Eingebungen, wie er aus seiner mißlichen Lage entkommen könnte, auf. Jeder dieser Einfälle zerplatzte bei nüchterner Überlegung wie eine Seifenblase.
    Stunden später wurde er durch den Anblick zweier riesiger, leuchtender Augen endgültig aus dem Schlaf gerissen. Er zuckte panisch und widerstand dem Impuls, wild um sich zu schlagen. Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter.
    Dann sagte eine Stimme: »Kein Angst, Doktor Boxa. Wollen Ihnen nichts tun.«
    »Was…?« Boxa traute seinen Ohren nicht. Sein Name in seiner eigenen Sprache, wenn auch mit einem merkwürdigen Akzent?
    »Erkläre kann alles. Bin Ainsa Sauren. Glaube, Sie mich heißen Historiker.«
    »Und Sie kennen mich?«
    »Kann Ihre Sprache etwas lesen und schreiben. Viele Generationen her, andere Blindmenschen kommen von Mars-Schale und lehren uns viel. Glaube, Sie uns noch mehr lehren.«
    »Aber woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Sie geschrieben viel über Ihr Leben auf Wände von Zylinder. Ich gelesen. Jetzt bin ich hier, um zu reden.«
    »Gott sei Dank… Ainsa! Ich hatte schon geglaubt, nie wieder meine eigene Sprache zu hören. Wo bin ich? In einer Art Zoo?«
    »Zoo? Kenne das Wort nicht, aber haben Glück, daß ich gelesen. Sie halten Sie für Tier, nicht Mensch, weil Sie sie angegriffen.«
    »Ich hatte Angst, Ainsa.«
    »Ich sage ihnen, und sie werden verstehen. Kommen Sie bald holen und helfe Ihren schwachen, dummen Augen.«

 
Kapitel 8
     
    Die Mars-Schale befand sich ungefähr 228 Millionen Kilometer entfernt vom Zentralgestirn Solanas. Die konzentrische Schale, die sie umgab, nannte man die Asteroiden-Schale, die eine Distanz von 365 Millionen Kilometern von der Sonne trennte. Zwischen den beiden Schalen erstreckten sich die 137 Millionen Kilometer des Aster-Raums, dessen Durchquerung die erste Etappe des Flugs der Shellback war.
    Verglichen mit den über 1,4 Milliarden Kilometern Umfang der Mars-Schale erschien der Flug durch den Aster-Raum wie ein kurzer Ausflug, doch das war nicht zu vergleichen. Die Exosphären-Linienschiffe der Mars-Schale konnten keine zwei Millionen Kilometer ohne Tankstopp zurücklegen. Nur die Shuttles durchquerten im Schutz der Exis-Speichen den Abgrund zwischen den beiden Schalen und beförderten ohne Unterlaß Auswanderer an die Außengrenzen Solanas.
    Die Shellback war anders. Sie war das Produkt Land-as genialer Überlegungen, und ihr Antrieb bezog seine Energie aus zwei Reaktoren, wie sie Zeus für seine gewaltigen Raumfahrzeuge benutzte. Die Reichweite des Schiffs war nahezu unbegrenzt. Diese Tatsache machte die Shellback einzigartig, denn man hatte ihre Kraftwerke einem Ersatzteillager Zeus’ entwendet, und sogar die besten Wissenschaftler der Mars-Schale waren nicht in der Lage, ihre Funktionsweise zu verstehen, geschweige denn sie nachzubauen.
    Die Shellback verfügte über mehrere Antriebe, beherrschte den Exosphärenflug ebenso

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