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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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und legt ein neues Terraforming-Programm auf.«
    »Und das ohne Rücksicht auf eine eventuell bereits vorhandene Bevölkerung. Das ist schlimm genug, wenn es auf einer Käfigwelt geschieht… aber auf einer Schale… mein Gott! Können Sie sich das vorstellen?«
    »Das kann ich«, erwiderte Soo grimmig. »Die Boxa-Schale kann schätzungsweise genug Lebensraum für eine Bevölkerung bieten, die in die Trilliarden geht. Wie immer die Mutanten auch aussehen mögen, es müssen unglaublich viele sein.«
    »Sind wir unter diesen Umständen berechtigt, die Expedition fortzusetzen, wenn wir damit Risiko laufen, eine Krise heraufzubeschwören, die der gesamten Bevölkerung der Boxa-Schale das Leben kosten könnte?«
    »Was wir gerade besprochen haben, ist nicht mehr als Spekulation«, sagte Soo. »Wir wissen nicht, ob die Schale überhaupt existiert, und wenn ja, ob es dort Leben gibt. Deshalb schlage ich vor, daß wir alles daransetzen herauszufinden, wie im Programm der Ersten Direktive der Begriff ›Mensch‹ definiert ist. Wenn wir über diese Information verfügen, können wir die Krise vielleicht einfach dadurch abwenden, daß wir die Definition erweitern.«
    »Und damit übernehmen wir für alle Zeiten die Verantwortung für die Gestalt des Menschen.«
    »Ancor, unsere Vorfahren taten genau dies, als sie die Erste Direktive programmierten. Sie haben ihre Aufgabe ganz gut bewältigt, und wir können uns zumindest an ihren Fehlern orientieren.«
    »Sie haben vollkommen recht, Professor. Wie lange wird das dauern?«
    »Es ist ein Riesen-Programm. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir einen ganzen Monat bräuchten, nur um die Definition zu finden. Und bis wir dann alle Implikationen unser geplanten Änderungen ausgelotet haben…«
    »Das ist zu lange. Die Shellback erreicht die Asteroiden-Schale in ungefähr fünfunddreißig Tagen. Dann wird der Funkkontakt abreißen. Wenn wir zur Boxa-Schale vorstoßen, werden wir also nicht wissen, ob wir mit Dynamit spielen oder nicht.«
    »Es gibt vielleicht eine Kommunikationsmöglichkeit, an die Sie noch nicht gedacht haben: Die Exis-Speiche, durch die Niklas Boxa entführt wurde. Wenn wir ein Funkgerät unter das Ende der Speiche auf der Mars-Schale stellen und Sie dasselbe an ihrem Ende auf der Boxa-Schale tun, sollten wir direkt durch die Asteroiden- und Jupiter-Schale in Kontakt bleiben können.«
    »Das ist einen Versuch wert, Professor. Ich gehe also davon aus, daß wir unseren Flug fortsetzen.«
    »Wie ich Sie kenne, Ancor, hätten Sie das sowieso getan. Sie sind der letzte, der sich von so etwas aufhalten ließe.«
    Ancor unterbrach die Verbindung und starrte lange auf den leeren Bildschirm. Seine Nase teilte ihm mit, daß Sine Anura hinter ihm stand. Der Duft ihres Parfums vertrieb einen Teil des Unbehagens, mit dem ihn das Gespräch erfüllt hatte. Sie streckte ihre Hände über seine Schultern und erforschte die Züge seines Löwengesichts. Er spürte die milde Spannung, die sie mit ihren Fingern erzeugte.
    »Und über was zerbricht sich mein häßlicher alter Löwe schon so kurz nach dem Aufbruch den Kopf?«
    »Über die Menschheit, Sine. Wir hätten nie die Herrschaft an Zeus abtreten dürfen.«
    »Obwohl die Anforderungen selbst die fähigsten Köpfe weit überforderten?«
    »Auch da nicht. Damit waren furchtbare Gefahren verbunden. Durch Gen-Manipulation kann Zeus Menschen heranzüchten, die auch unter feindlichen Umweltbedingungen überleben können, und so die Soll-Zahlen erfüllen. Aber was geschieht, wenn eine seiner Schöpfungen weniger Ressourcen verschlingt, auf engerem Raum zusammenleben kann und einfacher zu manipulieren und zu beherrschen ist als die übrigen? Die Maschinenlogik würde ihm sagen, daß er diese hegen und ihr den Vorzug geben sollte; ganz besonders, wenn der Lebensraum und die Ressourcen knapp sind. Damit würde Zeus die Evolution des Menschen steuern.«
    »Die Angelegenheit ist nicht so einfach«, sagte sie. »Die verschiedenen Varianten vermischen sich durch Bevölkerungsbewegungen, und die Unterschiede verwischen sich. Die eine Hälfte meiner engelianischen Vorfahren waren von Zeus geschaffene Wasserbewohner. Bin ich deshalb weniger menschlich?«
    Er schwang auf dem Stuhl herum und sah sie an.
    »Nein, du bist mehr als nur menschlich, Sine. Der Gen-Pool der Menschheit hat mit den Engelianern eine Menge dazugewonnen. Aber du darfst nicht vergessen, daß die Siedler sich illegal auf Engel niederließen, und das auch nur durch Zufall.

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