Die verlorenen Welten von Cronus
tot?«
»Nur betäubt, glaube ich. Soll ich ihn erledigen?«
»Nein, laß ihn am Leben. Was immer er auch über den Inter-Schalen-Flug erfahren hat, ich glaube nicht, daß er scharf darauf ist, diese Geschichte jemand anderem zu erzählen.«
Sie bestiegen die Shellback und waren bald darauf startbereit. Da die Mirage vermutlich das Feuer auf sie eröffnen würde, wenn sie senkrecht aufstiegen, flogen sie in nur wenigen Metern Höhe bis zum Rand des Plateaus. Dort gingen sie in den Sturzflug und berührten beinahe die Pflanzen. Die Mirage feuerte ihnen einige Granaten hinterher, aber da sie außerhalb des Sichtfelds des Schützen flogen, war die Wahrscheinlichkeit eines Treffers gering. Bald befanden sie sich auch außerhalb der Reichweite der gegnerischen Geschütze, und sie landeten, um Proben von der Pflanze und des Mutterbodens zu nehmen. Am Institut für Solaristik würde man sie ihnen aus den Fingern reißen.
Dann stiegen sie nahezu senkrecht in den Trans-Aster-Raum auf und berechneten ohne sonderliche Eile den Kurs, der sie zur nächsten großen Schale, der des Jupiters, führen sollte. Allerdings wollte Ancor, bevor sie die Asteroiden-Schale hinter sich ließen, noch eines in Erfahrung bringen. Was würde Raven Chahroud mit seinem neuen Wissen über den Inter-Schalen-Flug anfangen?
Während des Steigflugs überwachten sie unablässig die Position der Mirage, die schließlich von dem Plateau aufstieg. Das Schiff stieg bis in die Exosphäre auf und nahm Kurs auf den ›Vulkan‹, der die Öffnung zur Käfigwelt umgab. Sie verfolgten auf den Ortern, wie sich die Mirage langsam dem Kraterrand näherte, und fragten sich, ob das Exosphärenschiff die Turbulenzen, die dahinter lauerten, überstehen konnte. Ein greller Blitz beantwortete ihre Frage. Ancor zuckte die Achseln. Raven Chahroud hatte sich sein eigenes Grab geschaufelt, und wie versprochen hatte Maq Ancor keinen Finger gerührt, um den Kapitän daran zu hindern. Wenigstens er pflegte sein Wort zu halten.
Kapitel 15
»Und noch etwas, Tez«, sagte Carli kritisch. »Daß Maq dich an den Feuerknopf gesetzt hat, ist so, als ob man einem Kätzchen aufträgt, auf ein Wollknäuel aufzupassen. Er hat immer noch nicht herausgefunden, was du beim letztenmal mit der Automatik angestellt hast.«
»Mit der Automatik hatte ich keine Probleme, nur mit dem Schießen an sich.«
»Du und Cherry gebt ein tolles Paar ab. Wenn man euch ein funktionierendes Gerät in die Hand gibt, ruiniert ihr es in Sekundenschnelle. Ihr seid richtiggehend genial auf diesem Gebiet.«
»Hm, wenn ich mir ansehe, wie du kochst, frage ich mich, wozu wir überhaupt Waffen brauchen«, sagte Tez, der mit seiner Geduld am Ende war. »Ich wette, daß sogar Zeus’ Sammler mit deinen Pfannkuchen Probleme hätten.«
Er duckte sich unter dem unzerbrechlichen Teller weg. Ein undefinierbarer, karmesinroter Brei lief das Schott herunter. Tez flüchtete in den Waffenleitstand zu Ancor, der immer noch damit beschäftigt war, die Anlage zu überprüfen.
Sie befanden sich jetzt im Trans-Aster-Raum mit Kurs auf die Jupiter-Schale. 412 Millionen Kilometer trennten die beiden riesigen Schalen, und das machte diese Reise zur längsten, zu der sie jemals aufgebrochen waren. Selbst bei ihrer neuen Höchstgeschwindigkeit von 160.000 Kilometern pro Stunde würden über hundert Tage vergehen, bevor sie die Jupiter-Schale erreichten. Die Enge an Bord der Shellback machte den Flug zu einer Tortur. Um die Monotonie ein wenig zu unterbrechen, hatte Ancor damit begonnen, Tez vorsichtig in die tieferen Geheimnisse des Feuerleitstandes einzuführen. Dabei kam ein unerwartetes Problem zum Vorschein. Tez feuerte zu Übungszwecken und unter Maqs Anleitung einen Langstrecken-Weltraum-Torpedo in Flugrichtung der Shellback ab. Der Torpedo detonierte allerdings unerklärlicherweise weit vor der vorgesehenen Entfernung von 35 Millionen Kilometern.
Ancor hatte sich bei dieser Expedition absichtlich auf weitreichende Waffensysteme konzentriert. Er war überzeugt davon, daß Zeus weitere Versuche unternehmen würde, sie aufzuhalten, und angesichts der riesigen Räume wollte er mögliche Gefahren in sicherer Distanz halten. Der Zwischenfall in dem Asteroiden-Feld war ihm noch gut in Erinnerung.
»Hast du den Fehler gefunden, Maq?« fragte Tez.
»Nein, nichts. Ich habe deine Einstellungen und die Kalibrierung überprüft und nichts Ungewöhnliches gefunden. Entweder hast du einen Blindgänger erwischt, oder irgend etwas
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