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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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ihn nie registrieren würden, weinte ohne Unterlaß auf Tez’ Schoß. Cherry hatte es geschafft, genügend Alkohol aus dem Stengel Super-Mais zu quetschen, den sie von der Asteroiden-Schale mitgebracht hatten, um sich gleichgültig zu stimmen. Maq und Sine liebten einander mit der Dringlichkeit und Leidenschaft derer, die wußten, daß sie das letzte Mal zusammenkamen.
    Und dann lag die Stelle hinter ihnen. Eine Welle der Erleichterung erfaßte sie. Auf den Orterschirmen zeichnete sich jetzt die leblose Oberfläche der Jupiter-Schale ab, die die Asteroiden-Schale umschloß. Und direkt vor ihnen erschien die Ausbuchtung des ›Vulkans‹, der sich bald in den Eingang zu einer weiteren Käfigwelt verwandeln würde.

 
Kapitel 16
     
    Wie erwartet, wurden die Turbulenzen im Zwischenraum heftiger, je weiter sie sich vom Zentrum Solanas entfernten. Da sie dieses Mal nicht zu einem überhasteten Anflug gezwungen waren, verminderten sie, lange bevor sie die zehntausend Kilometer breite Öffnung des Kraterrands durchflogen, ihre Raumreisegeschwindigkeit. Indem er Radar- und Infrarotortung kombinierte, glaubte Ancor, die Stärke der Turbulenzen abschätzen und Cherry Hinweise auf den besten Kurs geben zu können. Seine Zuversicht verließ ihn allerdings, als sie sich dem Kraterrand näherten.
    Die Instrumente verzeichneten Welle um Welle extremer Druckunterschiede. Die Temperaturgefälle standen den Druckgefällen an Heftigkeit in nichts nach, und in dem Augenblick vor ihrem Einflug schien der Mahlstrom vor ihren Augen zu kochen. Kein einziger Abschnitt des Zwischenraums verhieß einen sicheren Durchflug. Dies waren die Umweltbedingungen, für die man die Shellback ursprünglich entworfen hatte, aber während den Ingenieuren eine schier unerschöpfliche Auswahl an Materialien zur Verfügung gestanden hatte, war die Natur bei der Erschaffung der Mannschaft sehr eingeschränkt gewesen. Ancor blieb keine Wahl. Er mußte einen Kurs in den Steuercomputer eingeben, der sie sicher zur Oberfläche der Käfigwelt bringen sollte. Er und die übrige Mannschaft mußten sich derweil anschnallen oder in die Rettungskokons begeben und auf die automatische Steuerung vertrauen.
    Zweierlei Gefahren drohten. Erstens war der Autopilot nicht in der Lage, intuitive Entscheidungen zu treffen, wenn veränderte Umweltbedingungen den Übergang in den atmosphärischen Flug notwendig machen sollten. Und zweitens verfügten sie über keinerlei Informationen über die Käfigwelt und die Bedingungen in ihrer Nähe. Sie legten also ihr Schicksal in die Hand einer Automatik, die ins Unbekannte vorstieß. Ancor hatte zwar volles Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der hochentwickelten Schiffselektronik, aber es gab Situationen, in denen nur die rechtzeitige Intervention durch menschliche Hand eine Katastrophe abwenden konnte. Denn nur Menschen wußten, daß sie etwas zu verlieren hatten. Computer mochten blitzschnell und intelligent sein, aber sie wußten ihre eigene Existenz nie so zu schätzen wie ein Mensch, der bis zum letzten Atemzug um sein Leben kämpft.
    Widerstrebend programmierten sie den Kurs. Carli, Sine und Tez zogen sich in die Rettungskokons zurück, die sie vor nahezu allen Gefahren außer der vollständigen Zerstörung des Schiffs schützten. Cherry nahm im gepolsterten Cockpit Platz. Die Gurte würden die schlimmsten Stöße abmildern, während die Steuerung gleichzeitig in seiner Reichweite blieb. Ancor schnallte sich am Sessel vor dem Computer an. Doch sie waren sich bewußt, daß ihnen trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen ein stürmischer Flug bevorstand.
    Die Heftigkeit der Turbulenzen übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Welle um Welle brandete gegen das Schiff und warf es herum wie ein Stück Kork in stürmischer See. Die Shellback wurde buchstäblich in jede Richtung gerissen. Mal stand sie Kopf, dann wurde sie zur Seite gedrückt, wurde durchgeschüttelt und nach vorne geworfen, kam dann zum Stillstand, wurde wieder umhergeschleudert, bis sie jegliche Orientierung verloren hatten. Sie konnten nicht mehr sagen, ob das Schiff im Sinkflug begriffen war oder sich im Kreis bewegte.
    Ancor hatte sich so angeschnallt, daß er den Bildschirm des Computers im Auge hatte, auf dem die Meßwerte der Sensoren auf der Außenhülle angezeigt wurden. Doch die Zahlenkolonnen, die allesamt physikalische Unmöglichkeiten beschrieben, verstärkten nur seine Übelkeit, die der willkürliche Kurs der Shellback hervorrief. Schließlich schloß er die

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