Die verlorenen Welten von Cronus
Sie nicht für möglich hielten.«
Raven Chahroud musterte Ancor wachsam. Er erkannte, daß der Direktor kein Mann war, dessen Worte man leichthin abtun konnte. Dann fiel sein Blick auf den dürren Cherry, dessen Aufmerksamkeit weiter dem Feld um sie herum galt, und schließlich auf Sine Anura, auf der seine Augen für lange Zeit verweilten.
»Wie Sie wünschen, Direktor. Machen Sie weiter. Aber beim geringsten Anzeichen, daß Sie uns in die Irre führen, sind Sie ein toter Mann.«
Chahroud und seiner Mannschaft, die noch nie eine Holo-Show gesehen hatten, mußte es wie pure Zauberei erscheinen. Theatralisch trug Cherry seinen Monolog vor, und auf seinen Fingerzeig hin verwandelte sich das leere Plateau in dreidimensionale Bilder der vielen Orte, die die Shellback und ihre Mannschaft auf ihrer Expedition zum Zentrum Solarias besucht hatten. Hinterher schüttelte Raven Chahroud den Kopf, um die Bilder aus seinen Gedanken zu vertreiben. Sein Blick richtete sich wieder auf Sine Anura.
»Höchst eindrucksvoll, Direktor! Nein, sogar unvergeßlich! Sie haben mich überzeugt. Darf ich Sie jetzt zu einem Empfang auf die Mirage bitten?« Er warf einen Blick auf die Shellback. »Vielleicht möchten die übrigen Mitglieder Ihrer Mannschaft ebenfalls kommen?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Ancor. »Sie kümmern sich um eine sehr wichtige Angelegenheit.« Cherry und Sine, die die Furchen in seinem Löwengesicht zu deuten wußten, waren sich darüber im klaren, daß Ancor die Worte des Kapitäns alles andere als überzeugt hatten.
Vor der Mirage hatte man ein Sonnensegel aufgespannt, und auf einem Tisch warteten Fleisch und Getränke auf sie. Daß man den Tisch während der Holo-Vorstellung aufgestellt hatte, stimmte Maq mißtrauisch. Chahroud hatte nicht wissen können, was sie ihm zeigen würden. Er vergewisserte sich, daß seine Waffen entsichert waren. Chahroud spielte den großzügigen Gastgeber und bot ihnen Pokale an. Sie tranken. Dann knallte er plötzlich seinen Pokal auf den Tisch.
»Sie sind verhaftet, Direktor. Sie, Ihre Mannschaft und Ihr Schiff.« Ancor hörte, wie hinter ihm zwanzig Waffen entsichert wurden. »Niemand sollte so töricht sein, zu glauben, er könne Raven Chahroud mit einem billigen visuellen Feuerwerk täuschen. Sie haben Ihr Spiel zu weit getrieben, und Sie erwartet die übliche Strafe für Schmuggler, die es auf unser Feld abgesehen haben. Ihr Schiff ist konfisziert, Sie und Ihre Mannschaft werden hingerichtet… und das Mädchen gehört mir.«
Ancor setzte zu einem ihm angemessen erscheinenen Protest an, aber der Lauf einer Waffe, der gegen seinen Rücken drückte, ließ ihn schweigen. Cherry leerte blitzschnell die drei Pokale vor ihm, dann hob er resigniert die Arme. Sein Gesicht war farblos. Sine widersprach nur halbherzig und ließ sich dann widerstandslos ins Schiff führen. In der Zurückhaltung schien sie bessere Überlebenschancen zu sehen als in der Treue zu Maq. Die Bewaffneten durchsuchten oberflächlich die beiden Männer und fanden bei Cherry und Maq jeweils eine Waffe. Damit hielt man sie für entwaffnet. Ancor hätte über diese Unbedarftheit am liebsten laut losgelacht, aber Zurückhaltung war die Voraussetzung für das Gelingen seines Plans.
Danach geschah längere Zeit nichts, und die Soldaten und Cherry ließen in ihrer Aufmerksamkeit nach. Offensichtlich wollte Chahroud vor der Hinrichtung seinen Spaß mit Sine Anura haben, und die obszönen Witze, die die Soldaten einander erzählten, trugen ebenfalls nicht gerade zur Steigerung ihrer Wachsamkeit bei. Dann kam der Augenblick, auf den Ancor gewartet hatte. Die Luke sprang auf, und Chahroud rannte splitterfasernackt aus dem Schiff und schrie wie am Spieß. Ihm war eine ebenso unbekleidete Sine Anura auf den Fersen, ihre elektrisch geladenen Finger nur Zentimeter von seinem Nacken entfernt.
Der Anblick ihres Kapitäns, der vor der Umarmung einer nackten Frau flüchtete, war beinahe zuviel für die Soldaten. Sie feuerten Chahroud, der in Richtung der Shellback verschwand, lauthals an. Ohne zu zögern nutzte Ancor die Situation. Mit einer Handbewegung brachte er die versteckten Waffen in Anschlag und betäubte mit nur fünf Schüssen die Soldaten.
Ancor und Cherry rannten auf die Shellback zu, wohl wissend, daß jeden Augenblick die Bordgeschütze der Mirage auf sie anlegen konnten. Auf dem Weg trafen sie Sine Anura, zu deren Füßen der schlaffe Körper Raven Chahrouds lag.
»Saubere Arbeit, Sine! Ist er
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