Die verlorenen Welten von Cronus
sich umdrehten, war das ›Gürteltier‹ nicht weit hinter ihnen.
Schließlich gelangten sie mit gezückten Waffen zu dem Fuß des kleinen Plateaus, auf dem sich das Wrack befand. Dort erwartete sie eine Überraschung. Ein junger Mann saß dort auf einem Felsen. Er trug einen offensichtlich selbstgeschneiderten Mantel, der in den Farben eines Regenbogens schillerte. Sine Anura stockte der Atem, als sie das Gesicht des Wartenden erblickte, und selbst Ancor war beeindruckt. Der junge Mann war nicht nur überaus gutaussehend, sondern verfügte auch über eine geradezu magnetische Ausstrahlung, die ihn sofort zum Herrn der Lage werden ließ. Vor ihnen stand eine kraftvolle und charismatische Persönlichkeit, Schauspieler, Redner und Heiliger zugleich. Sie hielten unterwürfig an und warteten darauf, daß er das Wort ergriff.
Der Mann lächelte, breitete die Arme aus und sagte: »Willkommen im Himmel!« Seine Stimme war ebenso eindrucksvoll wie sein Gesicht.
»Wir sind Reisende«, sagte Ancor. »Wir legen lediglich einen kurzen Zwischenhalt auf unserer Expedition ein. Unser Schiff befindet sich einige Kilometer hinter uns auf einem Hügel. Ich bin Maq Ancor, der Kapitän, und das sind Carli, Tez und Sine, meine Begleiter.«
»Und ich bin Landoren, direkter Nachfahre Mikhs, des Messias des Spektrums.« Der junge Mann richtete sich auf, und in seiner Stimme schwang unverrückbare Überzeugung. »Ihr irrt euch, was die Natur eurer Reise angeht, Maq Ancor. Der Himmel ist keine Zwischenstation. Wir haben euch seit langem erwartet.«
»Dann habt ihr andere erwartet«, sagte Ancor nachdrücklich. »Wir suchen Fakten und haben noch eine weite Reise vor uns.«
»Verglichen mit den Wahrheiten des Ewigen Spektrums sind Fakten nicht mehr als Hirngespinste. Eure Reise ist zu Ende, Kapitän.«
»Das glaube ich nicht, Landoren. Wir freuen uns darauf, einige Tage zu bleiben, da wir einen langen Flug hinter uns haben und der Enge des Schiffes müde sind. Aber danach müssen wir uns wieder aufmachen.«
Landoren lächelte flüchtig, und sein Blick richtete sich auf die Regenbogentöne des Himmels.
»Wir werden sehen!« antwortete er geheimnisvoll.
Er drehte sich um und führte sie zu der Felswand, in der sie die Höhleneingänge gesehen hatten. Seine stolze Haltung spiegelte das Selbstvertrauen seiner Stimme wider, und sein Regenbogenmantel, den er hinter sich herzog, verlieh ihm eine Ausstrahlung natürlicher Erhabenheit.
Sine Anura faßte Maqs Arm.
»Mikh, Messias des Spektrums… stand das nicht auf dem Denkmal auf der Jupiter-Schale?«
Ancor nickte. »Und wetten, daß das Wrack da oben eine Arche namens Osian ist? Ich möchte nur wissen, wie sie die Reise überstanden haben. Aber als sie hier ankamen, schienen sie entschieden zu haben, daß sie im Himmel angekommen sind.«
Sine warf einen Blick über die Schulter auf die riesigen, fleischfressenden Vögel, die auf den Felsvorsprüngen hinter ihnen hockten. »Aber das ist nicht der Himmel… zumindest nicht meiner Vorstellung nach.«
»Auch nicht nach meiner, Sine. Ich habe mir die Tierwelt hier genau angesehen und wollte keiner der Kreaturen ohne gezogene Waffe begegnen. Wie kommt es also, daß unser Freund nicht einmal einen Stock zur Verteidigung dabei hat? Ich habe den Eindruck, daß mehr an dem Himmel hier dran ist, als man auf den ersten Blick vermutet.«
Kapitel 21
Einige Minuten später griffen zwei der geflügelten Kreaturen an. Carli stieß einen spitzen Schrei aus, dann hörte Ancor das Schlagen großer, lederner Schwingen direkt über ihnen. Er wirbelte herum und sah, wie ein zähnebesetzter, gelber Schnabel und riesige, scharfe Krallen auf ihn zuschossen. Die gewaltigen Flügel verdeckten beinahe die zweite Kreatur, die direkt dahinter Carli angriff. Ancor drückte instinktiv ab, und sein Schuß kam fast gleichzeitig mit dem Tez’, der die Gefahr einen Moment früher erkannt hatte. Ancors Geschoß bohrte sich in den Körper des fliegenden Alptraums, und mit einem lauten Knall löste sich die Kreatur vor ihren verblüfften Augen förmlich auf.
Tez hatte weniger Glück. Sein Schuß hatte den Flügel durchschlagen und war dann über ihren Köpfen explodiert, ohne weiteren Schaden anzurichten. Das verletzte Tier schlug ungelenk auf dem Boden auf, flatterte wütend mit den Flügeln und warf sich auf Carli. Ein zweiter Schuß Ancors trennte seinen Kopf ab, und es verendete zu Füßen der panisch schreienden Assistentin. Die Instinkte schienen die Kreatur
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