Die verlorenen Welten von Cronus
unseren Verwandten Nachricht geben. Wir werden morgen wieder darüber sprechen. Tez und Carli können heute nacht zusammenbleiben. Wir übrigen werden wie besprochen zusammenkommen. Komm, Anan, laß uns nach dem Funkgerät sehen, bevor es ganz dunkel wird.«
Landoren und Anan brachen überstürzt zum Wrack auf. Sine Anura blickte Maq besorgt an.
»Er glaubt immer noch nicht, daß wir jederzeit gehen können. Bist du sicher, daß er nicht noch ein As im Ärmel hat, von dem wir nichts wissen?«
»Seien wir ehrlich. Er hat hier ein sehr behütetes Leben geführt. Ich weiß, daß er über einige bemerkenswerte Fähigkeiten verfügt, aber er begeht den Anfängerfehler, zu vergessen, daß andere über andere, aber ebenso bemerkenswerte Fähigkeiten verfügen. Zugegeben, die Osian muß ein hochentwickeltes Exosphärenschiff gewesen sein, um den Flug überhaupt überstanden zu haben, aber Landoren hat diese Technik noch nie in Gebrauch gesehen. Er hat lediglich einige Überreste von ihr geerbt. Wir kommen dagegen direkt von der Mars-Schale, auf der die Technik sehr viel höher entwickelt ist.«
»Und jede ausreichend hochentwickelte Technologie läßt sich nicht von Magie unterscheiden, nicht wahr?«
»Du liest meine Gedanken.«
»Wirst du wirklich mit Anan schlafen?«
»Sicher. Genauso wie du mit Landoren schlafen wirst, aber aus einem anderen Grund. Die genetische Notlage dieser Menschen ist tatsächlich so schlimm, wie Landoren meint. Aber nur wenn du bereit bist, für eine gesamte Schwangerschaft hier zu bleiben, kannst du etwas für sie tun. Ich kann jedoch meinen Samen zurücklassen. Vielleicht kann ich ihn nicht ganz so weit verbreiten, wie Landoren hofft, aber vielleicht reicht es, um ihr Überleben zu sichern.«
»Deine Uneigennützigkeit ist zutiefst anrührend, Maq.«
»Du kennst mich ja, Sine. Ich bin stets bereit, für eine gute Sache ein Opfer zu bringen. Aber laß uns jetzt Cherry anfunken, bevor sie zurückkommen.«
Kapitel 22
»Was geht dir durch den Kopf, Maq Ancor?« fragte Anan, als sie aufwachten.
»Ich weiß, daß ich eine Nacht im Himmel verbracht habe, Anan. Und ich wünschte mir sehr, daß ich bleiben könnte. Aber vor mir liegt eine Aufgabe. Ich muß gehen, wenn auch widerwillig.«
»Ich bin deine Aufgabe – ich und deine Kinder.«
»Das trifft leider nicht zu. Wir müssen noch heute aufbrechen.«
»Warum quälst du dich immer noch mit solchen Gedanken? Du solltest erkannt haben, daß ihr keine Chance habt, den Himmel zu verlassen.«
»Du bist deiner Sache sehr sicher, Liebes. Aber du irrst dich. Du lebst auf einer Welt, die zu abgeschieden ist, als daß du den größeren Rahmen verstehen könntest. Dort draußen ist ein riesiges Universum. Verglichen damit ist der Himmel nur ein winziger Regentropfen in einem gewaltigen Ozean. Meine Aufgabe ist es, dieses Universum zu erforschen.«
»Glaubst du, daß ich dich nach dieser Nacht gehen lasse?«
»Wie ich bereits deinem Bruder sagte, es steht nicht in eurer Macht, uns aufzuhalten.«
Sie stand auf der Stelle auf und suchte ihre Kleider zusammen. Der Ausdruck in ihren klassischen Zügen ließ Ancor wünschen, daß er sich lieber auf die Zunge gebissen hätte. Gefahr war keine neue Erfahrung für ihn, aber einer derart personifizierten Bedrohung wie Anan war er noch nie begegnet. Er lag da, musterte ihren festen, jungen Körper, als sie sich anzog, und fragte sich, wie sie den toten Punkt überwinden würden.
»Du hast einen Fehler gemacht, Maq«, sagte sie schließlich. »Du hast nämlich eine Kleinigkeit übersehen. Landoren und ich haben Macht über Lebewesen – und du bist ebenfalls ein Lebewesen. Deshalb habe ich Macht über dich. Ich glaube, es ist Zeit für eine kleine Demonstration.«
Ancor sollte niemals den rasenden Schmerz vergessen, der einen Augenblick später einsetzte. Jeder einzelne Nerv schien zu seinen Qualen beizutragen. In dem Moment, in dem der Schmerz unerträglich wurde und sich sein Körper in den Schutz der Bewußtlosigkeit flüchten wollte, ließ Anan gerade genug nach, um seine Flucht zu vereiteln. Durch den Schleier seiner Schmerzen konnte er sehen, wie sie lächelte. Sie war keine Göttin mehr, sondern eine Peinigerin, die Lust aus den Qualen gewann, die sie ihm verursachte. Schließlich, nach einer scheinbar endlosen Zeitspanne, ließ sie ihn allein. Der Schmerz flaute ab, aber die Tortur hatte ihn geschwächt und erschöpft. Er rollte sich zusammen und schlief wie ein verletztes Tier.
Als er
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