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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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dünn besiedelt war. Damit standen ihre Chancen gut, irgendwo zwischen den Felsspitzen zu landen, ohne einer einzigen Menschenseele zu begegnen. Ihre Annahme, daß die Käfigwelt besiedelt war, fußte lediglich auf dem unablässig ausgestrahlten Funkspruch. Ancor gelang es schließlich, den Standorts des Senders zu bestimmen, und gab die Koordinaten an Cherry weiter.
    Sie überflogen das in Frage kommende Gebiet mit geringer Geschwindigkeit, übersahen aber im ersten Anlauf, wonach sie suchten. Sie kehrten um und überflogen das Gebiet ein zweites Mal, noch langsamer. Dann sahen sie den Sender. Unter ihnen lag ein uraltes Exosphärenlinienschiff, dessen rostiger und narbiger Rumpf schon so lange in dem Gewirr der Felsen und Pflanzen ruhte, daß es mit seiner Umgebung förmlich verschmolz. Der einzige Beweis dafür, daß es immer noch in irgendeiner Form benutzt wurde, war ein enger, von gelben Steinen gesäumter Pfad, der vom Einstieg des Schiffs zu den Feldern auf den breiten Terrassen unterhalb führte. In einer angrenzenden Felswand zeichnete sich eine Reihe dunkler Öffnungen ab, die sie für die Eingänge von Höhlen hielten. Allem Anschein nach waren die Überlebenden des Absturzes am Unglücksort geblieben und hatten eine Kolonie gegründet.
    Der Funkspruch verstummte jäh, als sie direkt über das Wrack hinwegflogen. Man mußte die Triebwerke der Shellback gehört haben. Ancor entschied sich dafür, einige Kilometer entfernt von dem Schiff zu landen und sich zu Fuß zu nähern. Sie konnten schließlich nicht ausschließen, daß ihre Landung in unmittelbarer Nähe der Kolonie eine Panik auslösen würde. Den ersten Kontakt sollten Sine und Ancor herstellen, aber als Tez und Carli sich über die Enge an Bord der Shellback beschwerten, gab Ancor nach, und sie brachen zu viert auf. Nur Cherry, den bereits die Aussicht auf einen drei Kilometer langen Fußmarsch ermüdete, zog es vor zurückzubleiben.
    Vom Boden aus wirkte die Landschaft noch fremdartiger und ehrfurchtgebietender. Riesige Felsnadeln zeigten anklagend auf die Regenbogenschattierungen des Himmels, während granitene Kämme, deren Farben ständig wechselten, sich wie endlose Mauern durch die Landschaft zogen. Hier begegneten sich Kraft und Stille, Erhabenheit und Demut. Nur die widerstandsfähigsten Materialien trotzten den Elementen; die schwächeren wurden von Wind und Wasser gebeutelt und trugen so zur hinreißenden Schönheit des Gesamten bei.
    Carli bemerkte als erste, daß man sie beobachtete. Voller Nervosität wegen der unbekannten Umgebung hatte sie die ganze Zeit die Felswände zu beiden Seiten beäugt und deshalb Einzelheiten wahrgenommen, die Ancor entgangen waren. Sie hatte mehrmals große Vögel oder andere flugfähige Tiere in großem Abstand gesehen, die sich vor der anrückenden Gruppe hinter Felsen zurückzogen. Jetzt hatten sich die ›Vögel‹ auf den Felskämmen hinter ihnen gesammelt und verfolgten aufmerksam ihren Vormarsch. Immer wieder erhoben sich die Kreaturen auf gewaltigen, ledrigen Flügeln in die Luft, um auf Felsspitzen außerhalb der Reichweite ihrer Waffen niederzugehen.
    Ancor hatte darauf bestanden, daß alle Mitglieder der Gruppe Waffen mit sich führten, und war zuversichtlich, daß sie sich im Falle eines Angriffs zu wehren wußten. Nachdem er allerdings die Kreaturen eine Zeitlang durch sein Fernglas beobachtet hatte, schmolz seine Zuversicht merklich dahin. Er schätzte die Spannweiten der größeren Exemplare auf bis zu sechs Meter, und die Reihen messerscharfer Zähne in ihren Schnäbeln kennzeichneten sie als Fleischfresser. Ihr gespanntes Interesse an den Menschen deutete darauf hin, daß sie die Gruppe als potentielle Beute betrachteten, und Ancor war die Aussicht auf einen Angriff unangenehm, ganz gleich, wie gut sie bewaffnet waren.
    Jetzt zeigten sich auch andere Tiere. Hin und wieder sahen sie eine Kreatur von Deckung zu Deckung huschen, die aussah wie eine langbeinige Eidechse mit dem Kiefer eines Krokodils. Maq schätzte ihre Geschwindigkeit auf mindestens sechzig Kilometer pro Stunde und ihr Gewicht auf über eine Tonne. Bis jetzt hatte die ›Eidechse‹ keine Anstalten gemacht, ihnen näher zu kommen, aber Maq entging nicht, daß auch sie ihre Schritte aufmerksam verfolgte. Ein kleineres Tier, das wie ein stacheliges Gürteltier aussah, huschte davon, blieb aber zehn Meter abseits ihres Weges abrupt stehen und verharrte bewegungslos wie ein Stein. Sie gingen daran vorbei, aber jedesmal, wenn sie

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