Die verlorenen Welten von Cronus
Mantel, und Ancor erschien sie wie eine Göttin aus den uralten Sagen. Es hätte ihn nicht verwundert, wenn ein Chor von Engelstimmen ihr Erscheinen angekündigt hätte.
Landoren winkte ihr begeistert zu. »Anan, ich habe sie. Komm und sieh selbst.« Er wandte sich um. »Anan ist meine Schwester.«
Die Frau lief den Pfad herunter und gesellte sich zu der Gruppe. Sie und Landoren führten, in ein ernstes Gespräch vertieft, die Gruppe weiter an.
Die Höhlen stellten sich als wesentlich weniger primitiv heraus, als der äußere Eindruck hatte vermuten lassen. Es gab weitläufige, klar voneinander abgetrennte Räume, die von zahllosen kleinen Lampen beleuchtet wurden. Überall war es makellos sauber, und die wenigen Möbel waren geschmackvoll angeordnet. In manche der Außenwände hatte man Bullaugen der Osian eingefügt. Der Gesamteindruck war der eines bis ins letzte Detail geordneten, müßigen Daseins, dem es an wenig zu fehlen schien.
Landoren schlug den Reisenden vor, sich auszuruhen, und deutete auf bequeme Sofas, die wie Sitzsäcke aussahen. Er und seine Göttin setzten sich ihnen gegenüber. Dann wandte sich der junge Mann im Regenbogenmantel an seine Zuhörer:
»Vier Menschen kamen von der Jupiter-Schale: Mea, die ein Kind erwartete, ihr Gatte Worback, Tseina Shilden und Mikh, der Messias des Spektrums. Diese vier, die das Licht des Ewigen Spektrums auf ihrer Heimat-Schale verbreitet hatten, wurden mit einem Platz im Himmel belohnt. Hier waren sie fruchtbar und zeugten zahlreiche Nachkommen.«
Er blickte Ancor abwägend an, dessen Finger sich nie mehr als wenige Zentimeter von der Waffe an seinem Gürtel entfernten.
»Bevor wir zu der Frage kommen, warum man euch hierher gesandt hat, will ich euch zuerst von Mikh erzählen. Er war ein Mann von großer Frömmigkeit und Hingabe, ja, beinahe ein Heiliger. Wegen seiner Bescheidenheit und seines Widerwillens, mehr als nur den Bruchteil seiner Macht zu benutzen, zweifelten viele an ihm. Aber laßt euch davon nicht täuschen: Mikh war der Messias des Spektrums und ein bemerkenswerter Mann. Er konnte tatsächlich Wunder wirken.«
»Wunder?« erkundigte sich Ancor.
»Er besaß Macht über die Natur, sowohl über belebte wie leblose Dinge.«
»So wie Sie über Vögel und Wirbelwinde?«
»So wie ich und Anan«, stellte Landoren ruhig fest.
Dann musterte er die Wand hinter ihnen. Sie drehten sich um und stellten fest, daß sie mit Linien und Namen übersät war, die man sorgfältig in die weiße Oberfläche geritzt hatte.
»Vier Menschen kamen in den Himmel und begründeten das Himmelsvolk. Das ist ihr Stammbaum. Sehen Sie, was daran nicht stimmt, Kapitän Ancor?«
Ancor stand auf und besah sich die Wand aus der Nähe.
»Ja, Landoren, ich weiß es. Nicht genug Blutlinien, zu viele enge Verwandtschaften, zuviel Inzucht. Ein instabiles System kurz vor dem Zusammenbruch.«
»Sie haben recht. Unter der jüngeren Generation steigt die Anzahl der Geburtsfehler und Schwachsinnigen. Wir benutzen unsere Kenntnis der Genetik dazu, um darüber zu entscheiden, wer sich mit wem fortpflanzt, aber wir brauchen unbedingt eine Auffrischung unseres Gen-Pools. Und das, Kapitän, ist der Zweck, zu dem man Sie hierhergeschickt hat. Ich werde die Grünhäutige zu meiner Frau nehmen, Sie werden zuerst mit Anan ein Kind zeugen und später mit anderen. Und wir werden einige unserer gesünderen Verwandten aus den andern Hügeln für die übrigen beiden herbeirufen.«
»Von was redet der, Tez?« fragte Carli schneidend.
»Ich glaube, er will dir einen Ehemann besorgen und mir einen Harem.« Tez war sich nicht sicher, ob ihm die Idee gefiel oder nicht.
»Nur über meine Leiche!« sagte sie. »Ich entscheide selbst, mit wem ich schlafe.«
Landoren strich über sein Kinn. »Ihr solltet euch darüber im klaren sein, daß wir Zwang anwenden müssen, wenn es am guten Willen mangelt.«
»Und Sie müssen sich darüber im klaren sein«, sagte Ancor ruhig, »daß wir zwar Ihre Notlage bedauern, ich es aber nicht zulassen kann, daß meine Mannschaft gegen ihren Willen benutzt wird. Ich persönlich wäre entzückt, mit Anan zu schlafen, und Sine ist ihre eigene Herrin und wird tun, was ihr gefällt, ganz egal, was wir beide sagen. Aber ich kann es nicht zulassen, daß die übrigen gezwungen werden. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Ich bleibe bei Tez«, sagte Carli nachdrücklich. »Und er wird sich auch nicht herumtreiben.«
»Es ist spät«, sagte Landoren, »und wir müssen
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