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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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unbewußt, in die Tiefe mitgegeben, was sie am Leben hielt.
    Blut.
    In reichlichem Maße floß es in den Leibern jener, die noch nicht vom Keim befallen waren. Und der Sumpf konservierte ihre Körper, ließ nicht zu, daß sie zu Staub zerfielen und mit ihnen das belebende Elixier der Untoten.
    Seltsame Dinge nahmen ihren Lauf in den Tiefen.
    Blut strömte auf unergründlichen Wegen hin zu jenen, die danach verlangten, obwohl sie sich dem unheiligen Trunk lieber verweigert hätten, um zwar qualvoll, aber immerhin doch endlich krepieren zu dürfen.
    Doch etwas ließ nicht zu, daß es dazu kam.
    Jemandes Macht.
    Jemand, der seine Dienerarmee bereithielt für eine Zeit, die irgendwann kommen mußte ...
    *
    ». für die Zeit seiner Rückkehr«, schloß Zefrem.
    Schweigen füllte die Hütte in den Sümpfen, stieg wie eine feste Substanz darin an und legte sich schwer zwischen den Alten und den Jungen.
    Irgendwann, nach fast atemlosen Minuten, brach Levar die Stille.
    »Woher kennst du all diese Geschichten?« fragte er den Alten, dessen zerfurchtes Gesicht von barmherzigem Dunkel den Blicken des Knaben nahezu entzogen wurde.
    Zefrems Lächeln konnte Levar nur erahnen.
    »Du weißt es längst«, kam flüsternd die Antwort.
    Der Junge sandte ein Lächeln zurück in das Halbdunkel.
    »Agamemnons wahrer Name ist ...«, sagte er, das Ende bewußt offenlassend und doch aussprechend, als stummen Gedanken.
    Zefrem nickte.
    »So ist es. Und seit weit über hundert Jahren sitze ich hier und halte stumme Zwiesprache mit meinem Herrn in der Tiefe. Zeit genug, um sich so manches zusammenzureimen.« Er richtete sich in seinem Stuhl auf. »Nun zahle den Preis für die Nacht der Geschichten, mein kleiner Freund.«
    Levar nickte, beugte den Kopf zurück, daß sich die dunkle Haut über seiner Kehle spannte - und Zefrem seine fast fingerlangen Augzähne hineintreiben konnte.
    Eine halbe Minute lang waren das Schmatzen und Schlürfen eines uralten Mannes die einzigen Geräusche. Levar hielt still, ohne einen Laut von sich zu geben. Es tat nicht weh. Nicht wirklich und vor allem - nicht mehr .
    »Das genügt«, sagte Zefrem, als er sich wieder in die dunkelsten Schatten zurückzog. »Ich danke dir.«
    Der Junge nickte nur, während er mit den Fingern über die Bißmale fuhr, die schon jetzt von verkrustetem Blut verschlossen waren.
    »Du wolltest mir ebenfalls etwas erzählen«, erinnerte Zefrem seinen kleinen Besucher.
    »Ach ja!« sagte Levar. Im Bann von Zefrems Geschichten vergaß er jedesmal wieder die Welt und alles andere.
    »Nun?«
    »In der Gegend hier«, begann Levar geheimnisvoll und wichtig in einem, »wollen Petroleum- und Chemiekonzerne neue Werke bauen. Dazu werden sie .«
    Er setzte eine dramaturgische Pause, lächelte unergründlich.
    ». die Sümpfe trockenlegen«, beendete er den Satz schließlich.
    »Wann?« entfuhr es Zefrem.
    »Sie haben schon damit begonnen«, erklärte der Junge.
    Zefrem schwieg, fast eine Minute lang. Eine Minute, in der seine dunklen Augen auf eine Weise zu funkeln begannen, die Levar nie zuvor bemerkt hatte. Als füllten sie sich mit neuem Leben - oder mindestens doch mit neuer Hoffnung.
    »Weißt du, was das bedeutet?« fragte der Alte dann.
    Der Junge nickte stumm.
    »Die Zeit der Rückkehr ist nahe«, sagte Zefrem. Er stand auf, trat ans Fenster und sah hinaus.
    »Der Herr wird kommen .«
    *
    Gegenwart
    Lilith Eden fühlte sich wie in einem endlosen Traum gefangen.
    Nur war sie sich nicht sicher, ob es sich um einen von der angenehmen Art oder um einen Alptraum handelte.
    Denn die Halbvampirin lag nicht allein im Bett.
    Sie teilte es mit - - Beth MacKinsay!
    Beth, die Reporterin des Sydney Morning Herald.
    Beth, die beinahe zwei Jahre lang mehr als nur Liliths Freundin gewesen war. Mit der sie Freud und Leid geteilt hatte (nun, mehr Leid als Freud, revidierte sich die Halbvampirin).
    Bis Lilith vollends unter den Einfluß des Lilienkelches geraten war. Und Beth MacKinsay getötet hatte, indem sie ihr eigenhändig den Hals umdrehte. Damals, am Anfang jenes Korridors durch die Zeit in Uruk .. . 1
    An dieser Schuld hatte Lilith schwer zu tragen. Am schwersten vielleicht von allem, was sie an Schuld auf sich geladen hatte, als sie im Bann Felidaes und der Ur-Lilith gestanden hatte.
    Beth MacKinsay verfolgte die Halbvampirin. Nicht nur in den Nächten und Träumen, in denen ihr die Reporterin die Tat einmal verzieh, um sie beim nächsten »Wiedersehen« dafür zu verfluchen. Manchmal glaubte Lilith

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