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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schließlich fast geschmeidiger und sicherer bewegte denn je zuvor. Doch dieses Zuvor gerann zu Bedeutungslosigkeit; was darin wichtig gewesen war, zählte in diesem neuen Leben nicht mehr.
    Nur eines war ihm noch vertraut.
    Angst.
    Wenn sie nun auch von etwas anderem geschürt wurde.
    Denn obwohl er wußte, daß es kaum mehr etwas gab, das ihm gefährlich werden konnte, so war ihm doch - fast schmerzlich - bewußt, daß Feuer zu dieser kleinen Zahl von Gefahren zählte.
    Er mußte raus aus diesem Flammenpfuhl.
    Durch ein rückwärtiges Fenster gelang Agamemnon schließlich die Flucht. Immer wieder in den wohltuenden Schatten von Bäumen und Sträuchern tauchend, machte er sich auf, seinen Herrn zu suchen, der ihm dieses neue Leben beschert hatte.
    Er fand ihn.
    Ohne ihn je zu erreichen.
    * Gerome zügelte sein Pferd.
    »Das ist er!« rief er.
    Auch Landru zwang sein Pferd zum Stehen.
    »Wer?« fragte er.
    Gerome deutete nach vorne, wo sich in einiger Entfernung eine Handvoll Reiter befand, gekleidet in Uniformen sowohl der Yankees als auch der Rebellen.
    »Guillaume und seine Bande!«
    Das Oberhaupt der New Orleans-Sippe trieb seinem Braunen die Sporen in die Weichen. Wiehernd preschte das Tier los. Landru und Grant folgten nach.
    Der Vampir, der den Regeln der Alten Rasse zuwider gehandelt hatte, registrierte das nahende Trio auf halbem Wege. Er schrie etwas. Landru verstand die Worte nicht, aber als er sah, wie die Dienerkreaturen auf ihren Rössern Front gegen die Verfolger machten, wußte er, wie der Hase laufen sollte. Die Horde sollte sie aufhalten, so daß Guillaume sich absetzen konnte.
    »Ihren Säbel, General«, verlangte der Kelchjäger und brachte sein Tier nahe an Grants heran. Der zog die geschwungene Klinge aus der Scheide und reichte sie hinüber. Dann trieb Landru sein Pferd an, die Waffe über dem Kopf schwingend.
    Diese Jagd war schon eher nach seinem Geschmack.
    »Hol du dir Guillaume!« schrie er Gerome zu.
    Wie ein tanzender Irrwisch drang er wenig später auf die Dienerkreaturen ein, ließ sein Pferd zwischen ihnen hindurchjagen, riß scharf an den Zügeln und umkreiste die Horde Untoter. Ihre Klingen kreuzten sich mit der seinen, klirrend und funkenschlagend. Doch nie brachte Landru einer ihrer Säbelhiebe in Gefahr.
    Der erste Kopf rollte.
    Der nächste ...
    Doch kein Blut floß. Was da zerrissen aus den Halsstümpfen ragte, erinnerte an dürres Gras, war trocken und dunkel.
    Als die letzte Kreatur vollends entseelt aus dem Sattel rutschte, sprengte Landru in jener Richtung weiter, in die Gerome und Grant dem Vampir nachgeritten waren.
    Er fand sie am Rande eines Sumpfloches.
    Geromes Hände lagen um Guillaumes Gesicht, während er ihn mit seinem Körpergewicht am Boden hielt. Zorn und Rachsucht ließen seine Kräfte denen des anderen maßlos überlegen sein.
    »So breche ich jetzt den Kodex unseres Volkes, um dich für deinen Frevel zu strafen«, keuchte Gerome, als Landru absaß.
    »Das mußt du nicht«, sagte der Kelchjäger.
    »Wovon sprichst du?« fragte Gerome, ohne den Kopf zu wenden.
    »Du mußt den Kodex nicht brechen«, erklärte Landru.
    Nun sah Gerome doch in Richtung des Kelchjägers, ohne indes seinen Griff auch nur um eine Winzigkeit zu lockern.
    Landru wies mit dem Kinn auf den Sumpf.
    »Laß ihn ewig sterben«, sagte er.
    Gemeinsam zerrten sie Guillaume auf die Beine - und stießen ihn in die zähe Brühe, die wie ein gefräßiger Moloch augenblicklich be-gann, ihr Opfer zu verschlingen. Stück um Stück sank der abtrünnige Vampir hinab. Schweigend, bis der Morast seine Unterlippe erreicht hatte.
    »Verflucht seid ihr!« stieß er funkelnden Blickes hervor. »Irgendwann, Gerome, wirst du dafür büßen .«
    Brauner Schlamm erstickte seine weiteren Worte. Eine Minute später schloß er sich über der Stelle, an der Guillaumes dunkler Schopf verschwunden war.
    »Ruhe in ewiger Qual, du Narr«, sagte Landru, die Hände wie ein Mensch zum Gebet gefaltet.
    Dann wandte er sich um, schwang sich in den Sattel und verließ Louisiana, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
    Eine ungleich wichtigere Aufgabe harrte seiner.
    Seit 136 Jahren.
    *
    »Doch nicht alle, die in dieser Nacht in die Sümpfe getrieben worden waren ...«, kam Zefrem allmählich zum Ende ...
    ... waren nicht des Todes. Denn der Tod hielt sie längst in seinen Fängen. Zu sterben war ihnen nicht vergönnt, nicht auf diese Weise jedenfalls. Und so waren sie zum Leben verflucht.
    Denn ihre Häscher hatten ihnen,

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