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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Behandlung« zuteil wurde. Nie zuvor hatte die New Orleans-Sippe in einer einzigen Nacht so viel Blut fließen lassen .
    Stunden vergingen, bis die Vampire ihr kräftezehrendes Werk vollbracht hat. Die Erschöpfung stand ihnen in die bleichen Gesichter geschrieben, als sie sich schließlich wieder vor den Reihen der Soldaten einfanden. Einen einzelnen Menschen in Bann zu schlagen kostete sie nicht mehr als ein mentales Fingerschnipsen. Bei Tausenden ging es an die Grenzen des Machbaren.
    Landru wandte sich an Ulysses Grant.
    »Geben Sie die Befehle, General«, verlangte er.
    Grant nickte und unterrichtete seine Unterführer über das Vorhaben. Die wiederum gaben die Anweisungen an die Truppen weiter. Schließlich hob Grant den Arm. Trompetensignale schmetterten durch die Nacht. Die Bewegung in den Reihen wurde heftiger, das dunkle Meer aus uniformierten Leibern floß auseinander. In alle Richtungen diesseits des Mississippis machten sich die Truppen auf den vorgegebenen Weg.
    Die Vampire und ihre Dienerkreatur folgten den Soldaten, die auszogen, verlorene Seelen zu erlösen - in einer Nacht, in der nur der Tod regieren würde.
    *
    »Die vergangenen Nächte ...«, sagte Zefrem ...
    ... in denen Agamemnon aus Angst und Sorge kaum geschlafen hatte, forderten ihren Tribut. Als er erwachte, war es wieder dunkel geworden.
    Er war allein in der kleinen Kammer. Allein mit der Dunkelheit, in der er in den ersten Augenblicken nach dem Aufwachen glühende Augenpaare sah, die auf ihn herabstarrten. Und obwohl kein Lichtstrahl in den Raum hereinfiel, blitzten unter diesen Augen mörderische Hauer in aufgerissenen Mündern ...
    »Nein! Nein!« rief Agamemnon. »Ihr seid nicht wirklich! Ich bin in Sicherheit!«
    »Ja, das sind Sie.«
    In der Wand füllte sich ein fast deckenhohes Rechteck mit flackerndem Licht, als die Tür geöffnet wurde. Dann verdunkelte ein Schatten den Schein. Agamemnon erkannte die Stimme von Kathy Shaugnessy. Sie trat an sein Bett heran.
    »Sie müssen sich nicht fürchten«, sagte sie. »Niemand tut Ihnen hier etwas. Sie haben lange geschlafen. Wie fühlen Sie sich?«
    Agamemnon nickte.
    »Gut. Es geht mir gut. Danke, Missis ...«, sagte der Schwarze mit belegter Stimme. Die Augenpaare und die Zähne verblaßten nur langsam in der Dunkelheit des Zimmers.
    »Nicht >Missis<«, lächelte die Farmerin. »Einfach nur Kathy ja?«
    Agamemnon nickte nur. Er brachte es nicht fertig, eine Weiße mit ihrem Vornamen anzureden. Er mußte noch eine Menge Dinge lernen, wenn er das Leben führen wollte, von dem er auf Resolute oft geträumt hatte .
    »Kommen Sie«, sagte Kathy Shaugnessy. »Ich habe Ihnen etwas zu essen gemacht.«
    Erst jetzt nahm Agamemnon die Düfte wahr, die durch die Tür in die Kammer wehten. Und fast augenblicklich erwachte unter der Bettdecke brummend ein Bär zum Leben. Er hatte seit über einem Tag nichts mehr gegessen, und das Wasser lief ihm des bloßen Geruchs wegen im Munde zusammen.
    Der Küchentisch draußen stand voller Schüsseln, und sie schienen zu wetteifern mit den Düften, die ihnen entstiegen. Agamemnon langte nach anfänglicher Scheu tüchtig zu. Kathy beobachtete ihn lächelnd.
    »Wo sind Ihr Mann und Ihre Kinder?« fragte er zwischendurch.
    »Sie sehen draußen im Stall noch nach dem Rechten«, antwortete Kathy.
    Agamemnon nahm einen Schluck Milch.
    »Sie halten tatsächlich keine Sklaven?« erkundigte er sich dann.
    Kathy Shaugnessy lachte bitter. »Nein. Eher würde ich verhungern wollen, als daß ich Menschen zwingen würde, für uns zu arbeiten.«
    »Wie schaffen Sie es dann, Ihr Land zu bestellen?«
    »Mit Fleiß und der Einstellung, daß das, was man aus eigener Kraft schafft, zum Leben genug ist«, erklärte Kathy.
    Agamemnon nickte versonnen lächelnd.
    »Ein solches Leben habe ich mir oft gewünscht«, sagte er dann. »Ich möchte von dem leben, was ich mit meinen Händen vollbringen kann.«
    »Das können Sie«, sagte Kathy. »Sie sind ein freier Mann.«
    »Ich werde noch lange brauchen, um das selbst so zu sehen.«
    »Die Zeit heilt alle Wunden«, meinte die Frau. »Und Sie können bei uns bleiben, so lange Sie möchten. Wie heißen Sie noch gleich? Sie kamen gestern nacht nicht mehr dazu, es uns zu sagen.«
    »Mein Name ist ...«, setzte Agamemnon an, doch Schritte, die draußen laut wurden, unterbrachen ihn.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Frank Shaugnessy kam herein, gefolgt von seinem Sohn und seiner Tochter.
    Einen Schritt hinter der Schwelle brachen sie zusammen.

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