Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
die frühere Lebensgefährtin auch bei Tage zu sehen, wenn sie hellwach war.
    Auf dem Airport von Los Angeles war es wieder geschehen.
    Nach ihrer Rückkehr aus Al'Thera, der Stadt der Vampire, hatte Lilith L. A. verlassen wollen, um sich irgendwo von den kräftezehrenden vergangenen Wochen zu erholen. Für eine Weile wenigstens. Sie hatte sich auf der riesigen Anzeigentafel, die von der Decke der Wartetafel hing, über die bevorstehenden Abflüge informiert, als sie an einem der Check-in-Schalter die Frau mit dem kurzen Haar gesehen hatte. Selbst durch das Kostüm hindurch hatte Lilith die kna-benhaft schlanke Figur der anderen erkennen können, und eine sehr bestimmte Erinnerung, die mit bitterer Wehmut einherging, war aus dunklen Winkeln ihres Denkens hervorgekrochen.
    Dann hatte die Frau sich umgedreht.
    Und Lilith fühlte sich eine geschlagene Minute lang unfähig, auch nur den kleinen Fingern zu rühren!
    Das Gesicht, dieses Gesicht .
    Es war das Gesicht Beth MacKinsays!
    Die Linien darin mochten ein klein wenig tiefer sein als bei ihrer im Wortsinn letzten Begegnung. Aber war das nicht verständlich -nach allem, was .?
    Nein, es war nicht verständlich.
    Es war unmöglich!
    Beth MacKinsay war tot.
    Tot!
    TOT!
    Und doch .
    Als Lilith endlich wieder fähig war, sich zu bewegen und auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, war die andere verschwunden.
    Lilith hielt sich nicht lange mit der Suche nach ihr auf. Statt dessen eilte sie zu dem Schalter hinüber, an dem Beth (?) eingecheckt hatte. Der uniformierten Lady dahinter, die schätzungsweise die Hälfte ihres Monatsgehaltes der Avon-Beraterin zukommen ließ, die entsprechenden Informationen - »Name und Zielflughafen der Frau mit den kurzen Haaren, die gerade hier war! Schnell!« - zu entlocken, war eine Sache des Augenblicks - was durchaus wörtlich zu nehmen war.
    »Patsy Keenlan«, antwortete die Schalterdame bereitwillig, wenn
    auch verwirrten Blickes. »Sie fliegt mit der 15-Uhr-Maschine nach .«
    »Ich brauche ein Ticket für diesen Flug!« schnappte Lilith.
    »Dort drüben.«
    Die Halbvampirin rannte zum Ticket-Verkauf.
    Patsy Keenlan .
    Beth hatte ein neues Leben begonnen. Unter neuem Namen. Damit die Geister der Vergangenheit sie nicht aufspüren konnten.
    »Patsy Keenlan - Beth MacKinsay ...«, flüsterte Lilith halblaut vor sich hin.
    Der Klang der Namen war ähnlich. So ganz schien Beth doch nicht von dem lassen zu wollen, was früher gewesen war .
    Ihr Ticket bezahlte Lilith mit den Seiten einer Sicherheitsbroschüre, die sie aus einem Info-Ständer genommen hatte.
    »Achthundert, neunhundert. Bitte sehr!« zählte sie die herausgetrennten, etwa dollarnotengroßen Seiten hin.
    Das Mädchen hinter dem Tresen bedankte sich freundlich und mit glasigem Blick und wünschte einen guten Flug, während es die Broschürenteile einstreifte und zu einem ordentlichen Bündelchen zurechtstauchte.
    Lilith ging als letzte an Bord des Flugzeuges. Alles andere denn unauffällig schaute sie sich um. Um Vorsicht oder wenigstens Taktgefühl walten zu lassen, war sie viel zu aufgewühlt. In ihr tobte ein Orkan von Emotionen, und er wuchs über alle jemals gemessenen Windstärken hinaus, als sie Beth MacKinsay (Patsy Keenlan! schrie eine untergehende Stimme in ihr) im hinteren Bereich der Maschine sitzen sah.
    Ihr eigener Platz lag ein paar Reihen weiter vorn. Den Sessel neben Beth zu bekommen, kostete Lilith nicht sehr viel mehr als einen Wimpernschlag.
    »Hallo.«
    Das Wort rang sich als kaum verständliches Krächzen aus ihrer Kehle.
    »Hallo«, erwiderte -
    - Beth MacKinsay?
    *
    In den Sümpfen südlich von New Orleans
    Seit vielen tausend Jahren hatte sich in den Sümpfen nichts verändert. Nichts zumindest, was nicht Mutter Natur selbst in die Wege geleitet hätte.
    Jetzt war binnen weniger Tage alles anders geworden.
    Von Menschenhand angelegte Kanäle zogen sich kreuz und quer durch die Landschaft. Surrende Pumpen speisten sie mit schlammigem Wasser, das in den Lac Des Allemands eingeleitet wurde und den See in ein tief schwarzes Loch verwandelte. Gewaltige Bagger halfen dort nach, wo die Pumpen nichts ausrichteten. Lastwagen brachten unzählige Tonnen triefender Erde fort und luden sie im Mississippi ab - wovon freilich niemand etwas wußte, offiziell natürlich.
    Die Sümpfe zwischen Kraemer und New Orleans wurden trockengelegt, Stück um Stück. Entlang des Highways 90 sollten die Lücken zwischen bestehenden Chemiefabriken und Ölraffinerien geschlossen

Weitere Kostenlose Bücher