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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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die Pump-Gun durch!
    Die Geräusche wurden lauter und auf schwer zu beschreibende Weise wirklicher. Er hatte sich nicht getäuscht. Jemand kam, und er kam näher.
    Wades Wangenmuskeln zuckten heftig.
    Nein, das war keine einzelne Person, die er da durchs Wasser waten und schaurige Laute ausstoßen hörte.
    Verflucht, was trieben die Typen für ein Scheißspiel mit ihm?
    Wade ging ein paar Schritte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
    »Kommt raus, ihr Ratten!« rief er, nicht halb so energisch, wie er es gerne getan hätte. Etwas lag bleischwer auf seinen Stimmbändern, machte ihm das Sprechen zur Anstrengung.
    Verdammt, er hatte doch keine Angst! Nicht vor ein paar arbeitsscheuen Elementen!
    Er stapfte weiter. Und blieb dann stehen, so unvermittelt, als wäre die Luft vor ihm zu dickem Panzerglas geworden.
    Er sah, wer da durchs Wasser ging.
    Vier Gestalten zählte er: zwei größere, zwei kleinere. Zwei Erwachsene und - zwei Kinder?
    »Meine Fresse, schreckt ihr denn ...«, begann er angewidert und brach ab.
    . .. vor gar nichts zurück? hatte er eigentlich fragen wollen. Doch er vergaß die Worte. Als er feststellte, daß die Sache hier ganz und gar nicht so lief, wie er geglaubt hatte.
    Diese Gestalten da, die gehörten nicht zu den Umweltschützern. Sie schienen ja nicht einmal - - Menschen zu sein?
    »Was für eine Scheiße!« brüllte Wade. Er reckte die Waffe vor.
    Die anderen blieben völlig unbeeindruckt von seiner Drohgebärde. Schritt um Schritt wateten sie weiter durch das nur kniehohe Wasser, hielten mit pendelnden Armen das Gleichgewicht auf dem schwammigen Untergrund. Eine stinkende Wolke wehte ihnen voran. Sie schlug Lucas Wade entgegen und nahm ihm den Atem. Wenn der Gestank von den Gestalten ausging, dann mußten sie eine unglaublich lange Zeit im Sumpf zugebracht haben.
    Dazu hätte auch ihr Äußeres gepaßt.
    Schlammtriefend war ihre Haut, die nur an vereinzelten Stellen wachsbleich durch den Dreck leuchtete, abgerissen ihre Kleidung. Und unheilvoll glosend ihre Augen, die doch seltsam starr und - tot wirkten.
    »Wer seid ihr?« schrie Lucas Wade.
    Nur schreckenkündendes Schweigen schlug ihm entgegen. Die vier Kreaturen verließen das Wasser, doch sie blieben nicht stehen, gingen weiter auf Wade zu.
    »Bleibt stehen, verdammt!« warnte er sie.
    Er hätte sich die Worte sparen können.
    Dafür erfuhr er Augenblicke später, wer - vielmehr was - die Gestalten waren. Wenn er zu glauben bereit gewesen wäre, was seine Augen sahen.
    Sie öffneten ihre schlammumkrusteten Mäuler, bleckten die Zähne - dornenspitze Hauer!
    Und dann waren sie da, bereit, sich auf Lucas Wade zu stürzen.
    Er drückte ab. Der Schuß rollte wie Donner durch die Nacht.
    Schlamm und etwas anderes - das nicht Blut war, wie Wade mit seltsamer Klarheit erkannte - spritzten auf, als die Frau zwei Schritte zurücktaumelte, ohne zu fallen oder gar zu sterben, wie es sich nach einem solchen Treffer in die Brust gehört hätte.
    Sie rückte wieder vor.
    Die zweite Kugel schlug in den Körper des Mannes ein. Doch auch er reagierte darauf nur mit zwei Schritten, um die Wucht des Einschlags auszugleichen.
    Zu einem dritten Schuß kam Lucas Wade nicht mehr.
    Gleichzeitig fielen die vier Kreaturen über ihn her. Beißender Schmerz setzte seinen Körper an mehreren Stellen zugleich in Brand. Verzehrendes Feuer floß durch seine Adern, dörrte sie aus. Sein Herz hörte auf zu schlagen, weil es nichts mehr gab, was es durch den Körper hätte pumpen können.
    Die Unheimlichen richteten sich auf.
    »Kommt. Das Leben wartet«, sagte Frank Shaugnessy und führte seine Frau und die beiden Kinder in die erste Nacht seit 134 Jahren, in der sie wirklich wieder zusammen waren.
    Wie eine Familie es sein mußte.
    *
    Sie waren im Laufe vieler Jahrzehnte eins geworden mit den Sümpfen. Die Tiefe war vom Kerker zum Lebensraum mutiert, in dem kein Mangel herrschte an dem, was ihre Existenz sicherte.
    Und doch lebten sie nicht. Sie vegetierten dahin, so wie ein Mensch, der nichts anderes tat, als Nahrung aufzunehmen, nur um nicht zu sterben.
    Ihr Herr, dessen Keim in ihrer aller Adern war, wußte dies ebenso wie sie selbst. Doch die Hoffnung, daß irgendwann eine Zeit kom-men würde, für die es das untote Leben auf diese Weise zu erhalten lohnte, diese Hoffnung hegte der Vampir allein.
    Bisher.
    Seit kurzem teilten andere sie. Seit Beben durch die Sümpfe liefen, Geräusche selbst in jene Tiefe drangen, in die sie verdammt waren.
    Etwas

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