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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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den Kopf auf die Hand gestützt, und konnte nicht verhindern, daß ihre Gedanken sich verselbständigten, zurückeilten in jene Zeit, die nicht wirklich besser, sondern nur anders gewesen war - die Zeit, die sie mit Beth verbracht hatte .
    Schlafend hatte Patsy Keenlan noch mehr Ähnlichkeit mit Beth MacKinsay. Was dem Schlaf vorausgegangen war, hatte jedoch nur von der Sache her mit dem zu tun, was Lilith und Beth gemeinsam erlebt und einander hatten erleben lassen.
    Mit Patsy war es anders gewesen. Nicht schöner, aber gut, großartig. Sie hatte die Halbvampirin Dinge gelehrt, auf die sie mit Beth nicht gekommen war. Sie hatte Erregung erfahren, die keiner Berührung bedurfte, und vieles mehr.
    Doch auch Lilith hatte Facetten der Liebe gekannt, die für Patsy neues Terrain gewesen waren und auf das sie sich von ihr hatte führen lassen.
    Das Aroma ihrer Leidenschaft schwebte noch in der Luft, und Li-lith genoß es, sich daran zu berauschen. Innere Feuer, die nach Stunden niedergebrannt waren, begannen wieder aufzuflackern.
    Patsy räkelte sich, schnurrte wie ein Kätzchen und schmiegte sich wie ein solches enger an Liliths samtigen Körper, der nackt war bis auf einen schwarzen Gürtel um ihre bestens proportionierten Hüften.
    Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr vom Anfang der Zeit war Li-lith wirklich froh darüber, sich nicht mehr von menschlichem Blut nähren zu müssen. Jeder Biß war mit dem Gefühl einhergegangen, jene, die sich ihr zugetan fühlten, rücksichtslos auszunutzen. Es tat so gut, einfach nur lieben zu dürfen, bedingungslos und ohne Gewissensnöte.
    Nur der Symbiont lebte jetzt von menschlichem Blut. Auch an Pat-sy hatte er sich schon »gelabt«, hatte haarfeine Tentakel in ihren Körper gebohrt, doch sie hatte es im Eifer des »Gefechtes« nicht einmal gespürt .
    »Mmmh, ich freue mich auf den heutigen Tag«, maunzte sie jetzt. »Mardi Gras .«
    »Mardi Gras?« fragte Lilith verwirrt.
    »Mardi Gras«, wiederholte Patsy. »Französisch für fetter Dienstage der Höhepunkt im Carnival in New Orleans. Sag bloß, du bist aus einem anderen Grund hierher gekommen als zu feiern?«
    Lilith schüttelte automatisch den Kopf.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Was durchaus der Wahrheit entsprach. Sie hatte irgendwohin gewollt, um sich zu erholen und auszuspannen.
    Warum also nicht beim Mardi Gras, am »fetten Dienstag«?
    *
    Der Frühstückssaal des »Maison De Ville«, einem der ältesten Hotels im French Quarter und an der Toulouse Street gelegen, war brechend voll.
    »Um den Mardi Gras zu feiern, kommen in den Tagen davor rund zweihunderttausend Touristen aus aller Welt nach New Orleans«, interpretierte Patsy Keenlan das Staunen im Blick der grünen Augen der Halbvampirin richtig.
    Ein älteres Ehepaar stand gerade von einem Zweiertisch auf. Sie nickten den beiden jungen (nun, Lilith sah nur jung aus) Frauen grüßend zu, als die lächelnd die beiden frei gewordenen Stühle besetzten.
    »Viel Spaß heute!« wünschte der Mann im Weggehen.
    »Den hatten wir schon«, konnte Patsy sich nicht verkneifen zu erwidern.
    Sowohl die betagte Lady als auch ihr Gatte blinzelten zurück. Wer zum Carnival nach New Orleans kam, war nicht prüde .
    Während Lilith der herbeigeeilten Service-Maid die benutzten Gedecke zuschob, griff Patsy zu der Morgenzeitung, die zusammengefaltet auf dem Tisch lag. Ihr Blick ging über die erste Seite.
    »Ach du lieber Gott!«
    Lilith sah zu Patsy hin. Den Gedanken »Von wegen lieber Gott . .. « vergaß sie, kaum daß er sich ihr aufgedrängt hatte.
    »Was ist?«
    Wortlos hielt Patsy ihr die Zeitung hin. Lilith nahm sie und wußte schon, worum es ging, kaum daß ihr die 72-Punkt-Schlagzeile ins Auge gesprungen war.
    BLUTBAD IN NEW ORLEANS Lilith hätte sich selbst ohrfeigen mögen!
    Wie hatte sie nur nicht daran denken können? Wie hatte sie vergessen können, weswegen sie überhaupt noch leben durfte - oder mußte ...?
    Wie hatte sie glauben können, irgendwo auf der Welt Ruhe und Erholung zu finden, solange es sie noch gab?
    Die Vampirsippe von New Orleans mußte für das Massaker, von dem hier berichtet wurde, verantwortlich sein. In blutige Raserei verfallen wie alle Clans der Alten Rasse rund um den Globus, mußten sie mordend über die Stadt hergefallen sein, um ihrem unbändig gewordenen Trieb wahllos nachzugeben, nicht länger darauf bedacht, aus dem Geheimen heraus zuzuschlagen, wie es bislang gewesen war und was den Bestand von Liliths Stiefvolk seit dem Anbeginn allen Lebens

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