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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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den Sümpfen aus ihnen geworden war - hatten Angst hineingetragen und den Tod hinterlassen .
    »Zefrem?«
    Eine kleine Hand rüttelte an seiner Schulter. Levar sah besorgt zu dem alten Mann auf.
    »Was?« fragte er, heftig blinzelnd, als könnte er die Bilder der Nacht damit auslöschen.
    »Warum kehren sie zurück in die Sümpfe?« wiederholte der Junge seine Frage, die er wohl schon einmal gestellt haben mußte.
    »Sieh sie dir an«, sagte Zefrem. »Sie zerfallen. Der Sumpf war nicht nur ihr Grab, er hielt sie auch am Leben. Und wenn sie überleben wollen, müssen sie sich wieder dem hingeben, was er ihnen angedeihen läßt.«
    »Wie Vampire, die bei Tageslicht zurück in ihre Särge müssen«, gab Levar eine Weisheit zum besten, die er in einem Film aufgeschnappt hatte.
    »Ja, so ungefähr«, erwiderte Zefrem. Er verzichtete darauf, ihm zu erklären, daß echte Vampire das Tageslicht nicht fürchten mußten, sondern nur deren Dienerkreaturen.
    Wenn auch Guillaume in gewisser Hinsicht eine Ausnahme zu verkörpern schien. Denn auch er, der Herr, mußte zurück in die Sümpfe, weil auch sein Leib zusehends verdorrte, nachdem er seinem feuchten Grab entronnen war.
    Sie hatten den Vampir eine Weile beobachtet, waren ihm nach New Orleans ins Vieux Carre gefolgt.
    Zefrem hatte ziemlich sicher gewußt, wessen Spur Guillaume aufzunehmen versucht hatte. Die Fährte Geromes, seines Sippenführers, von dem er sich losgesagt hatte und an dem zu rächen er sich geschworen hatte.
    Zefrem kannte seinen Herrn gut genug, um zu wissen, daß er die-ses Versprechen einlösen würde. 134 Jahre gedanklicher Zwiesprache hatten ihn an fast jedem Gedanken des Vampirs teilhaben lassen.
    In einem vornehmen Bordell war der Vampir schließlich verschwunden, nachdem er sich verschiedentlich »umgehört« hatte -und zu schnell wieder herausgekommen, als daß seine Suche von Erfolg gekrönt sein konnte. Danach hatte Guillaume sich jenen Genüssen hingegeben, die seine Diener schon seit Erreichen der Ausläufer der Stadt pflegten. Mit dem Unterschied, daß der Vampir seinen Opfern den Hals brach, nachdem er ihre Adern leergesaugt hatte. Die Kreaturen konnten darauf verzichten, denn ihr Biß übertrug den Vampirkeim nicht.
    Zefrem und Levar hielten sich weit hinter den Untoten, unter denen sie auch Guillaume wußten. Niemand bemerkte sie, und irgendwann, die Sonne lugte gerade über die Dächer von New Orleans und trieb auch Zefrem zu seiner Hütte zurück, war auch die letzte Kreatur in schlammige Tiefen abgetaucht.
    »Was jetzt?« fragte Levar. Was er in der Nacht gesehen hatte, hatte auch in seinem jungen Gesicht Spuren hinterlassen. Doch seine kindliche Seele schien von einem geheimnisvollen Schild geschützt zu werden, so daß sie nicht an den Greueln zerbrechen konnte. Ein Vorrecht der Jugend, vermutete Zefrem wehmütig.
    Der Alte straffte die mageren Schultern.
    »Wir werden etwas gegen diese Brut unternehmen.«
    »Wir?« fragte der Junge erschrocken. »Wie sollen wir das tun? Und was sollen wir tun?«
    »Wir brauchen Hilfe«, erklärte Zefrem.
    »Wer sollte uns dabei helfen können? Du hast gesehen, wie machtlos selbst die Polizei diesen Typen gegenüber war ...«, gab Levar aufgeregt zu bedenken.
    »Es gibt jemanden, der uns beistehen kann.«
    »Woher weißt du das?« fragte Levar.
    Der Alte sah lächelnd auf seinen jungen Freund hinab.
    »Mein Junge, glaubst du denn, du wärst der einzige, der mich in einhundertvierunddreißig Jahren besucht hat?« fragte er. »Und auch manche dieser anderen Besucher hatten Geschichten zu erzählen .«
    Er holte einen langen schwarzen Mantel mit einer angenähten, weiten Kapuze aus einer Truhe und streifte ihn über. Dann wickelte er einen ebenfalls schwarzen Schal um sein Gesicht, so daß nur die Augen freiblieben, zog sich Handschuhe über und setzte zum Schluß eine dunkle Sonnenbrille auf.
    »Es ist lange her, seit ich das letztemal tagsüber in der Stadt war«, kommentierte er sein Tun. »Das Risiko ist einfach zu groß. Aber ich sehe keinen anderen Weg, wenn sich das Morden in der nächsten Nacht nicht wiederholen soll.«
    Damit faßte er Levar an der Hand. Seite an Seite kehrten sie zurück nach New Orleans.
    *
    Gerome hätte manches Mal etwas darum gegeben, wäre ihm ein Blick in den Spiegel vergönnt gewesen. Doch dies war eine Gesetzmäßigkeit der Alten Rasse, die sich nicht einmal dann umgehen ließ, wenn man festen Willens war, die Regeln zu brechen.
    Im Laufe der Jahrhunderte hatte der

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