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Die Vermessung der Lust (German Edition)

Die Vermessung der Lust (German Edition)

Titel: Die Vermessung der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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nicht da, als sie das Büro betrat. Büro? Hasenstall. Wenigstens herrschte eine gewisse Ordnung, sie huldigten beide dem papierlosen Büro, nicht so ewig gestrig wie die Vulpius. Die natürlich schon längst anwesend war, die Tür zu ihrem Zimmer stand offen, ihre Stimme drang leise auf den Flur, sie telefonierte also.
    Der Gedanke an die Vulpius verschlechterte Doras Stimmung noch mehr. Standen eigentlich ihre Tage bevor? Nein, erst nächste Woche. Musste sie mit hormonellen Unregelmäßigkeiten rechnen, die auf dem notorischen Mangel an Sex beruhten? Das schon eher. Seit Konstantin war es in dieser Beziehung ruhig gewesen, zu ruhig, von einem netten kleinen Intermezzo nach dem Rasieren des Intimbereichs einmal abgesehen, eine Selbstbelustigung auf moderatem Niveau. Also brauchte sie Sex, spätestens am Wochenende, aber bitte nicht wieder mit Konstantin! Der war ja ganz nett gewesen... mehr nicht.
    Lars kam. Sie hörte es an den Schritten, die jetzt über den Flur hallten. Federnde, elegante Schritte, wie schwerelos. Lars? Warum eigentlich nicht. Nein, viel zu aufwendig, viel zu gefährlich obendrein. Sex mit einem, den man fünf Tage die Woche mindestens acht Stunden im Büro gegenübersitzen hat. Das war abtörnender als Herpesbläschen auf der Oberlippe.

    *

    Ah, die kleine Doktorandenmaus von der Vulpius! Was für ein Prachtarsch! Schiffler leckte sich unwillkürlich über die Oberlippe. Sollte er ein wenig schneller gehen und sie einholen? Bis zum Institut waren es noch geschätzte hundert Meter, Zeit genug für einen Versuch. Die brauchte es doch, so etwas sah er Frauen an, selbst wenn er sie nur von hinten erblickte. Wie sie ihren Arsch hin und her schwang, das waren eindeutige Signale ans männliche Geschlecht. Man hatte das bei Pavianen und Schimpansen eindeutig nachgewiesen, die Studien hielten seriöser wissenschaftlicher Überprüfung stand. Okay, sie war Mitte zwanzig und fiel deshalb langsam aus seinem Beuteschema. Mit Anfang zwanzig waren sie am leckersten, jetzt kamen sogar schon Achtzehnjährige an die Uni, doch damit hatte Schiffler noch keine Erfahrungen gesammelt. Würde aber bald passieren. Diese eine, diese Kleine, wie hieß sie noch? Eva oder so ähnlich, nein, Ivy. Musste er dranbleiben. Also die Doktorandenschnalle da vorne nicht einholen, höchstens vormerken für die nächste Gelegenheit.
    Die Sache mit Rotbäckchen lief zögerlich, aber durchaus vielversprechend an. Er hatte sich unter dem Vorwand, ihr den korrekten Umgang mit den Ratten zu zeigen, hinter sie gestellt und seinen Körper gegen den ihren gedrückt. Soooo nimmt man das Tierchen aus seinem Käfig... Das Tierchen in seinem Käfig hatte vehement gegen den Reißverschluss seines Gefängnisses gepocht. Sie musste es bemerkt haben, denn ihr Körper zog sich unwillkürlich zusammen und drückte sich gegen die Tischkante. Leider hatte sie dann eine der Ratten vor Schreck fallen lassen und sie mussten eine Viertelstunde auf allen Vieren nach dem Vieh suchen, das sich unter einer Vitrine verkrochen hatte.
    Simone. Seine erste Simone, oder? Er führte penibel Buch, mit der Absicht, sich im hohen Alter daran zu ergötzen, welche jungen Frauen er in seinem Leben gehabt hatte. Er war natürlich Psychologe genug, um den wahren Beweggrund für seinen erotischen Hochleistungssport zu wissen. Angst vor dem Alter, nichts sonst. Und ein gewisses Auskosten von Macht, auch das. Die Studentinnen waren von ihm fasziniert, er galt als Kapazität, ein Gott, der sich herabließ, die werdenden Engel um seinen Thron wie läufige Stuten zu besteigen. Das Bild gefiel ihm ausnehmend gut.

    *

    Sie telefonierte, als er an ihrem Büro vorbeiging und sofort wurde ihm anders. Normalerweise war ihre Stimme sachlich und recht hoch, jetzt aber klang sie beinahe sonor und warm. Er wandte den Kopf nach links, sah sofort, dass sie seine Schritte gehört und Richtung Tür geschaut hatte, ihm direkt in die Augen. Er brachte kein Wort heraus, nickte bloß und ging weiter. Mit wem sie wohl telefonierte? Es klang privat, er verstand kein Wort, sie schwieg jetzt auch, als wolle sie sicher sein, dass er nichts verstand. Wurde er etwa eifersüchtig? Er musste aufpassen, damit seine Schwärmerei nicht aus dem Ruder lief. Sie war ein Gedankenspiel, nichts weiter.
    »Hallo.«
    Dora saß bereits an ihrem Platz und starrte auf ihre Fingernägel. »Hallo«, antwortete sie, ohne aufzublicken. Er stellte seine Tasche neben ans Tischbein, setzte sich ächzend auf den Drehstuhl,

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