Die Vermessung des Körpers
tatsächlich verstehen. Ich hingegen finde es reizvoll. Wir wissen immer noch nichts. Freilich begreifen wir mehr über das Wesen der Materie und des Lichts und des Universums als noch vor hundert Jahren – und doch gibt es noch so viel zu erforschen! Als Max Planck, der Mann, der den Grundstein für die Quantentheorie legte, gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Universität besuchte, stand er vor der Wahl, entweder Wissenschaftler oder Musiker zu werden. Sein Physikprofessor riet ihm, in Richtung Musik zu gehen, weil so gut wie alles bereits wissenschaftlich erforscht sei. Wie unrecht dieser Professor doch hatte.
(14) Diese Grafik zeigt, wie wenig »normales Zeug« es anteilig im Universum gibt – wahrscheinlich ist es völlig unwichtig …
Ein Quasar zu weit
Wenn wir gerade von Dingen reden, über die wir nicht ganz genau Bescheid wissen: Die Galaxie Andromeda ist das am weitesten Entfernte, was wir mit bloßem Auge noch sehen können; das am weitesten Entfernte, das sich mit Teleskopen genau erkennen lässt, sind Quasare (ein nettes Kürzel für »quasistellare Objekte«). Als man sie entdeckte, hielt man sie zunächst für weit entfernte Sterne, doch das Farbspektrum des Lichts, das von ihnen ausging, passte irgendwie nicht. Es war zu rot.
Wenn sich Objekte im All auf uns zubewegen, reichert sich ihr Licht, wie bereits beschrieben, mit Energie an – die sogenannte Blauverschiebung. Wenn sie sich entfernen, erfährt ihr Licht, das nun eine geringere Energie aufweist, eine Rotverschiebung. Das Licht der Quasare wird weit in den Rotbereich hinein verschoben. Bedingt durchdie Ausdehnung des Universums ist die Rotverschiebung umso größer, je weiter etwas entfernt ist. Der erste Quasar, den man bereits in den Sechzigerjahren untersuchte, erwies sich als das am weitesten entfernte Objekt, das je beobachtet worden war. Und doch war seine Helligkeit mit der eines Sterns unserer eigenen Galaxie vergleichbar.
Nach weiteren Studien mit besseren Instrumenten stellte man fest, dass Quasare so viel Licht aussenden wie eine ganze Galaxie, dabei jedoch oft kaum größer sind als unser Sonnensystem. Viele besitzen ein Paar »Jets«, hochenergetische Ströme leuchtender Materie, die zu beiden Seiten herausgestoßen werden. Es ist wahrscheinlich, dass es sich bei Quasaren um junge Galaxien handelt, deren Entstehung noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Die meisten Galaxien stellt man sich mit einem gigantischen Schwarzen Loch in der Mitte vor. Bei einer reifen Galaxie wie unserer Milchstraße hat dieses Schwarze Loch den ganzen umherfliegenden Schutt bereits geschluckt, aber bei einer jungen Galaxie saugt es noch alles in seiner Nähe ein.
Möglicherweise ist es diese ganze Materie, die bei ihrer rasenden Fahrt in das Schwarze Loch beinahe auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wird, die dem Quasar seinen dramatischen Lichtschein verleiht. Was die Jets betrifft, so könnte es sein, dass das Schwarze Loch eine Sphäre besitzt, in der es von Stoffen umkreist wird, die sich mit dem Schwarzen Loch drehen. Dieses Drehmoment verhindert, dass sie in das Schwarze Loch gesaugt werden. An den Polen gibt es vermutlich kein nennenswertes Drehmoment, was Lücken offen lässt, durch die Materie geschleudert werden könnte – die Jets. Diese Erklärung rangiert freilich ganz am spekulativen Ende der Kosmologie – sie kann sich nur auf sehr geringe Hinweise stützen.
Mythos Schwarzes Loch
Selbst wenn Quasare möglicherweise ein Begriff sind, so ist doch recht wenig über sie bekannt. Schwarze Löcher hingegen konnte ich hier schon früher erwähnen, ohne sie erst vorzustellen. Sie sind zu einem Teil der Sprache geworden, rufen Bilder eines bodenlosen Nichts hervor, in dem alles verschwindet und nie wieder freikommt.Schwarze Löcher sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mythologie des Kosmos geworden, in der sie die Rolle der finsteren, alles verschlingenden Geister des Alls einnehmen.
Wie bei den meisten Mythen jedoch darf man auch nicht alles glauben, was man über Schwarze Löcher hört. Erstens könnte es sein, dass sie überhaupt nicht existieren. Einsteins allgemeine Relativitätstheorie besagt zwar, dass sie sich bilden können, und wir haben relativ brauchbare indirekte Beweise dafür, prinzipiell aber könnten sie auch nicht real sein. Die Phänomene, die für ihre Existenz sprechen, könnten ebenso gut von irgendeinem anderen Phänomen erzeugt werden.
Dann gibt es noch die Vorstellung, dass sie eine Art
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