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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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das gelobte Land, wo einem ärztliche Behandlung zuteilwurde. Doch obwohl das Personal emsig hinein- und herauseilte, hatte ich nicht den Eindruck, dass auch nur einem der Wartenden Einlass gewährt wurde. Das Wartezimmer füllte sich immer mehr. Meine Lust, dort herumzusitzen, hielt sich sehr in Grenzen, und ich hoffte inständig, nicht ebenfalls zum Warten aufgefordert zu werden. Diese Notaufnahme war zwar erheblich größer als jene in dem kleinen Krankenhaus, in dem ich meist mit Mum gelandet war, aber effizienter ging es hier offensichtlich nicht zu.
    Als ich endlich an der Reihe war, hellte sich das Gesicht der Anmeldedame merklich auf. Im Gegensatz zu den meisten anderen in der Schlange war ich weder blutüberströmt, noch stammelte ich unverständliches Zeug. Zudem hatte ich ein eindeutiges Anliegen– ich wollte schlicht und einfach Geoff besuchen. Trotzdem sagte sie ihren üblichen Vers auf, dass ich bitte auf den Plastikstühlen zur Linken Platz nehmen solle und so weiter. In diesem Moment schoss ein Arzt in zerknitterter blauer OP-Kleidung durch die Doppeltür und unterbrach sie.
    » Karen, haben Sie die Angehörigen von Geoff Turnbull schon erreicht?«
    » Nein, ich bin noch nicht dazu gekommen«, entgegnete sie ungerührt und deutete auf die Warteschlange. » Ich bin gerade ein klein wenig beschäftigt.«
    Seufzend fuhr sich der Arzt durch die ungekämmten Haare. » Ohne sie zu informieren, können wir nicht operieren.«
    Das war meine Chance. » Vielleicht könnte ich ja behilflich sein.«
    » Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?« Der Arzt schaute mich von oben herab an. Er hatte eine lange, spitze Nase, und ich fühlte mich wie ein Käfer, der von einem hungrigen Vogel beäugt wird.
    » Ich bin eine Kollegin von Geoff– also ich meine, eine Freundin. Ich könnte die Nummer seiner Eltern über die Schule besorgen, in der wir arbeiten, wenn Sie wollen.«
    Der Arzt, der dicke Tränensäcke unter den Augen hatte, deutete in Karens Richtung. » Ach, machen Sie sich keine Umstände. Um solche Sachen kümmert sie sich schon, falls sie es irgendwann noch schaffen sollte.«
    Das trug ihm einen giftigen Blick der Anmeldedame ein, was ihn jedoch kein bisschen aus der Ruhe brachte. » Sie können ihr ja die Telefonnummer geben«, fügte er dezent grinsend hinzu. » Dann hat sie es nicht so schwer.«
    Ich kritzelte die Nummer auf einen Zettel, den sie mir unter der Glasscheibe hindurch zuschob. » Sie erreichen die Schulsekretärin zu Hause, wenn Sie der automatischen Ansage folgen«, erklärte ich. Zu Janets großem Leidwesen musste sie für Notfälle am Wochenende jederzeit telefonisch erreichbar sein. Und das hier war aus meiner Sicht eindeutig ein Notfall.
    » Vielen Dank«, sagte Karen mit süßlichem Lächeln, als ich den Zettel wieder zurückschob. Im nächsten Moment setzte sie erneut eine finstere Miene auf, die dem Arzt galt.
    Er sprach mich nochmals an.
    » Wollen Sie Mr. Turnbull besuchen?«
    » Äh, ja– wenn es möglich ist?«
    Der Arzt nickte und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, zur Doppeltür, wo er mir in der Erwartung, dass ich ihm folgte, einen Flügel aufhielt. Ich setzte mich in Trab.
    » Dazu müssen Sie auf die Intensivstation. Ich bin übrigens Dr. Holford.«
    » Sarah Finch«, erwiderte ich, leicht außer Atem. Er war groß, schlaksig und hatte es ziemlich eilig. Ich musste mich anstrengen, mit seinem Tempo mitzuhalten. Wir hasteten durch die weitverzweigten Gänge der Notaufnahme. Pfeile auf dem Boden wiesen zunächst den Weg zur Radiologie, später zur Hämatologie. Dr. Holford hatte offenbar seinen persönlichen Schleichweg zur Intensivstation. Ich bezweifelte, dass ich von dort aus jemals wieder hinausfinden würde. Langsam bedauerte ich, Jules nicht dabeizuhaben. Oder wenigstens ein Knäuel Bindfaden.
    » Sein Zustand ist nicht gerade berauschend. Wir werden ihn die nächsten vierundzwanzig Stunden noch beobachten. Wenn die Hirnschwellung bis dahin nicht abgeklungen ist, müssen wir operieren.« Dr. Holford sprach in abgehacktem Tonfall und stieß immer eine Salve Wörter auf einmal hervor, als würden sie sich in ihm anstauen und dann herausplatzen. » Und Sie sind seine Freundin, sagten Sie?«
    Ich zögerte, weil ich befürchtete, nicht zu ihm zu dürfen, wenn meine Beziehung zu ihm nicht eng genug war. So entschloss ich mich zu einem: » Also, wir stehen uns schon ziemlich nahe.«
    » Ich will Sie nicht belügen, die Lage ist sehr ernst. Die nächsten Stunden sind

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