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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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1960er Jahren im Brachialstil jener Ära umgebaut. Es beanspruchte ein ausgedehntes Gelände in der Nähe einer vierspurigen Fernverkehrsstraße und verfügte über eine leistungsfähige Unfallchirurgie und Notaufnahme sowie zahlreiche weitläufige Gebäude mit diversen Spezialabteilungen. Dort hatte Geoff trotz seiner schweren Verletzungen hoffentlich eine Chance. Ich saß am Küchentisch und beobachtete, wie sich die Zeiger unaufhaltsam um das Ziffernblatt der Uhr bewegten. Einerseits wollte ich gern anrufen, andererseits hatte ich Angst davor, schlechte Nachrichten oder gar von seinem Tod zu erfahren. Meine Hoffnung, dass er überlebte, war nicht geheuchelt. Ich hatte doch nicht gewollt, dass Geoff stirbt, sondern nur, dass er mich in Ruhe lässt.
    So hochmodern die St.-Martins-Klinik auch ausgestattet sein mochte, ihre Telefonzentrale war es jedenfalls nicht. Als man mich endlich in die Notaufnahme durchgestellt hatte, war ich mit den Nerven so gut wie am Ende. Eine Frau mit betörendem südafrikanischem Akzent erklärte, ja, Geoff Turnbull sei Patient bei ihnen und nein, er sei noch nicht bei Bewusstsein. Mehr könne sie mir über seinen Zustand derzeit nicht sagen.
    » Ach bitte…«, flehte ich sie an, aufgeputscht von zu viel Koffein und Ungeduld.
    » Ich kann nicht, weil ich eben erst zum Dienst gekommen bin, okay?«, fuhr sie mich entnervt an. » Mehr als das, was ich Ihnen gesagt habe, weiß ich auch nicht.«
    » Verstehe«, erwiderte ich kleinlaut. » Kann ich ihn denn besuchen?«
    Es entstand eine kurze Pause. » Wenn Sie unbedingt wollen«, entgegnete die Stimme, als sei das die absurdeste Frage, die ihr je gestellt worden war.
    Ich bedankte mich, legte auf und fühlte mich unsinnigerweise erleichtert. Solange Geoff nicht tot war, gab es noch Hoffnung. Ich konnte mich an sein Bett setzen, und auch wenn er nicht gleich aufwachte, hatte ich damit wenigstens etwas zu tun. Vielleicht half das sogar ein bisschen gegen mein schlechtes Gewissen.
    Das Krankenhaus war zu weit entfernt, als dass ich zu Fuß hätte hingehen können. Statt mir ein Taxi zu bestellen oder mich mit dem Busfahrplan herumzuschlagen, rief ich kurzerhand Jules an. Das ging schneller. Außerdem war sie mir noch etwas schuldig. Gelegentlich hatte ich sie von gescheiterten Dates abgeholt. Da konnte sie mir ruhig auch einmal einen Gefallen tun.
    Als Jules vor unserem Haus hielt, sah ich sofort, dass sie schlechte Laune hatte. Kein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als ich eilig auf ihr Auto zulief. Kein Make-up, die verfilzten Haare zum Pferdeschwanz zusammengebunden, Kapuzenpullover und Jogginghose. Das war eine Jules, die an ihrem freien Tag gerade erst aufgestanden war.
    » Das ist wirklich ganz lieb von dir«, sagte ich und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Sie fuhr einen Toyota, der eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. Auf dem Rücksitz lagen Schachteln mit Papiertüchern und lose CDs herum. Die Filzverkleidung über ihrem Kopf war mit Wimperntusche beschmiert, weil sie die Angewohnheit hatte, sich an der Ampel zu schminken. Wenn sie dann die Wimpern mit dem Fingernagel voneinander trennte und dazu die Bürste zwischen die Finger geklemmt hatte, stieß sie immer damit an der Decke an. Dadurch sah es so aus, als hätte sie daran Spinnen zerquetscht.
    » Du kannst mir aber echt dankbar sein. Als ich auf die Uhr gesehen hab, bin ich fast umgefallen.«
    » Tut mir leid«, erwiderte ich halbherzig.
    » Wann genau ist denn dein Termin?«
    » Äh, um halb zehn.« Ich hatte ihr erzählt, dass ich einen Krankenhaustermin hätte und mein Auto in der Werkstatt sei. Das erschien mir einfacher, als ihr zu erklären, weshalb ich Geoff besuchen wollte– denn sie wusste ja, was ich von ihm hielt. Als ich mir das Gespräch mit ihr ausgemalt hatte, war mein Stresspegel noch weiter in die Höhe geschossen. Daher war mir eine Lüge als einzig denkbare Lösung in den Sinn gekommen. Doch jetzt, als ich neben Jules saß, überlegte ich, ob ich mich ihr anvertrauen sollte. Immerhin waren wir Freundinnen. Nur hatte ich keinen blassen Schimmer, wo ich eigentlich anfangen sollte. Bisher stand sie mir nicht so nahe, dass ich ihr die Wahrheit über meine Familie– weshalb ich so geworden war, wie ich bin– hätte sagen wollen, und jetzt war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    » Dein Auto ist eine echte Scheißkiste«, fluchte Jules zähneknirschend. » Du brauchst unbedingt ein neues.«
    Was ich unbedingt brauchte, war vor allem mein

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