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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Ersatzschlüssel, den Tante Lucy immer noch nicht geschickt hatte. Sie hatte mir versprochen, dass er spätestens am Montag ankommen würde. Bis dahin stand mein Auto bei den Shepherds fast vor dem Haus, so hoffte ich zumindest. Mich selbst davon zu überzeugen, hatte ich ganz bestimmt keine Ambitionen.
    » Bist du nervös?« Jules betrachtete mich mit aufrichtiger– wenn auch verspäteter– Besorgnis. Da erst fiel mir auf, dass ich auf meiner Lippe herumgekaut hatte.
    » Nein, eigentlich nicht. Ich lasse nur mal meinen Rücken kontrollieren.«
    » Ich wusste gar nicht, dass du Rückenprobleme hast. So was kriegen doch immer nur besonders große Leute. Aber als du gerade aus dem Haus kamst, ist mir schon aufgefallen, dass du ein bisschen humpelst. Wie lange quälst du dich denn schon damit rum?«
    » Eine Weile«, antwortete ich ausweichend und schaute aus dem Fenster. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Krankenhaus. Es herrschte dichter Verkehr. An diesem sonnigen Samstagmorgen waren die Leute scharenweise unterwegs zum Einkaufen. Jules reihte sich in eine Autoschlange ein und sah auf die Uhr im Armaturenbrett.
    » Ist noch reichlich Zeit.«
    » Äh, ja.«
    Als ich nichts weiter sagte, machte Jules das Radio an und summte ein Lied mit, das ich nicht kannte. » Oh, because you lied to me… Don’t try to deny me…«
    Endlich waren wir im Schneckentempo so weit vorangekommen, dass sie aus der Schlange ausscheren und auf die Abbiegespur zum Krankenhaus wechseln konnte. Als wir die Einfahrt passiert hatten, hielten wir vor einer Hinweistafel an, die informierte, wie man zu den rund zwanzig Stationen kam.
    » Wo müssen wir lang?«
    Entgeistert starrte ich auf den Wegweiser und las hektisch, was dort stand. Zur Notaufnahme mussten wir nach links.
    » Nach links, bitte.«
    Der Wagen rührte sich nicht von der Stelle. » Bist du sicher?«, fragte Jules ungläubig. » Ich dachte, du willst in die Ambulanz?« Der Pfeil zur Ambulanz war wie ein Fragezeichen gebogen und sah aus, als sei es von dort aus endlos weit bis zu meinem eigentlichen Ziel.
    » Tja also, nein. Der Spezialist, bei dem ich bestellt bin, hat seine Praxis gleich neben der Notaufnahme«, stammelte ich. » Also, dort muss ich mich auch melden.«
    » Wirklich? Das ist ja komisch. Normalerweise versuchen sie das doch strikt zu trennen, oder?«
    Ich nickte in der Hoffnung, dass sie endlich aufhörte, Fragen zu stellen, und mich einfach dahin brachte, wo ich hinwollte.
    Sie sah mich seufzend an. » Also gut, weil du es bist, lasse ich meinen Vormittag sausen.«
    » Was?«
    » Ich komme mit. Du bist doch total durch den Wind, Sarah. Ich weiß nicht, ob du mit den Nerven runter bist oder was, jedenfalls siehst du aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen. Außerdem bist du so komisch schweigsam.« Sie klopfte mir beruhigend aufs Knie. » Aber kein Problem, ist schon okay. Ich suche nur schnell einen Parkplatz, und dann komme ich mit rein.«
    » Nein!«, rief ich und drehte fast durch. » Bitte, Jules. Ich möchte lieber allein gehen.«
    » Entschuldige, war ja nur ein Angebot. Ich dachte, das hilft dir vielleicht.« Sie steuerte die Reihe für Kurzzeitparker an, direkt vor dem Haltepunkt für die Nottransporte, und sah echt böse aus. » Ich nehme doch an, dass du nach deiner Untersuchung selbstständig nach Hause findest.«
    » Ja, gar kein Problem.« Ich überhörte ihren spitzen Tonfall; es war offensichtlich, dass sie mir nicht glaubte. Sie war eine bessere Freundin, als ich verdient hatte. Aber im Moment wollte ich einfach nur herausfinden, wie es Geoff ging und was eigentlich passiert war. Ich griff nach meiner Tasche und öffnete die Tür. » Danke dir fürs Herfahren.«
    » Sarah, ich hab keine Ahnung, was hier eigentlich abgeht«, antwortete Jules und blickte stur geradeaus, » aber es kommt mir ziemlich suspekt vor. Du solltest das unbedingt geregelt kriegen, bevor wir wieder arbeiten müssen, okay?«
    Ich antwortete nicht, aber auf dem Weg zum Krankenhaus blieb ich kurz stehen und sah ihr nach, wie sie davonfuhr. Ich hoffte, dass sie mir zuwinken und mir das alles verzeihen würde.
    Drinnen reihte ich mich in die Schlange der potenziellen Patienten ein. Sie belagerten den Anmeldetresen mit den unterschiedlichsten Problemen, welche es offenbar ausnahmslos erforderlich machten, auf einem der orangefarbenen Plastikstühle Platz zu nehmen und zu warten, bis der entsprechende Name aufgerufen wurde. Hinter einer zweiflügeligen Tür befand sich

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