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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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den jüngeren Polizeibeamten vor. McAvoy lächelte mich zögernd an. Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass er wirklich noch sehr jung war. Überflüssigerweise ging mir die Frage durch den Kopf, ob dieses ungleiche Paar wohl gemeinsame Gesprächsthemen fand.
    Inzwischen war Anson wieder zu Atem gekommen. » Also, wo befindet sich denn die Leiche, die Sie gefunden haben? Wir müssen das überprüfen, bevor die Kollegen auftauchen. Sie gehören zwar bestimmt nicht zu diesen Verrückten, die nichts Besseres zu tun haben, als nur mal eben zum Spaß den Notruf zu wählen,« er machte eine kurze Pause, » aber Sie glauben ja gar nicht, wie oft das vorkommt.«
    Ich schaute ihn ungerührt an und deutete dann auf die Senke. » Sie liegt dort unten.«
    » Den Abhang da runter? Ohne mich. Springen Sie doch mal eben nach unten, Mattie, und schauen Sie sich die Sache an, ja?«
    Anson lehnte offenbar alles kategorisch ab, was mit körperlicher Anstrengung verbunden war. McAvoy eilte zum Rand des Abhangs und äugte hinunter.
    » Wo muss ich suchen?« Seine Stimme klang angespannt vor lauter unterdrückter Aufregung.
    Ich ging zu ihm hin, um ihn hinunterzubegleiten. » Die Leiche liegt hinter dem Baum dort. Am besten kommt man wahrscheinlich da links hinunter«, erklärte ich und deutete auf den rudimentären Pfad, den ich bei meiner Flucht nach oben hinterlassen hatte.
    Doch er war bereits unterwegs. Zweige knackten unter seinen Füßen, als er den Abhang hinabrannte und dabei immer schneller wurde. Ich verzog das Gesicht und rechnete mit einem Sturz. Ungerührt verdrehte Anson die Augen und merkte an: » Jugendlicher Eifer. Wird er schon noch lernen. Schneller ist nicht immer besser, oder?«
    Bei seinem ruppigen Tonfall sträubten sich mir die Haare.
    McAvoy war inzwischen unten angekommen und schaute nervös hinter den umgestürzten Baum. » Ja, hier ist etwas«, rief er. Bei dem Wort » etwas« überschlug sich seine Stimme leicht.
    » Schauen Sie es sich noch mal genau an, und kommen Sie dann wieder hoch, Mattie«, dröhnte Anson mit dem Funkgerät in der Hand, um die Informationen direkt weiterleiten zu können. Ich beobachtete, wie McAvoy um das Wurzelgeflecht des Baumes herumstieg, sich dann hinunterbeugte und nachsah, was dahinter lag. Selbst aus der Ferne konnte ich erkennen, wie er blass wurde. Abrupt wandte er sich ab, und ein Würgereiz ließ seine Schultern beben.
    » Du lieber Himmel«, bemerkte Anson angewidert. » Das ist ein Tatort, Mattie. Ich will nachher keine Erklärung für eine hässliche Kotzlache mittendrin abgeben müssen.«
    McAvoy ging ein paar Schritte beiseite und antwortete nicht. Kurz darauf wandte er sich um und begann die Böschung wieder heraufzuklettern, wobei er sorgfältig vermied, in die Richtung von Jennys Leiche zu sehen. » Es ist ein Mädchen, ein ziemlich junges. Sie können Meldung machen«, sagte er, als er mit starr auf den Boden geheftetem Blick wieder oben ankam. Beschämt war gar kein Ausdruck für seine Miene. Ich konnte es ihm gut nachfühlen; so schnell würde Anson McAvoys heute gezeigte Schwäche wahrscheinlich nicht vergessen. Doch zu meiner Überraschung gab der ältere Polizist keinerlei Kommentar ab, sondern schickte McAvoy lediglich zum Wagen, damit er die anderen Beamten zum Tatort lotsen konnte.
    » Ich habe kein Bedürfnis, den ganzen Weg wieder zurückzugehen. Laufen Sie doch mal eben rüber, mein Junge.«
    Ansons Gesichtsausdruck war freundlich, als er McAvoy hinterherschaute, wie er davoneilte. » Er braucht einfach ein bisschen Zeit, um sich an solche Sachen zu gewöhnen«, sagte er wie zu sich selbst. » Er ist ein guter Kerl.«
    » Ich mache ihm bestimmt keinen Vorwurf, wenn ihn das mitnimmt.«
    Anson schaute mich kalt an. » Sie werden noch hierbleiben müssen, fürchte ich. Die Kripo will sicher mit Ihnen reden. Die machen mir die Hölle heiß, wenn ich Sie einfach abziehen lasse.«
    Ich zuckte die Schultern und ging hinüber zu meinem Platz, wo ich schon zuvor gewartet hatte. Dort ließ ich mich wieder an dem Baumstumpf nieder. Ich versuchte, es mir so bequem wie möglich zu machen, falls man überhaupt von Bequemlichkeit sprechen konnte. Mein Interesse an einer Unterhaltung mit Anson hielt sich deutlich in Grenzen, sodass er mich bald allein ließ und mir den Rücken zukehrte, die Hände in den Taschen vergraben. Leise pfiff er immer wieder ein und dieselbe Melodie vor sich hin. Ich brauchte ein Weilchen, ehe mir der Text zu dem Kinderlied einfiel.
    » If

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