Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
vergewisserte, dass ich ihm folgte. Er hielt mir eine Brandschutztür auf und ließ mich durch. Er war zuvorkommend, ohne freundlich zu sein, und als wir vor einer Tür mit der Aufschrift Vernehmungsraum 1 ankamen, fühlte ich mich ausgesprochen unwohl. Grange hielt mir erneut die Tür auf und ich ging hinein.
    Die Einrichtung des Raumes erkannte ich sofort; sie sah genauso aus wie in sämtlichen Krimis oder Kriminaldokus, die ich je gesehen hatte. Die Mitte des Raumes füllte ein Tisch aus, an dessen Längsseiten je zwei Stühle standen. Eine Schmalseite war an die Wand gerückt. Dort stand ein überdimensionales Tonbandgerät, das mit Stahlschellen sowohl am Tisch als auch an der Wand befestigt war– vermutlich damit es nicht von aufgebrachten Delinquenten gegen die Vernehmungsbeamten geschleudert werden konnte. An der Decke waren in gegenüberliegenden Ecken zwei auf den Tisch gerichtete Videokameras montiert. Die unterschiedlichen Winkel lieferten ein vollständiges Bild dessen, was im Raum vor sich ging. Ein weiterer Mann beugte sich über das Tonbandgerät und hantierte daran herum. Als ich hereinkam, schaute er kurz auf und begutachtete mich routiniert. Er war jünger als Grange, um die dreißig, etwa einen Kopf größer und bestimmt zwanzig Kilo schwerer. Er wirkte eher wie ein Rugbyspieler auf mich. Sein Hemd spannte über den muskulösen Schultern, und als er den Kopf drehte, schnitt sein Kragen in den Hals ein, sodass ein heller Abdruck auf seiner gebräunten Haut zurückblieb.
    » Das ist DC Cooper«, erklärte Grange und deutete auf eine Seite des Tisches. » Setzen Sie sich bitte, Sarah.«
    Ich zögerte. » Moment mal, wer sind Sie denn eigentlich? Wo ist DCI Vickers? Oder DS Blake? Oder die Männer, die mich verhaftet haben?« Ihre Namen hatte ich schon wieder vergessen.
    Grange ließ sich auf einem der Stühle nieder. Umständlich legte er Notizblock und Stifte bereit, ehe er meine Frage beantwortete.
    » Wir wurden extra hinzugezogen, um Sie zu vernehmen. Als Verhörspezialisten gehören wir zum Ermittlerteam. DCI Vickers hat uns in den Fall eingewiesen.« Er blickte kurz auf und sortierte dann weiter seine Stifte mit mathematischer Präzision. » Keine Sorge. Wir wissen alles über Sie.«
    Alles andere als beruhigt sank ich auf den Stuhl, den er mir zugewiesen hatte. Cooper war inzwischen mit seinen wie auch immer gearteten Vorbereitungen fertig und setzte sich neben den älteren Detective. Dabei stieß er gegen ein Tischbein und der Tisch wackelte bedenklich. Er murmelte eine Entschuldigung, denn die von Grange präzise arrangierten Stifte waren wieder durcheinandergerollt. Der ältere Beamte presste vor Ärger die Lippen aufeinander, nickte Cooper jedoch zu, der daraufhin das Tonbandgerät einschaltete und zu sprechen begann. Seine Stimme war tief und heiser, und obendrein lispelte er– was überhaupt nicht zusammenpassen wollte. Dankbar für die Ablenkung entdeckte ich, dass seine beiden Schneidezähne abgebrochen waren. Dort stieß seine Zunge bei jedem Zischlaut an, während er allerlei einleitenden Kram wie Uhrzeit, Datum, Raumbezeichnung, Polizeirevier sowie ihre Namen und Dienstränge aufs Band sprach. Als er damit fertig war, schaute er mich an. » Diese Vernehmung wird auf Tonband und Video aufgezeichnet, in Ordnung?«
    Ich räusperte mich. » Ja.«
    » Würden Sie bitte Ihren Namen und Ihr Geburtsdatum nennen?«
    » Sarah Anne Finch. 17. Februar 1984.«
    Cooper blätterte in den Papieren herum, die er vor sich hatte, und suchte offenbar etwas. » Gut«, sagte er. » Ich werde Sie jetzt nochmals über Ihre Rechte aufklären.«
    Er las die Rechtsbelehrung vom obersten Blatt ab und unterbrach sich gelegentlich, um die einzelnen Klauseln zu erläutern. Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Ich wollte ohne Umschweife zur eigentlichen Vernehmung kommen, damit ich endlich erklären konnte, dass ich vollkommen unschuldig war und auf der Stelle hier rauswollte. Es war absolut ausgeschlossen, dass diese Sache zur Anklage kam. Man konnte mich doch nicht für etwas vor Gericht stellen, das ich nicht getan hatte. Völlig undenkbar. Ich hörte kaum zu und wurde natürlich umgehend ertappt, als Cooper mir eine Frage stellte.
    » Entschuldigung, was haben Sie gesagt?«
    » Sie haben auf einen Rechtsbeistand verzichtet. Können Sie bitte erklären, weshalb?«
    Ich zuckte die Schultern und wurde rot, als er auf das Tonband zeigte. » Äh, ich glaube nicht, dass ich mich rechtlich vertreten lassen

Weitere Kostenlose Bücher