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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Selbstverständlich war sie keine Hilfe gewesen. Als Leumundszeugin war sie nicht zu gebrauchen– so feindselig, wie sie der Polizei gegenüberstand, und so nachlässig, wie sie mit Kalender und Uhr umging. Wie war ich bloß darauf gekommen, dass das der Ausweg aus diesem ganzen Albtraum sein könnte?
    Grange nahm die Treibjagd wieder auf. » Sowohl Sie als auch Danny Keane– Sie beide sind Übriggebliebene. Sie beide mussten immer ums Überleben kämpfen. So etwas schweißt zusammen. Bonnie und Clyde, Sie wissen schon– nur dass Banküberfälle heutzutage nicht mehr so in Mode sind. Da ist es schon wesentlich einfacher, ein kleines Mädchen aufzutreiben, ihm mit Schmeicheleien und vorgegaukelter Freundschaft den Kopf zu verdrehen und es dann vor laufender Kamera zu missbrauchen.«
    Ich sank in meinen Stuhl zurück und fühlte mich wider Willen eingeschüchtert. Grange schaute auf sein Notizbuch und lehnte sich dann erneut über den Tisch. » Wir nehmen an, dass Sie und Daniel Keane sich in krimineller Weise zusammengetan haben, um Jennifer Shepherd zuerst zu missbrauchen und sich ihrer zu entledigen, als Sie feststellten, dass sie schwanger war.«
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. » Nein. Niemals.«
    » Aber ja«, beharrte Grange. » Sie kannten sie aus der Schule und wussten, dass sie nicht besonders stabil ist. Sie war ja noch ein Kind. Sie vertraute Erwachsenen, nicht wahr? Sie war den Umgang mit Ihnen gewohnt, sodass es kein Problem war, sich mit ihr allein zu treffen und sich mit ihr anzufreunden. Sie wohnte ja nicht weit von Ihnen entfernt, da konnte sie problemlos unter einem Vorwand abends und am Wochenende herüberkommen. Sie hat ihre Eltern belogen, und Sie haben ihr dabei geholfen, irgendwelche Geschichten zu erfinden. Und Daniel Keane hat ihr etwas vorgeschmeichelt, bis sie Recht von Unrecht nicht mehr unterscheiden konnte. Und ehe sie sichs versah, wurde sie von Fremden benutzt, wieder und wieder– damit Sie daraus Kapital schlagen konnten. Wahrscheinlich hat sie sich sogar noch bei Ihnen dafür bedankt.«
    Er wandte sich um, und Cooper reichte ihm unaufgefordert einen Ordner, den Grange durchblätterte, ehe er den Blick wieder auf mich richtete.
    » Diese Bilder haben wir auf den Computern im Haus sichergestellt. Möglicherweise finden wir noch mehr, wenn wir die Rechner fertig ausgewertet haben, aber das hier reicht aus, um die Beteiligten wegen Missbrauchs an dem Mädchen anzuklagen.«
    Er schlug den Ordner auf, blätterte erneut darin und wählte dann etwas aus. » Wussten Sie, dass wir ein System zur Klassifizierung von Bildern mit pädophilem Inhalt haben? Es umfasst die Stufen eins bis fünf, wobei Stufe eins die harmloseste ist. Das ist beispielsweise ein Bild aus dieser Kategorie.«
    Er schob ein Foto über den Tisch, auf dem ich Jenny sah, wie sie über die Schulter in die Kamera lächelte. Sie trug Unterwäsche– Hemd und Slip mit rosa Blümchenmuster– und kniete, eine Hand in die Hüfte gestützt. Der Stoff ihres Hemdes lag an der Brust eng an; es war erkennbar, dass sie noch ganz flach und kindlich war. Im Haar hatte sie eine Blumenspange und sah sehr jung und unschuldig aus.
    » Stufe eins bedeutet sexualisiertes Posieren«, erklärte Grange und betonte dabei jede einzelne Silbe. » Nicht zwangsläufig nackt. Keine weiteren Handlungen. Aufreizend könnte man es nennen.«
    Ich schluckte angewidert. Die Vorstellung, dass jemand dieses Bild erotisch fand, war für mich vollkommen absurd.
    » Stufe zwei.« Grange schob ein weiteres Foto über den Tisch, dessen glänzende Oberfläche mich förmlich anschrie. » Solomasturbation. Oder nichtpenetrative Sexualhandlungen zwischen Kindern. Aber in diesem Falle ist es Solomasturbation.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schaute ich auf das Bild, wandte dann schnell den Blick ab und spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. » Stopp«, brachte ich mühsam hervor. Ich wollte nichts mehr sehen. Ich wollte nicht wissen, dass es so etwas gab.
    » Stufe drei.« Ein weiteres Foto wurde herübergeschoben. » Nichtpenetrative Sexualhandlungen zwischen Kindern und Erwachsenen.«
    Ich hatte die Augen geschlossen, wandte mich ab und konnte das Weinen nicht mehr unterdrücken.
    » Das Gesicht des Mannes ist unkenntlich gemacht«, fuhr Grange ungerührt fort, » aber wir nehmen an, dass es Daniel Keane ist. Er hat eine Tätowierung am rechten Arm, nicht wahr? So eine? Ein keltisches Motiv?«
    » Ich habe keine Ahnung«, entgegnete ich und

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