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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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dabei jemand anders geholfen hat. Sie haben dann dafür gesorgt, dessen Spuren zu beseitigen, da Sie ja wussten, dass Ihre eigenen problemlos erklärbar wären.«
    » Wer sollte das denn gewesen sein?«
    » Dazu komme ich gleich, wenn es recht ist«, entgegnete Grange mit einem tadelnden Blick in meine Richtung. Er hatte einen Leitfaden vor sich, den er einzuhalten gedachte, während ich versuchte vorzugreifen. Ich gab nach, wollte ich doch unbedingt hören, was sie mir vorzuwerfen hatten.
    » Von dem Moment an, als die Leiche entdeckt wurde, sind Sie der Polizei immer wieder aufgefallen. Sie haben sich alle Mühe gegeben, in die Ermittlungen einzugreifen, indem Sie kurzerhand selbst mit Jennys Freundinnen gesprochen haben, noch ehe die Ermittler sie befragen konnten. Ihre Neugier wurde selbstverständlich registriert und hat das Team in seinem Verdacht bestärkt. Wir gehen davon aus, dass Sie Ihren Komplizen über die Ermittlungen informiert haben. Als klar wurde, dass seine Verhaftung drohte, konnte er daher entkommen.«
    » Danny«, flüsterte ich.
    » Daniel Keane, genau«, bestätigte er mit einer gewissen Genugtuung. » Aber Sie müssen sich seinetwegen keine Gedanken machen. Wir sind gut über ihn informiert und werden ihn uns schon holen.«
    » Das will ich doch hoffen. Er wird Ihnen sagen, dass das alles vollkommen frei erfunden ist. Ich habe seit Jahren nicht mit ihm gesprochen, geschweige denn ein Verbrechen mit ihm geplant oder was auch immer Sie da andeuten wollen.«
    » Es muss jedenfalls ein ziemlicher Schock für Sie gewesen sein«, legte Grange nach und beugte sich über den Tisch, » als Ihnen klar wurde, dass die Polizei Sie nicht mal eben nach Hause fährt. Sie hatten somit keine Zeit mehr, Danny oder Paul noch schnell eine SMS zu schicken und sie vor der bevorstehenden Hausdurchsuchung zu warnen. Es blieb keine Zeit, die Unterlagen zu vernichten, Festplatten zu löschen oder Beweismittel beiseitezuschaffen. Auch Ihre persönlichen Gegenstände konnten Sie nicht mehr aus dem Haus holen.«
    » Ich weiß nicht, wie diese Sachen dort hingekommen sind«, erwiderte ich hilflos. » Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Und DCI Vickers auch.«
    » Er meinte, Sie hätten dabei eine oscarverdächtige Darbietung hingelegt«, kommentierte Cooper. » Doch selbst die hat niemanden überzeugt.«
    Grange ergriff wieder das Wort. » Dann haben Sie versucht, Paul in Schutz zu nehmen und die Beamten zu überreden, ihn nicht zu vernehmen, weil er ja ach so schutzbedürftig sei. Aber allen war klar, dass Sie schlichtweg Angst hatten, Paul würde die Lügengeschichte vergessen, die Sie miteinander vereinbart hatten, als sie vor zwei Tagen bei ihm waren. Paul ist noch ein Kind. Sie konnten sich nicht darauf verlassen, dass er Sie deckt.«
    » Das ist doch völliger Unsinn…«
    » Ach, tatsächlich?« Grange agierte wie ein Killerhai, der seine Beute in die Enge treibt. » Uns erscheint das ganz und gar nicht unsinnig. Sie sind so anständig, dass es kaum auszuhalten ist, Sarah. Sie leben mit Ihrer Mutter zusammen, unterrichten tagein, tagaus an dieser Nobelschule und bekommen alles Mögliche vorgeführt, das Sie selbst nicht haben können. Für die Mädchen dort ist alles so leicht, und es ist ihnen nicht einmal bewusst. Wir haben Ihr Haus durchsucht und mit Ihrer Mutter gesprochen– ziemlich trostloses Leben für eine junge Frau, nicht wahr? Trist und freudlos.«
    Damit musste ich erst einmal fertigwerden, dass sie unser Haus einschließlich meines Zimmers und meiner Sachen durchsucht hatten. Mein Gesicht brannte angesichts der Vorstellung, dass fremde Hände meine Kleidung durchwühlt und meine Briefe und Bücher durchforstet hatten, damit man sich eine Meinung über mich bilden konnte. Und schlimmer noch: Was, wenn die Hände gar keine fremden waren? Ich stellte mir Blake vor, wie er mit verächtlichem und zugleich mitleidigem Blick auf meinem Bett saß. Mitleid war so ziemlich das Letzte, was ich von ihm haben wollte.
    Ich zwang mich, mit meinen Gedanken wieder in den kleinen, stickigen Raum zurückzukehren. » Wenn Sie mit meiner Mutter gesprochen haben, dann hat sie Ihnen bestimmt auch erzählt, dass ich gar nichts damit zu tun haben kann, weil ich bei ihr war, als Jenny verschwand.«
    Grange zuckte nicht mit der Wimper. » Sie war leider keine allzu große Hilfe. Falls Sie wegen eines Alibis auf sie gebaut haben, werden Sie sich anderweitig umsehen müssen.«
    Resigniert lehnte ich mich zurück.

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