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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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stand also eine Menge auf dem Spiel. So viel, dass Sie zu dem Schluss kamen, dass das Mädchen, das Sie wie eine Ware zu Ihrem finanziellen Vorteil ausgebeutet hatten und das nun nicht mehr von Nutzen war, beiseitegeschafft werden musste.«
    » Nein«, entgegnete ich kopfschüttelnd. » Nichts davon ist wahr.«
    » Nein? Haben Sie sich demnach auch nicht mit Daniel Keane darauf geeinigt, sobald die Wogen sich geglättet hätten, Ausschau nach einem neuen Opfer zu halten– falls Sie ungeschoren davonkämen? Es war doch eine hübsche Einnahmequelle für Sie beide, viel zu lukrativ, um vollständig darauf zu verzichten. Schließlich hatten Sie ja nun einmal alles in Gang gesetzt, und die Kunden forderten neues Material.«
    » Das ist doch absolut lächerlich.«
    » Das war also nicht der Grund, weshalb Daniel Keane es auf Geoff Turnbull abgesehen hatte?« Grange beobachtete sehr genau, wie ich reagierte, als er Geoffs Namen erwähnte. » Weil Geoff Ihr Haus belagerte, nicht wahr? Und Ihre Kunden, die regelmäßigen Besucher Ihres kleinen Clubs, wenn ich so sagen darf, wollten ja ungehindert kommen und gehen können. Wir haben bislang Bilder von vier verschiedenen Männern gefunden, die an dem Missbrauch beteiligt waren. Die meisten von ihnen sind offensichtlich ein ganzes Stück älter als Sie und Daniel Keane, sodass wir nicht genau wissen, wie der Kontakt zu ihnen zustande gekommen ist– vielleicht können Sie uns ja etwas dazu sagen? Nein? Wahrscheinlich wären die Kunden auch nicht gerade begeistert gewesen, wenn zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Lehrer aufgetaucht wäre und mitbekommen hätte, was da abläuft, und vielleicht sogar das Opfer erkannt hätte, wenn es das Grundstück betrat oder verließ.«
    » Wie kommen Sie denn darauf, dass Danny derjenige war, der Geoff überfallen hat?«, fragte ich und kam gedanklich gar nicht über den ersten Teil dessen hinaus, was Grange gesagt hatte.
    » Bei der Hausdurchsuchung haben wir eine Eisenstange gefunden, die in einem schwarzen Müllsack unter einem Bett versteckt war. Daran klebte Blut und anderes Spurenmaterial. Es befanden sich zum Beispiel Haare daran, die optisch denen von Geoff Turnbull gleichen. Die DNA-Untersuchung zur Bestätigung steht allerdings noch aus. Aber wir gehen stark davon aus, dass dies die Waffe ist, mit der Mr. Turnbull angegriffen wurde.«
    Verwirrt lehnte ich mich zurück. Geoff war für Dannys unseliges Tun im Haus gegenüber also ein Hindernis gewesen. Aber die Art und Weise, ihn zu vertreiben, kam mir doch reichlich extrem vor. Wie Vickers schon gesagt hatte, sah das eher nach einer persönlichen Angelegenheit aus. Ich verschob diese Überlegungen jedoch auf später und konzentrierte mich vorerst auf das, was Grange weiter zu sagen hatte. Sein Tonfall war inzwischen ein wenig milder geworden.
    » Schauen Sie, Sarah, wir wissen ja, dass Sie mit dem Verschwinden Ihres Bruders und dem Tod Ihres Vaters viel Schlimmeres in Ihrem Leben verkraften mussten. Wir verstehen, dass Sie sich möglicherweise zu Daniel Keane hingezogen fühlten, weil er zu den wenigen Menschen gehörte, die nachvollziehen konnten, wie Sie aufgewachsen sind. Vielleicht war das alles ja seine Idee. Womöglich hat er Sie ebenfalls ausgenutzt. Vermutlich haben Sie gedacht, alles würde ganz anders ablaufen. Es kann ja sein, dass Sie anfangs gar nicht begriffen haben, wo Sie da hineingeraten sind– und dann war es irgendwann zu spät.«
    Grange machte ein aufrichtiges Gesicht. Dennoch glaubte ich ihm kein Wort.
    » Sie stecken gerade mächtig in Schwierigkeiten. Aber wir können Ihnen helfen, wenn Sie sich kooperativ zeigen. Wenn Sie uns sagen können, was tatsächlich mit Jennifer passiert ist. Wenn Sie die Ungereimtheiten aufklären, dann können wir Ihnen ebenfalls entgegenkommen. Ihre Strafe wird dann geringer ausfallen. Wir könnten dafür sorgen, dass Ihre Haftzeit verkürzt wird oder dass Sie Hafterleichterungen bekommen.«
    So dumm war ich nicht, tatsächlich zu glauben, was Grange da sagte, aber ich begriff sehr wohl, was es bedeutete. Sie hatten zwar eine Menge Vermutungen, aber keine brauchbaren Beweise. Sie waren darauf angewiesen, dass ich mich einerseits selbst bezichtigte und ihnen andererseits half, Danny zu überführen. Selbstverständlich war es mir mehr als recht, dass Danny für lange Zeit– am besten für immer– ins Gefängnis wanderte, seit ich die Bilder von der missbrauchten Jenny gesehen hatte. Aber ich musste ihnen unbedingt begreiflich

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