Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing
und Cooper sind speziell dafür ausgebildet. Und sie machen ihre Sache wirklich gut.«
» Das glaub ich dir sofort.« Trotzdem fand ich ihre Art nicht eben angenehm.
» Sarah, ich war mir ganz sicher, dass du nichts damit zu tun hast, auch wenn du mir das nicht abnimmst.«
» Und wenn es doch so wäre? Wie du schon sagtest, kennst du mich ja gar nicht. Was wäre, wenn sie mir nachgewiesen hätten, dass ich daran beteiligt war? Würdest du mich dann immer noch mögen?«
» Tja– dann wahrscheinlich nicht.« Er lehnte sich zurück und zuckte die Schultern. » Wenn du ein solches Verbrechen begehst, musst du die Konsequenzen tragen. Sobald du die Grenzen überschreitest, war es das.«
» Und da gibt es keinen Weg zurück?«
» Nicht was mich betrifft. Deshalb mache ich diesen Job– weil es einige Leute gibt, die nicht in diese Gesellschaft gehören. Ihre Art zu leben verletzt andere Menschen, und mein Job ist es, sie daran zu hindern. So einfach ist das.«
» Was ist mit Paul?«
» Was ist mit ihm?«
» Er ist noch ein Kind. Wahrscheinlich wurde er gezwungen, bei der ganzen Sache mitzumachen. Ich fühle mich nicht sonderlich wohl dabei, ihm dazu Fragen zu stellen. Ich will nicht diejenige sein, die ihn überlistet, sich selbst zu bezichtigen. Ich meine, was wird mit ihm passieren?«
» Es ist Sache der Justiz, das zu entscheiden, nicht deine.« Blake sah mich stirnrunzelnd an. » Du musst akzeptieren, dass er etwas wirklich Verwerfliches getan hat, Sarah. Er hat ein schweres Verbrechen begangen, und ungeachtet der Umstände hat er es verdient, dafür bestraft zu werden. Verbrecher– völlig egal wer– müssen für das, was sie getan haben, auch die Verantwortung übernehmen. Ich finde es immer schwer erträglich, womit sie so ankommen, wenn sie dann vor Gericht stehen. Es ist niemals ihre Schuld. Sie haben immer eine Ausrede, selbst wenn sie sich schuldig bekennen. Aber für so etwas gibt es keine Entschuldigung. Er ist alt genug, um den Unterschied zwischen Recht und Unrecht zu kennen, und falls mildernde Umstände bestehen, wird das Gericht diese berücksichtigen.«
» Alles ist entweder schwarz oder weiß, oder?«
» Aus meiner Sicht schon, ja.« Wieder ganz dienstlich, zog er ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Gesäßtasche seiner Jeans und reichte es mir. » Das ist eine Liste der Fragen, die du ihm bitte stellen sollst. Es gibt ein paar Dinge, die wir unbedingt wissen müssen, bevor wir mit seinem Bruder sprechen.«
» Falls ihr ihn erwischt.«
» Wir werden ihn kriegen«, erwiderte er selbstsicher. Andererseits hatten sie genauso überzeugt gewirkt, als sie mich verhafteten. Ich ertappte mich bei der Überlegung, ob Vickers und sein Team wirklich immer so genau wussten, was sie taten.
» Lies sie dir einfach mal durch«, empfahl Blake und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Zettel, der noch immer zusammengefaltet vor mir lag. » Sie sind nur dazu gedacht, dir etwas für den Anfang in die Hand zu geben. Du musst dich nicht exakt an die Fragen in der angegebenen Reihenfolge halten, aber versuch bitte unbedingt, die Antworten zu bekommen, die wir brauchen.«
» Ich werde mein Bestes tun«, sagte ich und spürte, wie mich Aufregung überkam. Er merkte es und lächelte.
» Das kriegst du hin. Lass dir einfach Zeit, und sieh zu, dass du Ruhe bewahrst. Wir werden mit dabei sein, uns aber nur dann einschalten, wenn du echt in der Klemme steckst.«
» Es ist doch nur ein Gespräch.«
» Sobald du da drinsitzt, wirst du überrascht sein, wie schnell es passieren kann, dass du die wichtigsten Fragen vergisst«, warnte Blake. » Von hier aus betrachtet erscheint es ziemlich einfach, aber wenn man auf die Antworten hört und Anschlussfragen stellt, lässt man sich leicht ablenken und schafft es dann nicht mehr, wieder auf den richtigen Kurs zu kommen.«
» Verstehe.«
» Hier.« Er gab mir einen Stift. » Mach dir Notizen, wenn es nötig ist.«
Ich zog die Hülle von dem Stift und faltete den Zettel auseinander. Die Liste war kürzer als ich erwartet hatte. Woher Paul Jenny kannte. Wie sie auf die Idee gekommen waren, Jenny zu missbrauchen. Wer sich den Plan ausgedacht hatte. In welcher Weise Paul daran beteiligt gewesen war. Warum er nichts unternommen hatte, um der Sache ein Ende zu bereiten.
» Ich glaube nicht, dass es fair ist, ihn das zu fragen«, sagte ich und verwies auf die letzte Frage. » Er ist doch noch ein Kind und vollkommen abhängig von seinem Bruder. Was hätte er denn
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