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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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ich behalte es im Hinterkopf.«
    » Ich auch, keine Sorge.« Aber das sagte ich mit einem Lächeln. Ich hatte keine Vorstellung, wie Vickers mich dafür entschädigen wollte, aber darum ging es auch gar nicht. Was er mir eigentlich gerade gesagt hatte, war nämlich, dass ich wieder auf seiner Seite war, auf der Seite der Guten, und das war ein sehr gutes Gefühl.
    Ich war auf dem besten Wege, den Tag dort zu beenden, wo ich ihn begonnen hatte, wie mir auffiel, als ich Vickers durch die Flure der St.-Martins-Klinik zur Kinderstation folgte, wo Paul sich unter den wachsamen Augen von DS Blake erholte. Blake sprang auf, als Vickers die Tür öffnete. Ich kam hinter Vickers’ Rücken vor und warf einen Blick auf das Bett, in dem Paul mit geschlossenen Augen und angezogenen Beinen auf der Seite lag.
    » Danke, dass Sie gekommen sind, Sarah«, begrüßte mich Blake und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    Ich überging ihn und widmete mich ganz Paul. Sein Atem war kratzig, seine Wangen fleckig, und das Haar klebte ihm verschwitzt an der Stirn.
    » Geht es ihm besser?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme.
    » Es geht schon den ganzen Tag mal so, mal so. Die Ärzte sind so weit ganz zufrieden mit ihm– das heißt er erholt sich gut, den Umständen entsprechend. Sie lassen uns aber nicht lange mit ihm sprechen, wenn er wach ist. Und wir können ihn jetzt auch nicht aufwecken, fürchte ich, auch wenn Sie extra hergekommen sind.«
    » Das würde ich auch gar nicht zulassen«, sagte ich überrascht und kein bisschen verärgert. » Ich kann warten. Mir liegt vor allem Pauls Wohlergehen am Herzen.« Auf den Nachsatz, auch wenn Sie das anders sehen, verzichtete ich, doch die Worte schwebten gewissermaßen in der Luft.
    Noch bevor Blake etwas erwidern konnte, mischte sich Vickers ein. » Da wir gerade von Pauls Wohlergehen sprechen– das ist Audrey Jones, Pauls Sozialarbeiterin.« Er deutete in eine Ecke des Raumes, wo eine Frau mittleren Alters saß, die Arme unter ihrem riesigen, weichen Busen verschränkt. » Mütterlich« war das erste Wort, das mir zu ihr einfiel– was auch immer das heißen mochte. Weder Paul noch ich hatten je so eine Mutter erlebt. Wahrscheinlich erinnerte Paul sich überhaupt nicht an seine Mutter, schließlich war er noch sehr klein, als sie starb. Audrey sah mich einigermaßen freundlich an und blieb in ihrer Ecke sitzen. Energiegeladen wirkte sie nicht gerade und auch nicht sonderlich interessiert an der neuen Besucherin. Es leuchtete mir ein, dass sie sich für Vickers als nicht sonderlich hilfreich erwiesen hatte.
    Im ganzen Zimmer gab es nur zwei Stühle, und auf einem davon saß Audrey. Blake hatte den anderen geräumt, doch ich bezweifelte, dass ich darauf Anspruch erheben konnte. Ich war so müde, dass ich mich ganz benommen fühlte. Ich musste mich erst einmal setzen und brauchte dringend Koffein, und zwar in großen Mengen.
    » Glauben Sie, dass er noch ein Weilchen schläft?«
    » Bestimmt noch eine halbe Stunde«, antwortete Blake mit einem Blick auf seine Armbanduhr. » Er pendelt zwischen Schlafen und Wachen, aber bald ist wieder Zeit, etwas zu essen– das wird ihn sicher aufwecken.«
    » Hätten Sie was dagegen, wenn ich mal losgehe und mir einen Kaffee besorge?«, wandte ich mich an Vickers. Ich wusste zwar, dass ich keine Gefangene mehr war, aber ich hatte immer noch das Gefühl, dass ich ohne seine Zustimmung nicht einfach aus dem Zimmer gehen konnte.
    Für einen kurzen Moment zögerte er, gab dann aber sein Einverständnis. » Nehmen Sie am besten Andy mit«, schlug er vor, als ich schon an der Tür war. Es klang, als sei ihm der Gedanke in dem Moment erst gekommen. » Ich passe hier auf unseren Paul auf, und Ihnen wird ein Tässchen auch gut tun, denke ich, Andy. Die Kantine ist im Untergeschoss, soweit ich weiß.«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, kam Blake mit zur Tür. Ich hatte eindeutig keine Wahl. Ich warf Vickers einen Blick zu, der ihm sagen sollte: Ich durchschaue Ihr Spielchen, und bekam seinen wasserklaren, himmelblauen Blick zurück. Er hätte ebenso gut eine glänzende Verbrecherkarriere hinlegen können, wenn sein Leben anders verlaufen wäre, ging es mir durch den Kopf. Kein Mensch auf der Welt wäre fähig gewesen, ihm eine Missetat zuzutrauen. Zumindest nicht auf den ersten Blick.
    » Wir sind dir wirklich sehr dankbar, musst du wissen«, setzte Blake an, nachdem sich die schwere Tür hinter uns geschlossen hatte. » Besonders in Anbetracht dessen, was heute

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