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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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wollte Danny ihm manches dann doch nicht zumuten.
    » Wann hast du sie denn zum letzten Mal gesehen?«
    Er überlegte einen Augenblick. » Mitte letzter Woche, nach der Schule. Sie hat sich mit Danny im Wohnzimmer eingeschlossen, aber nur kurz. Danach ist sie einfach weggerannt. Nicht mal verabschiedet hat sie sich von mir. Sie war total aufgelöst, aber Danny hatte keinen Schimmer, warum.«
    Ich war hundertprozentig sicher, dass Danny Keane haargenau wusste, was los war. Ich konnte mir die Situation lebhaft vorstellen. Jenny sucht völlig verwirrt und verängstigt den Mann auf, den sie liebt, und sagt ihm, dass sie schwanger ist, woraufhin Danny in Panik verfällt. Er konnte keinesfalls zulassen, dass sie ihn ihren Eltern gegenüber erwähnt. Möglicherweise hatte sie eine Abtreibung abgelehnt. Vielleicht hatte er es nicht einmal vorgeschlagen. Die einfachste Lösung war wohl, zwei Leben auf einmal auszulöschen und damit das Problem ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Aber das Gegenteil trat ein: Es war noch da. Jetzt hatte er sich erst recht in die Bredouille gebracht und mich auch.
    » Und wie hat sich Danny seitdem benommen– seit Mitte voriger Woche?«
    » Mal so, mal so. Er war voll geschockt, als er gehört hat, dass Jenny– Sie wissen schon. Er ist reingekommen, hat sich gar nicht mehr eingekriegt und stundenlang Sky News geguckt. Er konnte echt nicht fassen, dass sie nicht mehr lebt.«
    Oder er fühlte sich schuldig für das, was er getan hatte. Oder die Flut der detaillierten Nachrichten wühlte in ihm die Erinnerung an die begangene Tat wieder auf. Oder er wollte einfach aus den Meldungen erfahren, ob ihm die Polizei schon auf den Fersen war.
    In kindlicher Offenheit erzählte Paul weiter. » Jedes Mal wenn ihr Bild kam, war er total fertig und hat nur noch vor sich hin geheult. Beim ersten Bericht dachte ich, er dreht gleich durch. Dabei hat er auch das eine Stuhlbein abgetreten– wissen Sie noch? Das ich Ihnen gezeigt habe?«
    Ich erinnerte mich an den Stuhl. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Danny am Tisch saß und vor lauter Angst und Zorn aufsprang. Aus Zorn darüber, dass man sie gefunden hatte und aus Angst davor, dass man ihm auf die Spur kam. Er rastete aus, weil die Sache nicht nach Plan verlief.
    Ich weiß nicht, was an meinem Gesicht abzulesen war, jedenfalls schaute Paul mich besorgt an. » Sie glauben mir doch, oder? Er war fix und fertig. Alles war damit aus und vorbei. Alles, wofür er gearbeitet hatte.«
    » Alles, wofür er gearbeitet hatte, war illegal und nur möglich, weil deine Freundin dafür gelitten hat.«
    » Das war schon okay für sie«, widersprach Paul trotzig. » Sie wollte doch helfen. Es war ihre eigene Entscheidung mitzumachen.«
    » Das kann ich mir kaum vorstellen«, gab ich zurück, und es war mir egal, dass es ärgerlich klang. » Und wenn es ein so toller Job gewesen ist, dann hättest du ja problemlos ein neues Mädchen als Ersatz für sie besorgen können. Oder Danny hätte jemanden engagieren können.«
    » Ja, aber sie war einfach perfekt. Jenny sah genau richtig aus, und außerdem hatte sie einen Draht zu Ihnen. So gut wird das nie wieder klappen.«
    Ich hakte nach. » Was meinst du denn damit? Weshalb spielte es eine Rolle, dass sie mich kannte?«
    » Danny ist, na ja, besessen von Ihnen.« Paul lachte. » Er wollte, dass Jenny ihre Haare offen trägt, so wie Sie damals, als Sie so alt waren. Außerdem wollte er, dass sie sich so kleidet wie Sie. Mit Sachen wie Sie welche hatten, an die er sich noch erinnern konnte– Oberteile und so was. Er hat oft Klamotten für Jenny gekauft. Die hat er ihr dann geschenkt, damit sie die Sachen bei uns zu Hause anziehen konnte. Mit nach Hause nehmen ging ja nicht wegen ihren Eltern. Sie hatte keine Ahnung, dass es dabei eigentlich um Sie ging. Aber er hat Jenny immerzu bequatscht, dass sie ihm von Ihnen erzählen soll– was Sie in der Schule gesagt haben, was Sie für Laune hatten und so. Er konnte gar nicht genug davon kriegen. Ihr ist es schon langsam auf die Nerven gegangen.«
    » Warum«, fragte ich mühsam, » hat sich dein Bruder denn für mich interessiert? Wir haben doch schon seit Jahren kein Wort miteinander geredet. Er kennt mich ja gar nicht.«
    » Oh, er kennt Sie sogar ziemlich gut«, widersprach Paul selbstsicher. » Er hatte Sie immer im Blick: wann Sie kommen und gehen und ob es Ihnen gut geht. Er wollte alles über Sie wissen. Eigentlich«, fügte er hinzu und wurde rot dabei, » ist er verliebt

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