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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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war wirklich verlockend. Die Bäume hätten zwar auch einen gewissen Schutz vor dem Regen bieten können, aber da die Blätter bereits völlig durchnässt waren, kam gelegentlich ein kräftiger Schwall Wasser heruntergerauscht. Meine Steppjacke saugte den Regen eher auf, als dass sie ihn abhielt, und hing schwer und kalt auf meinen Schultern und an mir herunter. Ich wandte mich zu Blake um.
    » Ich gehe dort hoch. Sag Bescheid, wenn sich was tut.«
    » Das wirst du schon merken. Wenn sie finden, wonach sie gesucht haben, gibt es immer ziemlich viel Wirbel. Aber ich halte dich auf dem Laufenden.«
    Damit ging er zu den anderen unter das weiße Zelt, und ich stapfte die Böschung hinauf. Meine nassen Füße rutschten in den Gummistiefeln herum, an deren Sohlen schwerer Matsch klebte. Als ich bei der blauen Plane ankam und die anderen mir Platz machten, fühlte ich mich plötzlich verlegen. Ich schob meine Kapuze zurück und hockte mich neben den Hund. Er saß kerzengerade und registrierte wachsam sämtliche Geräusche und Bewegungen um ihn herum. Seine schokoladenbraunen Augen glänzten neugierig.
    » Ist es in Ordnung, ihn zu streicheln?«, fragte ich den Hundeführer. Er nickte zustimmend, und ich strich dem Hund mit der Hand über den Kopf und kraulte ihm sanft die Ohren. Er steckte seine Nase in die Luft und genoss die Zuwendung. Es war nicht schwer, die grausige Arbeit zu vergessen, die er verrichtet hatte.
    Als noch mehr Leute unter der Plane Zuflucht suchten, schaute ich nicht auf, sondern rückte nur ein Stück beiseite. Es wurde zwar gesprochen, aber ich hörte nicht hin. Meine Gedanken waren unten bei dem weißen Zelt, als eine Stimme sagte: » Hallo Sarah.« Ohne nachzudenken, drehte ich mich um und sah mich unversehens Danny Keane gegenüber.
    Er stand höchstens einen halben Meter von mir entfernt, sodass ich in der Hocke erstarrte und vor Schreck nicht aufstehen konnte. Während er mich mit starrem Blick fixierte, konnte ich an nichts anderes denken als an Blakes Gesichtsausdruck zuvor im Auto, während er von ihm gesprochen hatte. Er ist total besessen von dir … Lass dich nicht täuschen, er ist wirklich gefährlich …
    Es dauerte einige Sekunden, bis mir klar wurde, dass Danny von zwei Polizisten gesichert wurde und weitere Beamte um uns herum und am Fuß des Abhangs waren, die mich hören würden, wenn ich schrie. Nach allem, was ich von Danny und seinen Taten wusste, bedeutete er im Moment keine Gefahr für mich. Ich erhob mich langsam und trat ein Stück zurück. Seine Kleidung triefte vor Nässe und klebte ihm am Körper, der spindeldürr war wie bei einem Langstreckenläufer. Seine klatschnassen Haare waren ihm in die Stirn gefallen, und als ich zu ihm hinsah, hob er beide Hände, um sie zurückzustreichen. Dabei sah ich, dass seine Handgelenke in Handschellen steckten. Er hielt eine Zigarette, an der er gierig zog, während er beobachtete, wie ich mich aufrichtete.
    » Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich starrte ihn an. » Wie bitte?«
    » Ich meine nur– das muss alles ziemlich heftig für dich sein.« Er deutete den Abhang hinunter. » Nach so langer Zeit herzukommen und nach Charlie zu suchen.«
    » Ja, das ist wirklich… seltsam.« Sicher längst nicht so seltsam wie mit einem Mann zu reden, der als gewalttätiger, skrupelloser Mörder bekannt war– aber immer noch merkwürdig genug. Ich fragte mich, ob Danny Keane nervös war. Er leckte sich die Lippen, als wären sie trocken, neigte den Kopf leicht von mir weg und musterte mich von der Seite. Das war wirklich beängstigend.
    Wahrscheinlich hätte ich einfach der Plane den Rücken kehren und wieder den Abhang hinuntergehen sollen, um Abstand zu Danny zu gewinnen. Aber als ich in seiner Nähe stand, kam ich ins Nachdenken. Er schuldete mir noch eine Erklärung. Angeblich hatte er das alles ja meinetwegen getan. Jetzt bekam ich die einmalige Chance, ihn nach dem Warum zu fragen. Wenn ich ihn dazu bringen konnte, mit mir zu reden, musste er mir glauben, dass ich ihn nicht hasste.
    » Danke, dass du ihnen gesagt hast, wo sie suchen müssen. Nach Charlie, meine ich.« Ich versuchte, betont ruhig zu sprechen und ihn ein wenig anzulächeln. Obwohl es mir vollkommen aufgesetzt vorkam, lächelte er zurück.
    » Nichts zu danken. Das war ja das Mindeste, was ich tun konnte.«
    Ich räusperte mich. » Tja also, wie ist dir denn wieder eingefallen, wo er vergraben wurde?«
    » So etwas vergisst man nicht.« Dann beugte er sich näher zu mir heran und

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