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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Danny Keane doch gelogen hatte und an der Stelle nichts zu finden war.
    » Wie geht’s deiner Mutter?«
    » Erstaunlich gut. Sie hat die Nachricht besser verkraftet, als ich dachte. Ich hatte nicht erwartet, dass sie so ruhig bleibt.«
    Er schaute mich von der Seite an. » Der Chef war recht angetan von ihr. Sonst ist sie wahrscheinlich anders, oder?«
    » Stimmt«, gab ich zu. » Sie kann ziemlich schwierig sein. Manchmal ist ihre Anwesenheit wirklich kein Vergnügen.«
    » Hab ich mir schon gedacht.« Na klar, Blake hatte sie ja schon bei der Hausdurchsuchung kennen gelernt. Die bloße Erinnerung bereitete mir Magenschmerzen.
    » Und wie geht’s jetzt weiter?« Er schaute auf die Straße, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte.
    » Wie meinst du das?«
    » Ich meine…« Er brach ab und setzte erneut an. » Vielleicht irre ich mich ja, aber ich habe den Eindruck, dass du bei deiner Mutter geblieben bist, um Charlies Verschwinden ein Stück weit wiedergutzumachen. Wenn wir ihn heute finden, wird das alles vorbei sein. Letzter Akt sozusagen. Du könntest also langsam mal überlegen, was du jetzt vorhast, was du als Nächstes tun willst. Du kommst mir nicht gerade vor wie die engagierteste Lehrerin der Welt.«
    » Ist das so offensichtlich?«
    » So kann man nicht leben, Sarah. Du musst das tun, was du für gut und richtig hältst, nicht irgendjemand anders. Du bist jung genug, dein Leben umzukrempeln, in welcher Form auch immer. Du musst dir nur darüber klar werden, was du eigentlich willst.«
    » Das ist nicht so einfach.«
    » Doch, das ist so einfach. Nichts ist einfacher als das.« Als wir an einer Ampel anhielten, wandte er sich mir zu. » Und du brauchst keine Angst davor zu haben. Du wirst glücklicher sein.«
    » Vielleicht.« Ich konnte es mir allerdings nicht vorstellen. Mums Probleme hatten zwar mit Charlies Verschwinden begonnen, aber das bedeutete nicht, dass sie sich automatisch in Luft auflösen würden, sobald man ihn gefunden hatte. Möglicherweise brauchte sie mich jetzt, wo sie wusste, was geschehen war, sogar mehr denn je. Wir würden so lange so weitermachen, wie es nötig war. Damit hatte ich ja reichlich Erfahrung.
    Die Scheibenwischer bewegten sich etliche Male hin und her, ehe ich wieder etwas sagte. » Ist Danny heute auch dabei?«
    Blakes Augenlider zuckten angesichts des Themenwechsels ein wenig. » Ja, aber halt dich unbedingt von ihm fern. Er wird zwar von Beamten eskortiert und in Handschellen sein, aber ich will dich trotzdem nicht in seiner Nähe sehen.« Ohne mich anzusehen, fügte er hinzu: » Er ist total besessen von dir, verstehst du?«
    » Das kommt mir alles so absurd vor. Er kennt mich doch gar nicht.«
    » Umso schlimmer. Er ist in seine Vorstellung von dir verliebt. Er kann dich zu allem machen, was er will«, erläuterte Blake nüchtern. » Lass dich nicht täuschen, er ist wirklich gefährlich.«
    Bei dem Wort klingelte etwas in meinem Kopf. » Hat er denn schon gestanden? Den Mord an Jenny, meine ich.«
    » Nein, den nicht. Aber mitten in der Nacht haben wir von ihm ein Geständnis im Fall Geoff Turnbull bekommen. Da die Kollegen ihn ziemlich hart rangenommen haben, hat er es letztendlich zugegeben. Die Beweislage war aber auch erdrückend: Die Eisenstange, die wir bei ihm zu Hause gefunden haben, war definitiv die Tatwaffe. Er sagte, er habe Geoff beobachtet und ihn kommen und gehen sehen. Ihm missfiel, wie er sich ausdrückte, die Art und Weise, wie er sich dir gegenüber benommen hat. In der fraglichen Nacht ist Danny dann einfach ausgerastet.« Blake runzelte die Stirn ein wenig und konzentrierte sich auf die Straße. » Ich weiß nicht, was genau da passiert ist. Aber was auch immer Danny von gegenüber beobachtet hat– es brachte ihn dazu einzugreifen. Geoff hatte keine Chance. Danny kann wahrlich nicht behaupten, dass es ein fairer Kampf war– obwohl das selbstverständlich keine Entschuldigung wäre. Zugutehalten könnte man ihm nur, dass er dich damit schützen wollte.« Blake warf mir einen kurzen Seitenblick zu. » Aber fühl dich jetzt bloß nicht wieder schuldig, verstanden? Du hast ihn ja schließlich nicht darum gebeten.«
    Trotzdem hatte ich mir Geoff vom Hals gewünscht, und als ich erfuhr, dass er im Krankenhaus lag, hielt sich mein Mitgefühl auch eher in Grenzen. Aber ich konnte ja die Zeit nicht zurückdrehen und alles noch einmal durchmachen, nur damit ich kein schlechtes Gewissen mehr hatte. Das ließ sich nicht so einfach

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