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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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eigentlich?
    Blakes Mundwinkel zuckten. Ehe er antworten konnte, hupte es, und ich sah durch den Regen, dass ein VW Golf am Kirchhoftor vorgefahren war.
    » Da ist er. Ich muss los.« Ich humpelte davon und hoffte inständig, dass er nicht noch einmal nach meiner Verletzung fragen würde.
    Ganz Gentleman beugte sich Geoff hinüber und öffnete von innen die Beifahrertür, damit ich einsteigen konnte. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen fiel mir auf, wie dicht in einem normalen PKW Fahrer und Beifahrer nebeneinandersitzen. Obwohl Blake sich sicher ausführlich nach meinem Knie erkundigt hätte und ich eigentlich nicht wollte, dass jemand erfuhr, was letzte Nacht zwischen uns passiert war, wäre er wahrscheinlich doch die bessere Wahl gewesen. Geoff schaute mir ins Gesicht, damit ich seine strahlend blauen Augen bewundern konnte. » Alles in Ordnung?«
    » Schon okay. An der Ampel links abbiegen, und von da aus sage ich dir, wie es weitergeht«, erklärte ich kurz angebunden und nahm mir vor, nur das Allernötigste mit ihm zu reden. Doch Geoff hatte natürlich ganz andere Vorstellungen.
    » Wie kommt es eigentlich, dass du nie etwas mit mir unternehmen willst, Sarah?« Dazu machte er ein wehleidiges Gesicht.
    » Ich weiß nicht, wovon du redest. Hier wieder links.«
    Geoff bog elegant um die Ecke. » Ich habe fast den Eindruck, dass du mich gar nicht magst.«
    » Doch, doch, wie kommst du denn darauf?«, widersprach ich höflich. » Du bist… äh… sehr nett. Ein sehr netter Kollege.«
    » Ich hatte gehofft, ein bisschen mehr für dich sein zu können als nur ein Kollege.«
    Ich presste die Fingernägel in meine Handballen. Lieber Gott, bitte nicht. Wenn er mir jetzt zu nahe kommt, falle ich tot um. Und zwar auf der Stelle. Ironischerweise wehrte ich mich vor allem deshalb gegen seine Zuneigung, weil er mir so hartnäckig nachstellte. Manche Frauen litten Qualen, weil er nicht mit ihnen redete, und andere strahlten noch tagelang glückselig, wenn er ihnen ein einziges Lächeln geschenkt hatte. Warum konnte er denn nicht einer von denen hinterherrennen?
    Er warf mir erneut einen Blick zu. » Hier muss ich rechts abbiegen, stimmt’s?«
    Ich nickte verblüfft. Woher kennst du denn den Weg so genau, Geoff?
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, erzählte er leichthin: » Ich erinnere mich noch, wie du irgendwann mal erwähnt hast, dass du in der Wilmington-Siedlung wohnst. Du bist doch nicht umgezogen, oder?«
    » Nein.« Ich überlegte angestrengt, wann mir das in seiner Gegenwart wohl herausgerutscht war. Offenbar war ihm sehr daran gelegen, das Thema zu wechseln, denn von da an plapperte er ohne Pause belangloses Zeug über andere Kollegen. Ich war in Gedanken ganz woanders und nickte nur hin und wieder abwesend. Doch dann fiel mein Blick auf etwas, das mich augenblicklich in die Realität zurückholte. Ich beugte mich hinunter und angelte es unter meinem Sitz hervor. Den rot-weißen Aufdruck hatte ich sofort als zu einer Schachtel Marlboro-Zigaretten gehörig erkannt.
    » Geoff, was machst du denn damit?«
    Er schaute zu mir herüber. » Jetzt krieg dich mal bitte ein, ja? Ich rauche eben gelegentlich mal eine zur Entspannung.«
    » Aber du bist doch Sportlehrer«, entgegnete ich.
    » Ja, schon, aber doch kein Heiliger. Ich trinke ab und zu ein Gläschen, rauche ab und zu ein Zigarettchen– na und? Um Sport an einer Mädchenschule zu unterrichten, muss man kein Ausnahmeathlet sein, das kann ich dir versichern.« Dann warf er mir noch einen Seitenblick zu. » Elaine weiß selbstverständlich nichts davon– und das sollte möglichst auch so bleiben.«
    » Ja, natürlich.« In meinem Kopf drehte sich alles. Ich war bislang überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass Geoff mich überfallen haben könnte; vielleicht deswegen, weil ich wusste, dass der Angreifer Raucher war. Aber jetzt…
    Ein alter Witz schoss mir durch den Kopf: Nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.
    » Von hier an musst du mich lotsen«, sagte er und bog im Schritttempo in unsere Siedlung ein.
    Ich verspürte den starken Drang, auf der Stelle auszusteigen. » Lass mich am besten gleich hier raus. Das kurze Stück kann ich laufen.«
    » Kommt nicht in Frage. Ist doch gar kein Problem. Wo genau ist es?« Er trat kurz aufs Gaspedal und beschleunigte so, dass es zu gefährlich gewesen wäre, die Tür zu öffnen. Geoff hatte wieder mal das Heft in der Hand, und er genoss es sichtlich.
    Ich gab

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