Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
der Nacht ausgerechnet hier. Hat das vielleicht irgendwas mit dir zu tun?«
    Wie unendlich peinlich. » Er hat doch hoffentlich keinen Ärger veranstaltet? Ich hatte gedacht, er beruhigt sich schon wieder und fährt dann nach Hause.«
    In Blakes Augen flackerte etwas, und sein Gesicht verlor stark an Ausdruck, abgesehen von seinem kühl-amüsierten Blick, was mir inzwischen als sein Pokerface vertraut war. » Er war also tatsächlich hier bei dir.«
    Ich wand mich bei dem Versuch zu erklären. » Er ist hier vorbeigekommen. Ich wollte das nicht… Ich meine, ich wusste nicht, dass er kommt, und ich habe ihn nicht reingelassen.«
    Blake wartete wortlos. Ich biss mir auf die Unterlippe.
    » Er hat mir Blumen mitgebracht. Einen ziemlich großen Strauß. Aber ich… Ich wollte ihn nicht.«
    » Waren das rein zufällig diese Blumen hier?«
    Sie lagen achtlos mitten im Vorgarten, wo Geoff sie hingeworfen hatte, ein trauriger Haufen zerknickter Stängel und gequetschter Blüten. Auf der Plastikfolie hatten sich kleine Wassertröpfchen gesammelt.
    » Also, ich wollte Geoff wirklich nicht in Verlegenheit bringen«, sagte ich und meinte das zu meiner eigenen Überraschung genau so, wie ich es sagte. » Er hat es gestern Abend einfach ein bisschen übertrieben. Ich glaube nicht, dass er mir etwas tun wollte. Er war nur ein bisschen frustriert, denn ich konnte nicht… Ich konnte das nicht…«
    » Erwidern«, half Blake mir auf die Sprünge.
    » Genau. Danke. Und da habe ich ihn hier draußen allein gelassen, damit er sich beruhigt.«
    » Alles klar. Und wie spät war das?«
    » Halb elf ungefähr?« Ich runzelte die Stirn und versuchte mich zu erinnern. » Es war kurz nach zehn, als er klingelte, und dann haben wir eine Zeitlang geredet. Es war so gut wie unmöglich, ihn loszuwerden.«
    » Und du hast ihn nicht reingelassen?«
    » Ich hab nicht mal die Kette abgenommen«, erklärte ich. » Er war irgendwie seltsam.«
    » Hat er dich eingeschüchtert?«
    Ich sah Blake an und erkannte plötzlich, dass er erbost war– regelrecht wütend. Jedoch nicht auf mich.
    » Na ja, irgendwie schon. Ich weiß nicht, ob ich mich zu Recht bedroht gefühlt habe, aber die ganze Situation mit Geoff– die war eben etwas außer Kontrolle geraten. Er konnte meine Ablehnung einfach nicht akzeptieren.« Plötzlich hatte ich Mühe, meine Tränen zurückzuhalten, und musste kurz durchatmen, um die Fassung nicht ganz zu verlieren. » Sag’s mir lieber gleich. Was hat er angestellt?«
    In diesem Moment sprang einer der Sanitäter aus der Hecktür des Krankenwagens, schlug sie zu und rannte zum Fahrerhaus. Gekonnt wendete er das Fahrzeug und brauste mit Blaulicht davon, gefolgt von einem der Polizeiwagen, der ebenfalls unter Blaulicht fuhr. Das Motorengeräusch verebbte in Richtung Hauptstraße, und dann heulte das Martinshorn auf. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich meinte einen Anflug von Mitgefühl in Blakes Gesicht zu lesen. Doch statt etwas zu sagen, schaute er an mir vorbei, straffte sich und setzte einen indifferenten Blick auf. » Hallo Chef. Sarah hat sich gerade nach Mr. Turnbull erkundigt.«
    Ich wandte mich zu Vickers um. Aus der Nähe betrachtet erinnerte er noch mehr als sonst an eine Schildkröte. Sein Gesicht wirkte runzlig und verwittert.
    » Üble Sache. Haben Sie etwas gehört, Sarah? Etwas Ungewöhnliches?«
    Ich schüttelte den Kopf und schlang die Arme um meinen Körper. Mir war plötzlich kalt. » Worum geht es denn? Was hätte ich hören sollen?«
    Die Polizisten tauschten Blicke aus, und nachdem Vickers stillschweigend sein Okay gegeben hatte, begann Blake: » Wir haben einen Anruf von Harry Jones bekommen. Das ist der Milchmann, der immer hier in der Gegend unterwegs ist. Das war vor ungefähr« – er sah auf seine Uhr– » einer Dreiviertelstunde. Ihm war etwas aufgefallen.«
    Statt weiterer Erklärungen legte Blake seine Hand wieder auf meinen Arm und zog mich weiter. Dieses Mal widersetzte ich mich nicht, sondern folgte ihm durch die Gartenpforte auf den Fußweg. Links von mir stand Geoffs Auto. Es war mit zwei Rädern auf dem Gehweg geparkt, das Fahrzeugheck zeigte zu uns. Rechts war ein Reifen aufgeschlitzt und lag als schwarzer Pfuhl aus Gummifetzen auf dem Pflaster. Die Heckscheibe war ein feines Geflecht aus geborstenem Glas, und auf der Straße glitzerten noch mehr Splitter. Vor Schreck presste ich die Hand auf den Mund. Mit weichen Knien ging ich noch zwei Schritte näher. Aus diesem Winkel konnte ich

Weitere Kostenlose Bücher