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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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die Seitenfenster sehen– leere schwarze Löcher, das Glas in winzigen Splittern am Boden, nur einige wenige Scherben steckten wie spitze Zähne noch im Rahmen.
    » Aber warum sollte Geoff sein Auto so demolieren?«, fragte ich Blake und begriff immer noch nicht.
    » Hat er auch nicht. Der Milchmann hat ihn auf dem Fahrersitz gefunden. Aber derjenige, der das Auto so zugerichtet hat, ist mit ihm genauso umgegangen.«
    » Was?«, fuhr ich die beiden Polizisten an. Mein Herz raste, und meine Kehle war zugeschnürt, als ob jemand sie zusammenpresste. » Aber er ist doch nicht…«
    » Er ist nicht tot, nein.« Mühsam brachte Vickers die Worte mit seiner rostigen, angestrengten Stimme hervor. » Aber er ist in ziemlich kritischem Zustand, so viel ist sicher.«
    » Kopfverletzungen«, erläuterte Blake. » Sieht so aus, als ob der Angreifer aus unmittelbarer Nähe mit einem stumpfen Gegenstand äußerst brutal auf ihn eingedroschen hat. Man braucht sich ja nur anzusehen, was er mit dem Auto angestellt hat.«
    Da hatte er Recht, und es war mir schleierhaft, wie man einen solchen Angriff überleben konnte. Als hätte er meine Gedanken gelesen, nickte Vickers in Richtung Auto. » Wahrscheinlich hat es ihm das Leben gerettet, dass er da dringesessen hat. Der Rahmen hat ihn vor dem Schlimmsten bewahrt. Begrenzter Raum, verstehen Sie? Nicht genug Platz, um ordentlich auszuholen.« Er imitierte die entsprechende Bewegung, und mir krampfte sich der Magen zusammen. Ich schwankte und fühlte, wie mir der Schweiß auf dem Rücken ausbrach und unter der Brust hervorperlte. Meine Hände und Füße waren wie Eisklumpen, und in meinem Kopf drehte sich alles. Ich schloss die Augen vor dem, was ich sah, als könnte ich es dadurch verschwinden lassen. Das Dunkel war zum Greifen nahe, es war so einfach, mich hineingleiten zu lassen, weg von allem. Zwei Hände, von denen ich wusste, dass sie zu Blake gehörten, hielten mich an den Schultern und drückten kräftig zu.
    » Ganz ruhig. Schön tief Luft holen.«
    Mit geschlossenen Augen atmete ich die kühle Nachtluft ein, wobei mir schemenhaft bewusst war, dass Blake mich weg von dem Auto führte, weg von der Stelle, wo der Boden mit einer schwärzlichen Flüssigkeit bedeckt war– mit Blut, wie mir jetzt klar wurde. Er bugsierte mich zur Gartenmauer und drückte mich hinunter, sodass ich mich setzen konnte. Er hielt mich so lange fest, bis ich in der Lage war abzuwinken und ihm zu versichern, dass ich nicht wieder umfiele.
    Aus weiter Ferne konnte ich hören, wie er Vickers auseinandersetzte, dass Geoff hergekommen war, um mich zu besuchen, ich ihn jedoch nach halb elf nicht mehr gesehen hatte. Dann schwiegen die beiden Polizisten, und ich konnte beinahe hören, wie Vickers’ Verstand arbeitete.
    » Nun gut«, sagte er schließlich. » Unser Bursche ist also hier aufgetaucht und hat sich einen Korb geholt. Aber dann ist er nicht mehr weit gekommen. Die Frage ist, warum?«
    Inzwischen hatte ich mich so weit erholt, dass ich wieder sprechen konnte. » Er sagte, er wolle noch ein wenig hier warten. Er meinte… Er hat gesagt, dass hier manchmal seltsame Typen herumlaufen.«
    » Hat er das genau so gesagt?«, hakte Vickers postwendend nach.
    Ich nickte.
    » Was mag er damit gemeint haben?«, fragte er, doch die Frage war mehr an sich selbst gerichtet. » Vielleicht hatte er ja etwas gesehen.«
    » Aber vielleicht war es auch nur ein Vorwand, um noch eine Weile hier rumzusitzen«, warf Blake ein.
    Ich spürte, wie ich rot wurde. » Das hatte ich auch vermutet. Ich dachte, er wollte einfach noch ein bisschen abtouren, bevor er wieder nach Hause fährt. Er war gerade dabei, eine Zigarette zu rauchen, als ich noch einmal aus dem Fenster gesehen habe.«
    Vickers strich sich mit den Händen über das Gesicht, wobei die Stoppeln, die sein Kinn allmählich überzogen, ein trockenes, raspelndes Geräusch erzeugten. » Unser Bursche ist also total aus dem Häuschen und weiß nicht so richtig, wo’s langgeht, und beschließt, da draußen erst mal zur Besinnung zu kommen.«
    » Ich denke, er wollte mir damit auch demonstrieren, dass er nicht einfach verschwindet, bloß weil ich das so will.«
    Vickers nickte. » Sehr wahrscheinlich. Er sitzt also da draußen und ist, soweit wir wissen, mit sich selbst beschäftigt… Sobald die Tageszeit etwas menschenfreundlicher ist, tun Sie mir doch den Gefallen und klopfen ringsum mal ein bisschen an die Türen. Okay, Blakey? Nur um zu klären, ob vielleicht jemand am

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