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Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Titel: Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Schmidt , Jared Cohen
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«seriösen» und «prominenten» Anbietern wählen, und der scheinbar unstillbare Hunger nach Boulevardnachrichten lässt vermuten, dass viele Verbraucher dem prominenten Anbieter den Vorrang geben. Der Grund für ihre Beliebtheit wird ihre Präsenz sein, weniger die konstante Qualität der Inhalte.
    So wie Prominente heute ihre Stiftungen und Unternehmen gründen, werden sie in Zukunft auch eigene Medien schaffen, um sich als Marke zu verkaufen. Einige dieser Nachrichtenanbieter könnten durchaus seriöse Beiträge zur öffentlichen Diskussion liefern, während die meisten vermutlich geistlos und nahezu inhaltsfrei sein werden und lediglich der Selbstvermarktung dienen.
    Eine Zeit lang werden Nutzer zu diesen Promi-Kanälen strömen, weil sie neu sind und einen Trend auslösen. Wer ihnen treu bleibt, stört sich nicht daran, dass die Qualität im Vergleich zu den professionellen Medien zu wünschen übrig lässt. Medienkritiker werden diese Veränderungen beklagen und den Tod des Journalismus heraufbeschwören, doch das ist verfrüht, denn mit neuen Publikumsströmen ist immer auch ein neuer Anspruch verbunden. Wenn ein Prominentenkanal nicht genug oder falsche Informationen bietet, wird das Publikum wieder abwandern. Leser sind launisch, und sie werden umso launischer, je größer das Angebot ist. Wenn Promikanäle das Vertrauen ihres Publikums verspielen, kehrt es wieder zu den professionellen Nachrichtenmedien zurück, die sich in der Zwischenzeit verändert haben, mehr Inhalte und Themen anbieten und schneller geworden sind. Natürlich besinnen sich nicht alle Leser eines Besseren, genau wie zuvor nicht alle Leser zu neuen und angesagten Anbietern gewechselt sind. Letztlich bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die prominente Konkurrenz langfristig auf die Medienlandschaft haben wird, doch sie wird sicher im Kampf um Zuschauer, Leser und Werbekunden mitmischen und die Branche in Aufruhr versetzen.
    *
    Die zunehmende Vernetzung bedeutet nicht nur neue Herausforderungen für die herkömmlichen Medien, sondern auch neue Chancen für die Medien ganz generell, vor allem in Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit. Korrupte Politiker und mächtige Kriminelle können ihren Machenschaften auch deshalb ungestraft nachgehen, weil sie die Medien kontrollieren, sei es, weil sie die Eigentümer sind, oder weil sie mit Verfolgung, Gewalt, Bestechung und Einschüchterung arbeiten. Das trifft auf Länder wie Russland, in denen die Medien weitgehend verstaatlicht sind, genauso zu wie auf Mexiko, in denen Verbrechersyndikate die Macht an sich gerissen haben und ganze Regionen beherrschen. Das Ergebnis ist eine abhängige Berichterstattung, die die Politik nicht mehr zur Rechenschaft zieht und der Öffentlichkeit keine Möglichkeit mehr gibt, die strafrechtliche Verfolgung einzufordern.
    Die Vernetzung kann dazu beitragen, dieses Machtungleichgewicht zu korrigieren. Eine der interessantesten Möglichkeiten dazu ist die Verschlüsselungstechnik, die gefährdeten oder untergetauchten Verlegern und Korrespondenten neue Spielräume eröffnet. Man könnte sich beispielsweise eine internationale Nichtregierungsorganisation vorstellen, die Journalisten in Krisenregionen bei ihrer Arbeit unterstützt. Der Unterschied zu heutigen Organisationen dieser Art sind die verschlüsselten Plattformen, die für die Medien in den betroffenen Ländern eingerichtet werden. Diese Plattformen sind zwar neu, aber im Grunde erstaunlich einfach. Um die Anonymität der Journalisten zu wahren (die in der Hierarchie der Berichterstattung am stärksten gefährdet sind), wird jeder Reporter mit einem einmaligen Code im Portal registriert. In diesem Code werden Namen, Handynummern und andere identifizierbare Details verschlüsselt, und nur einige wenige Mitarbeiter der Organisationszentrale (nicht bei dem Medienanbieter selbst) haben Zugang zu diesen Codes. Im betreffenden Land selbst sind die Reporter nur unter diesem Code bekannt, den sie benutzen, wenn sie ihre Berichte an das Medium schicken oder mit ihren Informanten und Herausgebern kommunizieren. Wenn beispielsweise ein Journalist über Unregelmäßigkeiten bei Präsidentschaftswahlen berichtet (wie dies zum Beispiel im Oktober 2012 in Venezuela geschah, wo die Berichterstatter allerdings nicht anonym waren), dann können die Häscher des Systems sie nicht verfolgen, da sie die Daten nicht entschlüsseln können und bei den betreffenden Medien niemand persönlich mit den Reportern zu tun hat. Die

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