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Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)

Titel: Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Schmidt , Jared Cohen
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der Störung von Signalen und der Programmierung von Viren den Internetzugang von Muslimen in seinem Stadtteil sabotieren.
    Einige Extremisten könnten virtuelle Pöbeleien sogar vorziehen, wie der Neonazi-Aussteiger Christian Picciolini erklärte: «Für Extremisten ist die virtuelle Einschüchterung einfacher, denn das Internet nimmt der Interaktion das Menschliche, es verschafft einen gewissen Schutz durch die Anonymität und die virtuelle Distanz. Das Internet wirkt wie ein unpersönlicher Schutzschild und ermöglicht es dem Täter, Dinge zu sagen, die er von Angesicht zu Angesicht vermutlich niemals sagen würde, aus Angst vor der Meinung anderer oder vor rechtlichen Konsequenzen. Rassistische Hetzparolen sind zu Recht tabu, aber im Internet kann man sie anonym loswerden und wird nicht dafür zur Rechenschaft gezogen.» Picciolini geht davon aus, dass die virtuelle Hetze durch Extremisten in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird, «denn für die Täter hat die Diskriminierung im Internet weniger Folgen.» [305]
    In der Vergangenheit griffen die Mächtigen zu physischer und legaler Ausgrenzung, und in Zukunft werden sie die virtuelle Diskriminierung in ihr Repertoire aufnehmen. Wenn die Situation unerträglich wird, wird der Konflikt, wie auch schon in der Vergangenheit, eskalieren.

Mehrdimensionale Konflikte
    Seit jeher werden Konflikte von Falschinformation und Propaganda begleitet. Schon der römische Feldherr Julius Cäsar füllte seinen berühmten Bericht über die Gallischen Kriege ( 58 bis 50  v.Chr.) mit sensationsheischenden Beschreibungen der wüsten Barbaren, gegen die er in die Schlacht gezogen war. [306] Im Gemenge der widersprüchlichen Darstellungen ist es oft schwierig, die «Guten» von den «Bösen» zu unterscheiden, und im digitalen Zeitalter wird dies noch problematischer werden. In Zukunft wird der Marketingkrieg zwischen verfeindeten Parteien fester Bestandteil des Konflikts sein, denn alle Beteiligten werden Zugang zu elektronischen Plattformen, digitalen Instrumenten und Computern haben, mit denen sie ihre Geschichten für das heimische und ausländische Publikum immer besser aufbereiten können. Dies ließ sich zum Beispiel im November 2012 während des Konflikts zwischen Israel und der Hamas beobachten, als die Terrorgruppe in einem viralen Marketingkrieg die virtuelle Welt mit schockierenden Aufnahmen von toten Frauen und Kindern überschwemmte. Die Hamas, die ihre Unterstützer in einer gedemütigten und demoralisierten Bevölkerungsgruppe sucht, konnte die größere Zahl der Opfer im Gazastreifen für ihre Zwecke ausnutzen. Die israelische Regierung, der es eher darum geht, die nationale Moral aufrechtzuerhalten und ihre Handlungen unzweideutig darzustellen, reagierte mit einem Twitterkonto namens IDFS pokesperson, auf dem zum Beispiel folgender Tweet veröffentlicht wurde: «Video: IDF Pilots wait for area to be clear of civilians before striking target YouTube.com/watch?v=G 6 a 112 wRmBs» [307] [Piloten der israelischen Luftstreitkräfte warten mit ihrem Angriff, bis Zivilisten das Areal geräumt haben]. Natürlich hat die Seite, die bereit ist, den Tod zu verherrlichen und für Propagandazwecke auszunutzen, im Marketingkrieg einen Vorsprung, vor allem wenn größere und schlechter informierte Teile der Bevölkerung diese Nachrichten wahrnehmen. Die Propagandastrategie der Hamas ist keineswegs neu, doch über Portale wie YouTube, Facebook und Twitter erreicht die Gruppe heute ein deutlich größeres und nicht des Arabischen mächtiges Publikum im Westen, das den Marketingkrieg der Terroristen mit jedem Tweet, Like und Plus-One unterstützte.
    In Zukunft werden die Konfliktparteien versuchen, noch vor Beginn der Auseinandersetzungen das digitale Marketing der anderen Seite zu torpedieren. Wenige Konflikte sind schwarz-weiß, und das neue Kräftegleichgewicht auf dem Gebiet der Kommunikation wird die Wahrnehmung eines Konflikts durch Bürger, Politiker, Militärs und Medien erheblich verändern. Die Tatsache, dass jede Seite ihre Version der Ereignisse darstellen und weitergeben kann, wird umgekehrt viele Darstellungen in zweifelhaftem Licht erscheinen lassen. Angesichts der zahlreichen Widersprüche und der mangelnden Verifizierung werden alle Darstellungen entwertet. Nach der Verfügbarkeit der Technologie selbst ist daher die größte Herausforderung das Datenmanagement, also die Zusammenstellung, Einordnung, Bewertung und Verifizierung von Informationen aus dem

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